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Kleinste Virenmengen können zur Afrikanischen Schweinepest führen

Bei den Biosicherheits- und Präventionsmaßnahmen ist zu beachten, dass bereits 5 Einheiten des ASP-Virus ausreichen, um eine Infektion hervorzurufen.

Eine bessere Kenntnis des ASP-Virus wird seine Eindämmung und frühzeitige Diagnose erleichtern. Der Leiter des Forschungsteams Professor Grzegorz Wozniakowsk trägt dazu bei, die Krankheit besser zu verstehen. In seiner Arbeit (Walczak et al. 2020) versucht er, das mit der Viruslast und der Ausscheidung des Virus verbundene Risiko und mögliche Schwierigkeiten bei der richtigen Erkennung der Krankheit auf Betriebsebene aufzuzeigen.

Durch die Arbeit mit 3 verschiedenen Dosen, 1000-500-5 Hämagglutinationseinheiten (HAU, eine Einheit zur Virusquantifizierung), eines hochvirulenten Stamms liefert ihr Experiment wertvolle Informationen mit wichtigen praktischen Auswirkungen in Bezug auf die Prävention und die frühzeitige Diagnose. Wir möchten hier die wichtigsten Erkenntnisse zusammenfassen.

Die Infektion von Schweinen ist mit nur fünf Einheiten des ASP-Virus möglich: Die Tatsache, dass der für eine Infektion erforderliche Titer sehr niedrig sein kann, zeigt Tierärzten und Landwirten, dass die potenzielle Einschleppung der ASP in einen Betrieb auf eine sehr geringe Dosis des Virus zurückzuführen sein kann.

Was ist die wichtigste praktische Bedeutung einer so niedrigen Infektionsdosis ?

Für uns war die eigentliche Überraschung, dass bereits fünf Dosen des Virus ausreichten, um den klinischen Verlauf der Krankheit zu reproduzieren. Ich denke, für Polen und die Nachbarländer war dies die wichtigste Botschaft. Sie hat einen Einfluss darauf, wie die potenzielle Ausbreitung der ASP aus einer Population infizierter freilaufender Wildschweine auf Hausschweine verhindert werden kann. Manchmal ist es schwierig, Menschen davon zu überzeugen, dass bestimmte Verfahren und Maßnahmen hinsichtlich der Biosicherheit entscheidend sind, um die Ausbreitung des Virus auf Schweinehaltungsbetriebe zu verhindern. Ich denke, letztendlich ist der entscheidende Punkt die Sensibilisierung für dieses Thema. Wir tun unser Bestes, um Kampagnen zur Präsentation der Ergebnisse unserer Tierversuche zu organisieren und das Bewusstsein für die potenzielle Infektiosität des Virus und die Gefahr der ASP, die in fast jedem Schweinehaltungsbetrieb auftreten kann, zu schärfen.

Würden unterschiedliche Virenmengen einen Unterschied in den klinischen Ausprägungen der Krankheit erklären? Mit anderen Worten, würden fünf Einheiten eine geringere klinische Wirkung erzeugen als eine höhere Dosierung ?

Nein, wir beobachteten den gleichen klinischen Verlauf, unabhängig von der ersten Dosis oder dem Titer des Virus bei der Infektion.

Hängt solch eine geringe Infektionsdosis vom Infektionsweg ab, also davon, ob die Infektion intranasal, über den direkten Kontakt oder durch Aerosole erfolgt? Auf welchem Weg müssten die Viren das Schwein erreichen ?

Wir untersuchten, ob es möglich war, das Schwein über den intranasalen Weg zu infizieren, und tatsächlich war dies der Fall, denn eine intranasale Infektion ist für die Ausbreitung der ASP von großer Bedeutung. Es wurden auch Aerosol- und Luftübertragungswege getestet, deren Ergebnisse noch analysiert werden, aber wir haben Hinweise darauf, dass es auch andere Übertragungsmöglichkeiten geben könnte. Es ist zu beachten, dass die Infektionswege durch Aerosole oder direkten Kontakt bereits von anderen Autoren nachgewiesen wurden.

Haben Sie angesichts der Tatsache, dass der in Ihrem Experiment verwendete ASP-Stamm hochvirulent war, Unterschiede im klinischen Erscheinungsbild festgestellt ?

