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Zusammenfassung - Gesundheits- und Sicherheitsrisiken für Schweineproduzenten

Krankheit und Verletzungen können zu ernsten wirtschaftlichen, physischen und psychischen Problemen führen, die dem Landwirt eine effizient und mit Elan geführte Schweineproduktion verleiden und das Privatleben belasten können. Ich möchte Ihnen in diesem und weiteren Artikeln einige Kategorien auflisten, die Gesundheits- und Sicherheitsrisiken für alle in der Schweineproduktion Tätigen in sich bergen.

Die Förderung von Gesundheit und Sicherheit im Arbeitsleben ist in den Managementsystemen vieler landwirtschaftlicher Betriebe oft kein Thema. Dennoch können Krankheit und Verletzungen zu ernsten wirtschaftlichen, physischen und psychischen Problemen führen, die dem Landwirt eine effizient und mit Elan geführte Schweineproduktion verleiden und das Privatleben belasten können. Ich möchte Ihnen in diesem Artikel einige Kategorien auflisten, die Gesundheits- und Sicherheitsrisiken für alle in der Schweineproduktion Tätigen in sich bergen, und kurz besprechen, wie man diese Risiken vermeiden kann. Ein weiterer Artikel wird sich eingehender mit der Prävention ausgewählter Gesundheits- und Sicherheitsrisiken befassen.

Gase und Nadelstichverletzungen

In früheren Artikeln für pig333 habe ich die Gefahren von Gasen, die durch anaerobe Gärung von Gülle entstehen, sowie mögliche Nadelstichverletzungen besprochen.

Risiken für Atemwegserkrankungen

Atemwegsprobleme sind wahrscheinlich das wichtigste Gesundheitsrisiko, mit dem Schweineproduzenten leben. Ich persönlich hatte solche Probleme, als ich noch als Schweinepraktiker aktiv war. Das war auch der Grund, warum ich in die akademische Berufswelt gewechselt habe und nun als Professor zum Thema "Gesundheitsrisiken für Schweineproduzenten" forsche, schreibe und unterrichte.

Der in Schweineställen am häufigsten vorkommende, bedenkliche Stoff ist der Staub. Staub enthält viele potenziell gefährliche Substanzen, doch stellen die Endotoxine die größte Gefährdung der Gesundheit dar. Endotoxine stammen von den Zellwänden bestimmter im Staub enthaltenen Bakterien. Sie sind stark reizende und entzündungsverursachende Substanzen. Zu besonders hoher Exposition gegenüber dieser Art von Staub kommt es beim Sortieren oder Verladen von Schweinen bzw. bei allen Aktivitäten, wo ungewöhnlich große Mengen an Staub aufgewirbelt werden. Symptome einer heftigen Endotoxinexposition können jenen einer Grippe ähneln und zeigen sich etwa 4-6 Stunden nach Beginn der Arbeit. Die häufigsten spezifischen Symptome sind Kopfschmerzen, Husten, Muskelschmerzen, Fieber; manchmal fühlen sich betroffene Personen einfach nur schlecht und matt. Bei den meisten vergehen die Symptome binnen 24 - 48 Stunden, doch kann es bei nachfolgenden Expositionen zu immer wiederkehrenden Erkrankungen kommen. Diese werden unter der Bezeichnung Organic Dust Toxic Syndrome (ODTS) zusammengefasst. Dieses durch Einatmen von organischem Staub verursachte Syndrom scheint zwar keine langfristigen Folgen zu haben, kann die in Schweinebetrieben tätigen Personen aber durchaus für einige Tage außer Gefecht setzen.

