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Die Rolle von Transportfahrzeugen bei der Übertragung des PRRSV

Wie können wir auf einen Blick feststellen, ob ein Transportfahrzeug sauber ist?

20 April 2015
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Publikation

Ein Versuchsmodell zur Beurteilung der Rolle von Transportfahrzeugen als Übertragungsquelle für das Porzine Reproduktions- und Respirationssyndrom-Virus bei anfälligen Schweinen (An experimental model to evaluate the role of transport vehicles as a source of transmission of porcine reproductive and respiratory syndrome virus to susceptible pigs). Scott A. Dee, John Deen, Satoshi Otake und Carlos Pijoan. Can J Vet Res. Apr 2004; 68(2): 128–133

 

Zum Inhalt der Publikation

Was wurde untersucht?

Da ein kontaminiertes Transportfahrzeug ein potentieller Übertragungsweg für das PRRSV darstellt, wurde eine Studie durchgeführt, um die Rolle der Fahrzeuge bei der PRRSV-Übertragung zu beurteilen. Ziel der Studie waren:

  1. Die Bestimmung der PRRSV-Konzentration im Fahrzeug, die notwendig ist, um eine Infektion der Schweine auszulösen.
  2. Die Bestätigung, dass kontaminierte Versuchsanhänger PRRSV auf Schweine übertragen können.
  3. Die Beurteilung eines Hygiene-Protokolls für Transportfahrzeuge zur Vermeidung der Übertragung von PRRSV.

Wie wurde es untersucht?

Zum Einsatz kamen 16 bis 18 Tage alte PRRSV-naive Schweine und ein Anhänger für abgesetzte Ferkel. Das Modell wurde nach dem Vorbild eines originalen Anhängers für abgesetzte Ferkel im Maßstab 1:150 gebaut.

Arm 1: PRRSV-Verdünnungen (101, 102, 103 und 104 TCID50/ml) wurden in 5ml-Aliquoten präpariert und im Inneren des Anhängers versprüht. Danach wurden dort 2 Stunden lang PRRSV-naive Sentinel-Schweine untergebracht.

Arm 2: 4 PRRSV-naive Schweine wurden mit 2 ml PRRSV infiziert und dann 2 Stunden lang in den Versuchsanhänger gebracht. Nach dieser Kontaminationszeit wurden die Schweine, die als Virenverbreiter dienten, wieder entfernt und in jeden Anhänger 2 Stunden lang 2 PRRSV-naive Sentinel-Schweine gebracht.

Arm 3: Es wurden 4 verschiedene Hygieneververfahren untersucht. Nach einer 2-stündigen Kontaminationszeit wurden die Anhänger einem der 4 Verfahren zugewiesen. Es wurden 10 Wiederholungen durchgeführt.

Verfahren 1 - Nur mit Stallschaber auskehren: Das Innere des Anhängers wurde manuell mit einem Stallschaber aus Kunststoff ausgekehrt, um die schmutzige Einstreu aus Holzspänen zu entfernen, bevor die 2 Sentinel-Schweine in den Hänger gebracht wurden.

Verfahren 2 - Waschen und desinfizieren: Die Einstreu wurde entfernt und der Anhänger gewaschen und desinfiziert, bevor die 2 Sentinel-Schweine in den Hänger gebracht wurden.

Verfahren 3 - Waschen, desinfizieren, einfrieren und auftauen: Die Einstreu wurde entfernt und die Anhänger, wie beim Verfahren 2 beschrieben, gewaschen und desinfiziert. Zusätzlich wurden die Anhänger über Nacht in eine Gefriertruhe bei −20°C gestellt und anschließend aufgetaut, bevor 2 Sentinel-Schweine in den Hänger gebracht wurden.

Verfahren 4 - Waschen, desinfizieren und trocknen: Die Einstreu wurde entfernt und die Anhänger, wie beim Verfahren 2 und 3 beschrieben, gewaschen und desinfiziert. Danach ließ man die Anhänger 12 Stunden lang bei Zimmertemperatur (20°C) trocknen, bevor 2 Sentinel-Schweine in den Hänger gebracht wurden.

Nach allen Verfahren wurden 2 PRRSV-naive Sentinel-Schweine 2 Stunden lang in die Anhänger gebracht und anschließend 7 Tage lang in einem separaten Stall gehalten. Während der Inkubationszeit wurde am 3. und am 7. Tag nach der Exposition das Blut aller Sentinel-Schweine untersucht.

 

Was sind die Ergebnisse?

Das Serum der Schweine, die den mit 103 TCID50/ml oder 104 TCID50/ml kontaminierten Anhängern ausgesetzt waren, wurde am 3. und am 7. Tag nach der Exposition PCR-positiv getestet.

Nach der Kontamination durch andere Schweine war mindestens 1 Sentinel-Schwein in den Anhängern infiziert.

Nur das Verfahren Waschen/Desinfizieren/Trocknen reduzierte die Anzahl der PCR-positiv getesteten Abstriche aus dem Inneren der Anhänger und verhinderte eine Infektion der Sentinel-Schweine.

 

Welche Schlussfolgerung kann aus der Publikation gezogen werden?

Sie bestätigt, dass „alle Lastwagen, Anhänger und sonstigen Fahrzeuge, die für den Transport von Tieren, Tierprodukten, Erzeugnissen, Futter, Fleischabfällen benutzt wurden, sowie kontaminierte Geräte und sonstige Utensilien ein potentielles Risiko bei der Ausbreitung der Krankheit darstellen.” Solange das Innere des Transportfahrzeugs nach dem Waschen und Desinfizieren nicht vollständig trocken ist, ist eine Ansteckung möglich.

