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Der britische Schweinefleischsektor nach dem Brexit

Abgaben oder Einfuhrquoten beim Schweinefleischhandel zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich könnten drastische Preisveränderungen zur Folge haben, die sich auf die Nachfrage auswirken.

29 November 2016
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Der britische Agrarverband Agriculture and Horticulture Development Board (AHDB) hat einen Bericht über die Auswirkungen des Brexit auf die verschiedenen landwirtschaftlichen Sektoren des Vereinigten Königreichs veröffentlicht. Der Nahrungsmittel- und Getränkesektor nimmt mit einem Wert von 6,25 Milliarden £/Jahr bei den britischen Exporten den vierten Platz ein.

Chancen

Das Vereinigte Königreich kann beschließen, die Einfuhrzölle für Schweinefleisch auf dem gegenwärtigen Niveau der EU beizubehalten und diese auf die Einfuhren aus der EU anzuwenden, sofern kein Handelsabkommen abgeschlossen wird. Ebenso könnten Quoten eingeführt werden, um die Einfuhrmengen zu beschränken. Infolge solcher Maßnahmen dürfte sich die Menge an Schweinefleisch, die aus der EU in das Vereinigte Königreich eingeführt wird, deutlich reduzieren, was kurzfristig einen erheblichen Angebotsengpass auf dem britischen Markt zur Folge hätte, bis sich die nationale Produktion an die veränderten Handelsströme angepasst hat.

Was die Märkte außerhalb der EU angeht, so könnte sich das Vereinigte Königreich verstärkt um den Abschluss von Freihandelsabkommen bemühen, von denen die Schweinefleischexporteure profitieren dürften. Vorteile könnten sich vor allem beim Export von minderwertigeren Teilstücken und Schlachtnebenerzeugnissen ergeben, da diese Produkte auf dem nationalen Markt nur einen niedrigen oder keinen Wert haben. Außer China dürften auch aufstrebende Märkte im übrigen Asien und in Afrika gute Handelsmöglichkeiten bieten, wenn geeignete Handelsabkommen abgeschlossen werden können.

Risiken

Sollte das Vereinigte Königreich die EU verlassen, bevor ein Handelsabkommen zustande gekommen ist, läuft es dem Bericht zufolge Gefahr, dass auf seine Schweinefleischexporte in andere EU-Länder Zölle erhoben werden. Angesichts der Tatsache, dass 70 % der britischen Schweinefleischexporte in die EU geliefert werden, hätte dies erhebliche Auswirkungen auf den britischen Exportmarkt und würde zu einem starken Preisdruck führen.

Britische Schweinefleischausfuhren 2015

Britische Schweinefleischexporte

Quelle: HMRC

Wie auch bei anderen Fleischsorten besteht die Gefahr, dass das Vereinigte Königreich nur Zugang zu einigen Märkten für Schweinefleisch und Schlachtnebenerzeugnisse erhält, wenn es die Regeln und Vorschriften der EU einhält. Werden die Handelsabkommen nicht neu verhandelt, könnte der Handel mit diesen Produkten zumindest vorübergehend blockiert sein. Sollte das Vereinigte Königreich beschließen, keine Einfuhrzölle zu erheben bzw. Einfuhrquoten mit den weltweiten Exporteuren auszuhandeln, wird der britische Markt womöglich mit billigerem Schweinefleisch aus Ländern mit weit niedrigeren Produktionskosten wie etwa den USA, Kanada oder Brasilien überflutet. Dies könnte ein massives Überangebot auf dem Inlandsmarkt zur Folge haben, und es würde eine gewisse Zeit dauern, bis sich die Produktionsmengen an die neue Situation angepasst hätten. Auch wenn ein Großteil dieses zusätzlichen Angebots die Importe aus der EU verdrängen dürfte, hätte dies trotzdem negative Auswirkungen auf den britischen Schweinefleischpreis. Der Preisverfall wiederum könnte zu einer erheblichen Reduzierung des britischen Schweinebestands führen. Die Verbrauchernachfrage steigt möglicherweise, wenn der Preis sinkt, doch die jüngste Geschichte hat gezeigt, dass dies nicht immer der Fall ist und dass noch eine Vielzahl anderer Faktoren die Kaufentscheidung der Verbraucher beeinflusst.

Kurz zusammengefasst:

  • Derzeit liefert die EU etwa 60 Prozent der britischen Schweinefleischnachfrage.
  • Die Ausfuhren sind wichtig, um aus Teilstücken, die bei den britischen Verbrauchern unbeliebt sind, Wert zu schöpfen.
  • Abgaben oder Einfuhrquoten beim Schweinefleischhandel zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich könnten drastische Preisveränderungen zur Folge haben, die sich auf die Nachfrage auswirken.
  • Von der EU erhobene Einfuhrzölle könnten die Sauenfleisch-Ausfuhren des Vereinigten Königreichs nach Deutschland, seinem Hauptabnehmer für diese Art Fleisch, bremsen und damit den Wert der britischen Sauen erheblich sinken lassen.
  • Durch Handelsabkommen und Übereinkünfte mit einzelnen Ländern über bestimmte Produkte könnte die Notwendigkeit komplizierter Freihandelsverhandlungen umgangen werden.

 

Mittwoch, 12. Oktober 2016/ AHDB/ Vereinigtes Königreich.
http://www.ahdb.org.uk

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