Die langfristige Exposition gegenüber üblichen Staubkonzentrationen (z.B. bei 2 oder mehr Stunden täglich im Stall, während etwa 6 Jahren) kann zu Bronchitis führen (Irritation der Atemwege mit chronischem Husten und der Produktion von dickem Sputum). Eine schwerwiegendere Erkrankung kann gleichzeitig mit der Bronchitis, aber auch als einzelnes Krankheitsbild auftreten, nämlich das sogenannte nicht allergische Asthma. Dieses wird durch die bis tief in die Lunge reichende Entzündung verursacht und führt zu erschwertem Atmen, das zudem mit Keuchen und einem Engegefühl in der Brust einhergeht. Die Symptome verschwinden nicht von selbst, sondern werden kurzzeitig medikamentell behandelt. Wichtig sind daher Schutzmaßnahmen wie die Reduzierung der Staubbelastung in der Luft und das Tragen einer geeigneten Staubmaske, um derlei Symptomen vorzubeugen bzw. diese zumindest zu reduzieren.

Bedenken Sie auch, dass bei der Hochdruckreinigung innerhalb eines Gebäudes eine Menge Staub aufgewirbelt wird, sodass die Person, die die Reinigung durchführt, sehr hohen Endotoxinkonzentrationen ausgesetzt ist (sofern sie nicht durch eine Staubmaske geschützt ist).

Lärm

Der Lärmpegel in Schweineställen kann insbesondere bei Arbeiten im Sauenstall (Abteile mit trächtigen, abferkelnden und laktierenden Sauen) sowie bei zootechnischen Eingriffen oder Tätigkeiten wie der Entnahme von Blutproben sehr hoch werden. Ich habe diese Lärmpegel gemessen und festgestellt, dass sie hoch genug sind, um zum Hörverlust zu führen (über 85 dBA). Die Abbildung weiter unten führt verschiedene Tätigkeiten im Schweinestall auf und gibt die gemessenen (oder geschätzten) Geräuschpegel an. Wir haben das Hörvermögen von Schweineproduzenten und anderen Landwirten gemessen und festgestellt, dass bei 33 % der Personen ein lärmbedingter Hörverlust vorlag. Das Hörvermögen ist ein Sinn, der, sobald reduziert, unwiederbringbar verloren ist. Weiteren Hörverlust kann man allerdings dadurch vermeiden, dass man Maßnahmen zur Lärmreduzierung im Stall ergreift und in den besonders lärmbelasteten Sauenbereichen einen entsprechenden Gehörschutz trägt.

<p>L&auml;rmexposition in der Schweineproduktion</p>

Tierarzneimittel

In der heutigen Schweineproduktion werden viele Pharmazeutika eingesetzt. Die meiner Meinung nach gefährlichsten sind Prostaglandine und Oxytocin. Ist eine Schwangere einem dieser Präparate ausgesetzt, kann es zur Fehlgeburt kommen. Ich empfehle daher, dass schwangere Frauen niemals mit diesen Produkten umgehen sollten. Warum das Schicksal herausfordern?

Natürlich werden in der Schweineproduktion auch Antibiotika eingesetzt. In den Ländern der EU sowie in den USA ist die Verwendung von Antibiotika in subtherapeutischen Dosen als Wachstumsförderer entweder illegal oder durch Verordnungen oder Herstellervereinbarungen untersagt. In anderen Ländern mag dies allerdings anders sein. Was die möglichen Gesundheitsrisiken für die in Schweinebetrieben tätigen Personen betrifft, so können diese unter Umständen gegen die in Futter oder Tränkewasser eingemischten Antibiotika eine Allergie entwickeln. Dies kann zu Haut- oder Atemproblemen führen. Zudem kann es durch langfristige Antibiotikagaben in einem bestimmten Umfeld zu resistenten Bakterien und in der Folge zu sowohl beim Menschen wie auch bei den Schweinen nur schwer behandelbaren Infektionen kommen. Ein aktuelles Beispiel ist der MRSA-Keim (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus). Unsere Forschung hat ergeben, dass ein hoher Prozentsatz der Schweine wie auch der in Schweinebetrieben Beschäftigten diesen Keim in sich trägt, mit dem Risiko der Entstehung resistenter Infektionen.

