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Prävention von Gesundheits- und Sicherheitsproblemen in der Schweineproduktion

Nachdem wir in vorangegangenen Artkeln einen Überblick über die größten Gefahrenquellen für Schweineproduzenten geboten haben, befasst sich dieser Artikel mit praktischen Maßnahmen zur Reduzierung von Gesundheits- und Verletzungsrisiken, die aus diesen Gefahrenquellen resultieren.

Risiko für Atemwegserkrankungen

Gase
Die von Güllegasen (Schwefelwasserstoff [H2S], Ammoniak [NH3] und Methan [CH3] ) ausgehenden Gesundheitsrisiken wurden in einem vorangegangenen Artikel bereits beschrieben.

Bei der Exposition gegenüber Schwefelwasserstoff (Hydrogensulfid) kann es bei hohen Konzentrationen zum plötzlichen Tod kommen. Ammoniak kann chronische Atemwegserkrankungen verursachen, insbesondere, wenn dazu eine hohe Staubbelastung in den Ställen kommt. Methan stellt wegen des Entzündungs- bzw. Explosionsrisikos eine Gefahr dar. Das Hauptproblem diesbezüglich sind die anaerobe Respiration (unter Ausschluss von Sauerstoff) und tiefe Güllegruben (von mehr als 1 m Tiefe).

Prävention der Freisetzung gefährlicher Gase:

  1. Wo die Belastung mit Schwefelwasserstoff ein dauerhaftes Problem darstellt, sollte die Wasserversorgung auf Sulfate untersucht werden. Bei einem hohen Sulfatgehalt des Wassers (mehr als 250 ppm) ist auch der H2S-Gehalt in der Gülle höher. Wechseln Sie für Ihre Wasserversorgung zum öffentlichen Wassernetz oder bohren Sie einen neuen Brunnen.
  2. Wählen Sie glatte, leicht zu reinigende Böden für die Ställe, da 40 % des Ammoniaks in der Stallluft von den mit Gülle bedeckten Böden ausgehen. Saubere Böden halten die Ammoniakbelastung gering. Aus diesem Grund sollte eine Hochdruckreinigung alle 3-4 Wochen zur Routine werden.
  3. Das Risiko einer plötzlichen Freisetzung von H2S aus Flüssigmist steigt, wenn die Gülle beim Abpumpen bewegt wird. Je heftiger die Gülle aufgerührt wird, desto wahrscheinlicher kommt es zur Freisetzung von toxischen Konzentrationen von Schwefelwasserstoff. Aus diesem Grund sollte die Gülle anfangs sehr langsam bewegt werden, wobei gleichzeitig sicherzustellen ist, dass die Ventilation auf höchster Stufe läuft. STEIGEN SIE WÄHREND DES AUFRÜHRENS NIEMALS IN DIE GÜLLEGRUBE. Beobachten Sie von außen, ob die Schweine unruhig oder nervös werden. Sollte dies der Fall sein, hören Sie sofort mit dem Güllerühren auf und warten Sie ein paar Minuten. Beginnen Sie dann wieder, langsam zu rühren und beobachten Sie die Lage von außen. Wenn es unmöglich ist, die Güllegrube abzupumpen, ohne den Schweinen Schaden zuzufügen, kann man zur Senkung des pH-Wertes gelöschten Kalk hinzufügen, damit so mehr Schwefelwasserstoff in Lösung bleibt und nicht aus der Flüssigkeit freigesetzt wird.
  4. Lassen Sie die Güllegrube nicht zu voll werden. Pumpen Sie, wenn möglich, mehrmals im Jahr ab, um das Risiko zu verringern.
  5. Die Verwendung einer Atemschutz-/Feinstaub-Halbmaske mit integriertem Ammoniakfilter verringert das Einatmen von Ammoniak und Staub (siehe Foto).
  6. Für Personen, die in die Güllegrube steigen müssen, oder in einem Gebäude, wo es beim Bewegen der Gülle Probleme mit Schwefelwasserstoff gab, ist allerdings nur ein umluftunabhängiges Atemschutzgerät (wie es die Feuerwehr verwendet) sicher.
  7. Das Risiko für eine H2S-Intoxikation besteht jedoch auch im Freien, wenn Personen beim Abpumpen offener Jauchegruben im Lee der Hauptwindrichtung stehen.
In diesem Gebäude hätte ein Schweineproduzent beinahe sein Leben verloren, als er während des Aufrührens und Abpumpens der Gülle nach seinen Schweinen schauen wollte.

In diesem Gebäude hätte ein Schweineproduzent beinahe sein Leben verloren, als er während des Aufrührens und Abpumpens der Gülle nach seinen Schweinen schauen wollte.

Links: Der Aufenthalt von Personen im Lee einer offenen Jauchegrube kann beim Bewegen oder Abpumpen der Gülle aufgrund hoher H2S-Konzentrationen gefährlich sein. Rechts: Warnschilder wie das hier abgebildete sollten außen an den Schweineställen angebracht werden, um an die vorgeschriebenen Sicherheits- und Verhaltensmaßnahmen zu erinnern.

Links: Der Aufenthalt von Personen im Lee einer offenen Jauchegrube kann beim Bewegen oder Abpumpen der Gülle aufgrund hoher H2S-Konzentrationen gefährlich sein. Rechts: Warnschilder wie das hier abgebildete sollten außen an den Schweineställen angebracht werden, um an die vorgeschriebenen Sicherheits- und Verhaltensmaßnahmen zu erinnern.


Der Aufenthalt von Personen im Lee einer offenen Jauchegrube kann beim Bewegen oder Abpumpen der Gülle aufgrund hoher H2S-Konzentrationen gefährlich sein.