 

Enric MarcoAus Sicht der Praxis von Enric Marco

Leider ist es für die Betriebe in Gebieten mit hoher Schweinebesatzdichte üblich, den schlechten Gesundheitszustand der Tiere mit der geographischen Lage zu begründen, während er bei Betrieben in Gebieten mit geringer Besatzdichte gerne auf die Herkunft der Tiere, die Futtertransporter, das Abholen von Schlachtkörpern, den Wind, den Winter oder einfach nur auf Pech zurückgeführt wird. Selten werden die Fahrzeuge für den Tiertransport als möglicher Übertragungsweg der Krankheit in Betracht gezogen und, wenn wir dies tun, glauben wir, dass die Gefahr vom Fahrzeugäußeren ausgeht. Aus diesem Grund wurden Desinfektionsanlagen, durch die die Fahrzeuge fahren müssen, und Durchfahrbecken zur Desinfektion der Räder eingeführt.  Sobald die Außenseite des Lastwagens desinfiziert ist, schien die Gefahr überstanden zu sein. Es gibt indes immer einen Vorwand, das Innere der Anhänger bei der Suche nach möglichen Kontaminationswegen außen vor zu lassen. „Meine Arbeiter kommen nicht damit in Kontakt“, „Schweine gelangen danach nicht mehr in den Betrieb“, „mein Transportfahrzeug ist bei seiner Ankunft immer sauber“ oder „wir haben Verladebuchten“ sind gängige Ausreden. Aber sind die Lastwagen bei ihrer Ankunft immer sauber? Wurde jemals Kontakt mit dem Fahrer aufgenommen? Ist es wirklich auszuschließen, dass Schweine, die die Hebebühne betreten haben, danach wieder zurück in den Betrieb gelangen?

Der Artikel zeigt, wie leicht es ist, Schweine mit dem PRRS-Virus zu infizieren, wenn sie mit einem kontaminierten Transportfahrzeug in Kontakt kommen (in dem virämische Schweine transportiert wurden), selbst wenn es (auch mit 80°C heißem Wasser wie im Falle des Artikels) gewaschen und desinfiziert wurde. Es stimmt wohl, dass es sich noch um ein Versuchsmodell handelt, aber die beschriebenen Szenarien sind unter Feldbedingungen die Regel. Die Ausführungen der Lkw-Anhänger sind nicht ideal zum Waschen und Desinfizieren: In dem Gehäuse befinden sich zahlreiche Ecken, Beschläge und Riegel, die dies besonders schwierig machen. Außerdem ist der Fahrer in der Praxis auch selbst für die Reinigung des Lastwagens verantwortlich und der Waschplatz verfügt nicht über heißes Wasser, es gibt nur einen einzigen Ein- und Ausgang und es gibt keine Benennung der sauberen und schmutzigen Bereiche. Bei kaltem Wetter ist es üblich, dass die Lastwagen immer noch nass sind, wenn neue Tiere geladen werden. Oder der Fahrer wäscht nie seine Handschuhe oder die Werkzeuge, die er beim Laden benutzt, geschweige denn seine Stiefel. Wie können wir vor diesem Hintergrund auf einen Blick feststellen, ob ein Transportfahrzeug sauber ist? 

Ein Betrieb kann nicht ohne Transportmittel bestehen, mit denen es möglich ist, die Schweine zur Schlachtung oder zur Endmast zu bringen oder Remontetiere aufzunehmen. Aber wie können wir die Risiken, mit denen dies verbunden ist, minimieren?

Es gibt einige Maßnahmen, die Sie ergreifen können:

1. Versuchen Sie, die Größe der Ladungen auf ein Minimum zu reduzieren. Wöchentliche Ladungen zum Schlachthof zur Reduzierung der nicht-produktiven Tage pro Sau haben im Allgemeinen Priorität vor der Reduzierung der Häufigkeit, auch wenn die Kosten dafür höher sind.

2. Wo dies möglich ist, sollten Sie gewährleisten, dass die Lastwagen gründlich getrocknet sind. Stillstandzeiten vor dem Besuch von Zuchtzentren oder zwischen dem Transport von Schweinen zum Schlachthof und dem Transport von Schweinen zu anderen Betrieben sind entscheidend für die Minimierung der Risiken. Auch dies erhöht zwar die Kosten, verbessert aber die Biosicherheit.

3. Selbst wenn alle oben genannten Maßnahmen umgesetzt werden, ist es immer am sichersten davon auszugehen, dass der Lastwagen schmutzig ist. Wenn wir dies beachten, werden wir jede Vorkehrung treffen um den direkten Kontakt zwischen dem Betrieb und dem Lastwagen zu verhindern. Der Kontakt sollte immer in einer Verladebucht erfolgen, bei der die sauberen und die schmutzigen Bereiche klar festgelegt sind, der Fahrer sich nur im schmutzigen Bereich aufhalten sollte und wo verhindert wird, dass Flüssigkeiten und Tiere in den Betrieb zurückgelangen. Die Verladebucht muss sofort nach jeder Benutzung und immer ausgehend vom sauberen, hin zum schmutzigen Bereich gewaschen und desinfiziert werden. Idealerweise sollte sich die Verladebucht fernab von den Ställen befinden und über Wartepferche verfügen.

Verladebucht
 

4. Erlauben Sie dem Fahrer nicht, seine eigenen Werkzeuge zu benutzen. Stellen Sie von außerhalb des Betriebs Schuhwerk, Handschuhe etc. zur Verfügung.

Unabhängig davon, wie gut die PRRS-Kontrolle innerhalb der Betriebe ist, wird der Bestand immer wieder mit einer Häufigkeit erkranken, die umgekehrt proportional zum Niveau der Biosicherheit beim Tiertransport ist, wenn wir nicht auch die Einschleppung neuer Viren kontrollieren.

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