Psychosoziale Risiken

Die psychosoziale Gesundheit in der landwirtschaftlichen Produktion ist in den meisten Ländern der Welt ein wichtiges Problem. Dies gilt natürlich auch für die Schweineproduktion. Grund dafür ist vor allem der Stress, der durch die Unsicherheit hinsichtlich des wirtschaftlichen Betriebsergebnisses entsteht. Landwirtschaftliche Betriebe müssen in einem knallharten, globalen Wettbewerbsmarkt überleben, auf dem die Preise für Schweinefleisch relativ niedrig gehalten werden, obwohl die Produktionskosten ständig steigen.

Zusätzlicher Stress kann durch Krankheitsausbrüche im Bestand, durch Ausfall von Geräten sowie durch Naturkatastrophen (Sturm, Feuer, etc.) oder Probleme mit dem Personal entstehen. Dazu können sich noch familiäre oder kommunale Probleme gesellen. Eine langfristige Belastung durch Stress kann zu Depressionen führen. Bleiben diese unbehandelt, wird oft der Betrieb vernachlässigt, Probleme mit der Familie spitzen sich zu, und am Ende kann dies den Betroffenen sogar in den Selbstmord treiben. Um das gravierende Problem einer Depression zu verhindern, ist es von entscheidender Bedeutung, Stress zu erkennen und den richtigen Umgang damit zu lernen. Eine neuere Studie unserer Forschungsgruppe hat gezeigt, dass Landwirte ein viel höheres Selbstmordrisiko tragen als die allgemeine Bevölkerung (siehe Grafik zum Vergleich von Suiziden bei Landwirtschaft und der Normalbevölkerung).

Berufsbedingte Suizidraten/100.000 f&uuml;r Landwirte/landwirtschaftliches Personal im Vergleich zu allen anderen Berufen, 1992-2010. Aus: Ringgenberg, W., Peek-Asa, C. Donham, K., Ramirez, M. Trends and Conditions of Occupational Suicide and Homicide in Farmers and Agriculture Workers, 1992, 20110. The J. or Rural Health, 0(2017) 1-8 National Rural Health Assn. (Anmerkung:&nbsp;Daten f&uuml;r 2008 und 2010 sind entweder nicht verf&uuml;gbar oder entsprechen nicht den Publikationskriterien von&nbsp;BLS.&nbsp;Daten und Raten t&ouml;dlicher Verletzungen wurden vom Autor mit eingeschr&auml;nktem Zugang zu LS CROI Mikrodata generiert/berechnet.

Berufsbedingte Suizidraten/100.000 für Landwirte/landwirtschaftliches Personal im Vergleich zu allen anderen Berufen, 1992-2010. Aus: Ringgenberg, W., Peek-Asa, C. Donham, K., Ramirez, M. Trends and Conditions of Occupational Suicide and Homicide in Farmers and Agriculture Workers, 1992, 20110. The J. or Rural Health, 0(2017) 1-8 National Rural Health Assn. (Anmerkung: Daten für 2008 und 2010 sind entweder nicht verfügbar oder entsprechen nicht den Publikationskriterien von BLS. Daten und Raten tödlicher Verletzungen wurden vom Autor mit eingeschränktem Zugang zu LS CROI Mikrodata generiert/berechnet.

Infektionen

Mensch und Schwein haben verschiedene gemeinsame Infektionserreger. Influenza, Infektionen mit Methicillin-resistentem Streptococcus aureus (MRSA) oder Streptococcus suis sowie Leptospirose sind nur einige wenige der Infektionen, die das Personal in einem Schweinebetrieb oft unfreiwillig mit den Schweinen teilt.

Prävention

Alle genannten Risiken lassen sich jedoch vermeiden oder zumindest reduzieren. In einem folgenden Artikel werde ich einen Überblick über die häufigsten praktischen Tipps zum Risikomanagement geben, damit Schweineproduzenten und ihr Personal ihre Tätigkeit weiterhin gesund und mit Freude ausüben können.

Weitere Informationen

Zu den oben genannten Themen finden Sie weiterführende Informationen in den folgenden Artikeln:

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