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Erfolgreicher Zinkersatz ist nicht nur eine Frage des Futters

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Der Ersatz von ZnO erfordert eine komplexe Lösung, die Management- und Fütterungsstrategien verbindet, um das Problem der Diarrhö bei Absetzferkeln zu lösen.

Hohe Mengen an Zinkoxid (ZnO) sind eine wirksame Waffe gegen die Magen-Darm-Bakterien, die bei Ferkeln während der Absetzphase häufig zu Durchfall führen. Ab Juni 2022 wird die EU jedoch ein Verbot für die Verwendung von ZnO in Absetzfutter durchsetzen – eine Entscheidung, die einen intensiven Wettlauf bei der Suche nach einer alternativen Lösung ausgelöst hat.

Die Zeit des Absetzens ist eine der schwierigsten Phasen im Leben eines Schweins, die mit Stress, schlechtem Wachstum und Durchfall einhergeht. Die Lösungen drehen sich in der Regel um die Optimierung der Futterzusammensetzung, weshalb sich die Suche nach einer ZnO-Alternative zunächst darauf konzentrierte, einen Futtermittelbestandteil zu finden, der als Eins-zu-eins-Ersatz dienen kann.

Mit dem Näherrücken der EU-Frist wird jedoch immer deutlicher, dass die Lösung nicht allein in einem Futterzusatzstoff zu finden ist. Stattdessen erfordert der ZnO-Ersatz eine komplexere Lösung, bei welcher der Gesundheitszustand, das Management und die Hygiene mit Fütterungsstrategien und Futteralternativen zu einer Gesamtlösung für Diarrhö bei Absetzferkeln verbunden werden müssen (s. Abb. 1). Praktische Erfahrungen in der dänischen Schweineproduktion belegen dies.

Abbildung 1: Ein multifaktorieller Ansatz zur zinkfreien Ernährung. Quelle: Vilomix

Abbildung 1: Ein multifaktorieller Ansatz zur zinkfreien Ernährung. Quelle: Vilomix

Kennzeichen des modernen Absetzens

Unter natürlichen Bedingungen ist das Absetzen ein langfristiger Prozess. In der modernen Produktion findet es jedoch recht früh und abrupt statt. Die plötzliche Trennung von der Sau geht mit der Notwendigkeit einher, sich an ein neues Fress- und Trinkverhalten anzupassen, sich mit anderen Ferkeln zu mischen und eine neue Hierarchie zu etablieren. Gleichzeitig müssen die Ferkel die Umstellung von Sauenmilch auf festes Futter auf pflanzlicher Basis, das komplexere Proteine und Kohlenhydrate enthält, verkraften. Dies verursacht großen psychischen Stress.

Die genannten Ereignisse führen häufig zu einer verringerten Futteraufnahme in den Tagen unmittelbar nach dem Absetzen und können bei den Ferkeln zu Appetitlosigkeit führen. Dies ist kritisch, weil sich die Organe der Schweine in der Absetzphase (Alter von ca. 3-4 Wochen), insbesondere der Magen-Darm-Trakt, noch entwickeln und noch nicht voll funktionsfähig sind.

Ausgewogene Ernährung

Eine konstante Nährstoffzufuhr ist notwendig, um die Entwicklung des Magen-Darm-Trakts zu unterstützen und die Magen-Darm-Schleimhaut zu erhalten. Wenn der Darm leer ist, degenerieren die Darmzotten und ein großer Teil der Zellen, die für die Verdauungs- und Absorptionsprozesse verantwortlich sind. Die häufigen Folgen davon sind Durchfall und vermindertes Wachstum.

Die Fütterung ist ein Balanceakt, denn die Futterkomponenten und ihre Verdaulichkeit müssen kontinuierlich an die sich während des Wachstums ändernden Bedürfnisse der Schweine angepasst werden. Zur Unterstützung des Verdauungssystems von Schweinen und um den negativen Auswirkungen der Absetzphase entgegenzuwirken, steht eine große Auswahl an Futterzusatzstoffen zur Verfügung.

Praktische Erfahrungen aus Dänemark

Von 2020 bis 2021 haben wir in Zusammenarbeit mit SEGES (dem dänischen Schweineforschungszentrum) sechsmonatige Projekte mit mehreren Schweineproduzenten und ihren Tierärzten durchgeführt. Ziel war es, Lösungen für die Herausforderungen zu finden, mit denen die Betriebe, die ihr eigenes Futter zusammenstellen, beim ZnO-Ausstieg konfrontiert sind.

Ausgehend von den Bedürfnissen der einzelnen Betriebe wurden im Rahmen der Projekte neue Fütterungsstrategien und Initiativen in Bezug auf Hygiene und Managementpraktiken umgesetzt. Die Lehren daraus sind eindeutig. Sowohl was den Rohproteingehalt als auch die Wahl der Proteinquellen betrifft, muss das Augenmerk unbedingt auf das Futtermittel gerichtet werden, wobei leicht verdauliche Proteine äußerst wichtig sind. Aber das Futter allein ist noch kein Garant für Erfolg. Strenge Hygienemaßnahmen und die Aktivierung der Ferkel zur Gewährleistung einer hohen Futteraufnahme sind ebenfalls entscheidend.