Warnschilder wie das hier abgebildete sollten außen an den Schweineställen angebracht werden, um an die vorgeschriebenen Sicherheits- und Verhaltensmaßnahmen zu erinnern.

Staub

Staubbelastung im Stall ist einer der Hauptrisikofaktoren für chronische Atemwegserkrankungen bei den in der Schweineproduktion tätigen Personen (laut Gefährdungsbeurteilung). Die Prävention umfasst zwei Maßnahmen: 1) Maximale Reduzierung von Staub in der Stallluft, und 2) Tragen einer gut sitzenden Atemschutzmaske.

Hier einige Maßnahmen zur Reduzierung der Staubbelastung im Stall:

  1. Geben Sie dem Futter zusätzlich 1 % Öl hinzu (z.B. Sojaöl, Rapsöl oder ein anderes Öl pflanzlichen oder tierischen Ursprungs).
  2. Reinigen Sie Böden, Wände, Abtrennungen und Boxen alle 3-4 Wochen mit dem Hochdruckreiniger, da der Hauptanteil des Staubes in der Stallluft immer wieder neu vom Boden oder anderen ebenen Oberflächen aufgewirbelt wird.
  3. Achten Sie auf gute selbstreinigende Böden.
  4. Erstellen Sie einen Arbeitsplan, nach dem sich besonders staubbelastete Aufgaben (z.B. Bewegen und Gruppieren der Tiere, Ausladen, diverse Stallarbeiten in der Endmast) mit weniger staubigen Arbeiten (z.B. im Warte- oder Abferkelstall) abwechseln.
  5. Steigen Sie auf Nichtraucher-Betrieb um und/oder bieten Sie den Rauchern unter Ihren Mitarbeitern ein Programm zum Ausstieg aus dem Nikotinkonsum an (Rauchen verdoppelt das Risiko für Atemwegserkrankungen bei den in der Schweineproduktion tätigen Personen).
  6. Stellen Sie sicher, dass das Ventilationssystem im Stall immer klaglos funktioniert.
  7. Halten Sie für alle Mitarbeiter Atemschutzmasken bereit, insbesondere, wenn diese Tätigkeiten mit hoher Staubentwicklung verrichten müssen (z.B. Bewegen und Sortieren der Tiere, Ausladen, diverse Stallarbeiten in der Endmast).
  8. Bauen Sie technische Systeme zur Staubreduzierung ein (siehe nachstehende Vorschläge):
    • Berieselungsanlage mit pflanzlichem Öl; kann die Staubbelastung um 75 % reduzieren
    • Recycling-Staubfiltrationssysteme

Ich empfehle als Mindestatemschutz eine gut sitzende Einweg-Atemschutzmaske mit zwei Befestigungsriemen.

Ich empfehle als Mindestatemschutz eine gut sitzende Einweg-Atemschutzmaske mit zwei Befestigungsriemen.

Nadelstichverletzungen

Wie bereits in meinem vorherigen Artikel erwähnt, kommen versehentliche Nadelstichverletzungen in der Schweineproduktion häufig vor. Sie können schwere Erkankungen sowie damit verbunden beträchtliche Ausfallzeiten und Behandlungskosten verursachen. Diese Gefahr sowie entsprechende Präventivmaßnahmen wurden eingehend bereits in dem vorangegangenen Artikel beschrieben.

Lärm

Lärmbedingter Hörverlust stellt ein signifikantes Gesundheitsrisiko in der Schweineproduktion dar. Nachstehend finden Sie einige wichtige Maßnahmen zur Reduzierung des Risikos eines Hörverlustes.

  1. Erwägen Sie Möglichkeiten, Personen ganz von besonders lärmintensiven Tätigkeiten fernzuhalten. So könnte man z.B. trächtige Sauen über ein ferngesteuertes Fütterungssystem füttern.
  2. Installieren Sie in besonders lauten Bereichen wie im Warte- oder Abferkelstall bzw. in dem Bereich, wo in der Regel Blut abgenommen wird, schallabsorbierende Materialien (z.B. schalldämpfende Deckenplatten).
  3. Tragen Sie bei allen lärmintensiven Tätigkeiten wie Blutabnehmen, Füttern der Sauen im Warte- und Abferkelstall oder beim Bewegen oder Verladen von Schweinen einen entsprechenden Gehörschutz.
Richtig sitzende Ohrstöpsel können Lärm gut dämpfen. Gleich wirksam oder noch effektiver sind Schallschutz-Kopfhörer, doch erschwert dies das Tragen von Kappen oder Mützen.

Richtig sitzende Ohrstöpsel können Lärm gut dämpfen. Gleich wirksam oder noch effektiver sind Schallschutz-Kopfhörer, doch erschwert dies das Tragen von Kappen oder Mützen.

Die beschriebenen Empfehlungen sind nur eine kurze Zusammenfassung möglicher Präventivmaßnahmen. Einzelheiten können Sie in der nachstehend aufgeführten Literaturliste nachlesen.

Literatur:

  1. Nonnenmann, MW, Donham, KJ, Rautiainen, RH, et al. Vegetable oil sprinkling as a dust reduction method in swine confinement. Journal of Agricultural Safety and Health (January, 2004); 10(1):7-15.
  2. Anthony, TR, Altmaier, R, Park, JH, and Peters, TP. Modeled effectiveness of ventilation with contaminant control devices on indoor air quality in a swine farrowing facility. (2014) Occupational and Environmental Hygiene, 2014; 11(7).
  3. Donham and Thelin. 2016. Agricultural Medicine: Rural Occupational Health, Safety, and Prevention. Wiley and Sons, pp. 143-149,278-282, 333-336, , Appendix A 532-544

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