Während dieses Experiments zeigte sich die Krankheit in mindestens drei Formen der ASP (akut, subakut und chronisch). Einige frühere Studien deuten darauf hin, dass die Form der Krankheit von der Virulenz eines bestimmten Virusisolats abhängen kann (d. h. chronische Form - niedrig virulente Stämme, subakute Form - mäßig virulente Stämme etc.). Andere Studien ergaben, dass der klinische Verlauf der ASP nicht nur von der Virulenz des Isolats abhängen kann, sondern auch von der Virenmenge, den Infektionswegen und der individuellen Prädisposition der Tiere. Dennoch bewies unsere Studie, dass das gleiche Virusisolat in der Lage ist, zu verschiedenen klinischen Formen der Krankheit zu führen.

Abbildung 1: Chronische Form der Afrikanischen Schweinepest (ASP). Der Pfeil zeigt geschwollene Gelenke. Quelle: Walczak et al. Pathogens, 2020,9, 237

Abbildung 1: Chronische Form der Afrikanischen Schweinepest (ASP). Der Pfeil zeigt geschwollene Gelenke. Quelle: Walczak et al. Pathogens, 2020,9, 237

Stellten Sie Unterschiede bezüglich der klinischen Symptome fest?

Während des Experiments beobachteten wir übliche, ASP-typische, aber unspezifische klinische Symptome wie Fieber, Blässe, Antriebslosigkeit und eine verminderte Futteraufnahme. Es sollte allerdings auch berücksichtigt werden, dass einige virämische Tiere erst spät Fieber zeigten; in einigen Fällen war Fieber nicht einmal nachweisbar. Und ein virämisches Tier, das hohes Fieber hatte, war immer noch am Futter interessiert.

In unserem Experiment beobachteten wir ein interessantes Phänomen: Bei einem infizierten Schwein sahen wir eine chronische Krankheit. Dieses Schwein überlebte bis zum 32. Tag des Versuchs und zeigte den klassischen klinischen Verlauf der Afrikanischen Schweinepest. Dies zeigt, dass Schweine oder Wildschweine unter bestimmten Bedingungen die Infektion überleben können.

Haben Sie Unterschiede in der Inkubationszeit festgestellt?

Die kürzeste Inkubationszeit wurde auf 5 Tage geschätzt. Schweine mit der chronischen Form der Krankheit (Tiere, die die Krankheit überlebten) wiesen verzögerte Inkubationszeiten (12 und 20 Tage) auf, aber andererseits wiesen auch mehrere Schweine mit der subakuten Form der ASP verzögerte Inkubationszeiten (16 und 17 Tage) auf, so dass die Inkubationszeiten nicht eindeutig mit der Form der Krankheit in Verbindung gebracht werden konnten.

Welche praktischen Auswirkungen hat Ihre Studie auf die Diagnose und Überwachung im Betrieb?

Die tierärztliche Diagnose kann schwierig sein und die endgültigen Ergebnisse sollten immer auf Laboruntersuchungen beruhen. Klinische Symptome können unspezifisch und variabel sein. Einige in der Praxis auftretende Symptome könnten auf eine Krankheit hindeuten, die mit Antibiotika geheilt werden kann, wie z. B. Rotlauf. Das ASP-Virus breitet sich jedoch nur langsam von Schwein zu Schwein aus. Manchmal kann ein einzelnes Schwein mit hoher Temperatur (über 41,5 Grad) das erste klinische Symptom für den Beginn eines Ausbruchs der Afrikanischen Schweinepest sein​​​​​​​.

Schweinebetriebe, insbesondere solche, die sich in Risikogebieten befinden, sollten jeden Fall von unerklärlichem Tiersterben sofort diagnostizieren und der Tierkadaver (Material mit der höchsten Viruslast) sollte gemäß den Verfahren zur Biosicherheit ordnungsgemäß entsorgt werden.

Das Personal des landwirtschaftlichen Betriebs und die Tierärzte sind die ersten, die mit infizierten Tieren in Kontakt kommen können. Ihr Bewusstsein für die richtige Vorgehensweise bei der Diagnose, Handhabung und Entsorgung verdächtiger Tiere und ihre Kenntnisse über die aktuelle Epidemiologie können eine Schlüsselrolle bei der Prävention und der Minimierung der Folgen eines möglichen Ausbruchs spielen.

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