Tabelle 1: Schlüsselpunkte im Abferkel- und Absetzstall

Abferkelstall Absetzstall
Hygiene (Waschen, Desinfektion, Trocknen)
Aktivierung der Ferkel, indem man dafür sorgt, dass die Ferkel aufstehen und zu den Futterspendern gehen um zu fressen, z. B. durch Erhöhung der Anzahl der täglichen Fütterungen.
Offene und richtig eingestellte Futterspender, um die Futteraufnahme zu gewährleisten
Offene Futterspender stellen sicher, dass Futter für die Ferkel verfügbar ist.
Die Spender sollten entsprechend dem Alter der Ferkel eingestellt werden.
Fütterungsstrategie (Wahl der Rohstoffe)

Die an den Projekten beteiligten Schweinebetriebe konnten ZnO auslaufen lassen, ohne die Antibiotikabehandlung nennenswert erhöhen zu müssen – die Verwendung von Antibiotika in Futtermitteln zur Wachstumsförderung ist weder in Dänemark noch in der übrigen EU erlaubt. In mehreren Betrieben kam es auch zu einer Produktivitätssteigerung, nachdem das zu medizinischen Zwecken eingesetzte Zink aus dem Futter entfernt wurde (s. Beispiel eines Landwirts in den Abbildungen 2 und 3).

Abbildung 2: Durchschnittliche tägliche Gewichtszunahmen in 3 Versuchen, die jeweils 6 Monate dauerten: von April 2020 bis September 2021, mit 12.000 – 12.500 Ferkeln pro Versuch unter verschiedenen Bedingungen (ZnO ohne Maßnahmen, ohne ZnO, aber mit neuen Futterstrategien und Initiativen in Bezug auf Hygiene und Management, und ZnO in Kombination mit neuen Strategien). Quelle: Der dänische Schweineproduzent Anders Rold – Teilnehmer am SEGES/Vilomix-Projekt.

Abbildung 2: Durchschnittliche tägliche Gewichtszunahmen in 3 Versuchen, die jeweils 6 Monate dauerten: von April 2020 bis September 2021, mit 12.000 – 12.500 Ferkeln pro Versuch unter verschiedenen Bedingungen (ZnO ohne Maßnahmen, ohne ZnO, aber mit neuen Futterstrategien und Initiativen in Bezug auf Hygiene und Management, und ZnO in Kombination mit neuen Strategien). Quelle: Der dänische Schweineproduzent Anders Rold – Teilnehmer am SEGES/Vilomix-Projekt.

Abbildung 3: Futterverwertungsrate in 3 Versuchen, die jeweils 6 Monate dauerten: von April 2020 bis September 2021, mit 12.000 – 12.500 Ferkeln pro Versuch unter verschiedenen Bedingungen (ZnO ohne Maßnahmen, ohne ZnO, aber mit neuen Futterstrategien und Initiativen in Bezug auf Hygiene und Management, und ZnO in Kombination mit neuen Strategien). Quelle: Der dänische Schweineproduzent Anders Rold – Teilnehmer am SEGES/Vilomix-Projekt.

 

Abbildung 3: Futterverwertungsrate in 3 Versuchen, die jeweils 6 Monate dauerten: von April 2020 bis September 2021, mit 12.000 – 12.500 Ferkeln pro Versuch unter verschiedenen Bedingungen (ZnO ohne Maßnahmen, ohne ZnO, aber mit neuen Futterstrategien und Initiativen in Bezug auf Hygiene und Management, und ZnO in Kombination mit neuen Strategien). Quelle: Der dänische Schweineproduzent Anders Rold – Teilnehmer am SEGES/Vilomix-Projekt.

 

Dies beweist, dass die Wahl des richtigen Absetzfutters und die Konzentration auf Hygiene und die Stimulierung der Ferkel in den Abferkel- und Absetzbuchten echte Vorteile mit sich bringen. Es ist keine Atomwissenschaft, aber wie die dänischen Erfahrungen zeigen, macht die Gestaltung von Prozessen in gut strukturierten Systemen einen großen Unterschied.

Kommentare zum Artikel

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24-Jan-2022 HOFRA_GmbHEs ist schade, dass das Thema Wasser völlig außen vor gelassen wird. Hier ist doch bei vielen Betrieben die größte Baustelle zum Absetzen. Tiere kommen von der Milch der Sau und Becken- oder Mutter-Kind-Tränke und landen dann im Bootcamp. Breiautomat und Nippeltränke. Der Wechsel von Passiv zu Aktivtränke verhindert die ersten Tage eine gute Wasseraufnahme und der Stoffwechsel bricht zusammen. Hier einen guten Übergang mit identischer Technik zu gestalten ist zusammen mit guten Futterkonzepten nötig.
26-Sep-2022 steffen-kaiserWEDA GmbH, Dr. Steffen Kaiser:
Dem Thema Wasser kann ich vorbehaltlos zustimmen: Darbietungstechnik plus Wasserqualität, -hygiene sind extrem wichtig für die empfindlichen Absetzferkel!
Zudem vermisse ich in den Aussagen von Frau Sørensen das Thema Beifütterung von Saugferkeln. WEDA bietet u.a. die flüssige Saugferkelfütterung NUTRIX an, die sofort nach der Ferkelgeburt die Fütterung der Saugferkel - multiphasig - mit 3 Futtermittelqualitäten unterstützt: Milchaustauscher - Prestarter - Ferkelstarter. So wird in den letzten Tagen vor dem Absetzen in vielen Betrieben bereits Ferkelstarterfutter gefüttert, das normalerweise das erste Futter im Aufzuchtstall ist. Der Weg bis zum Ferkelstarter in der Abferkelbucht erfolgt dabei schonend vom Milchaustauscher über das Verschneiden mit dem Prestarter und weiteres Verschneiden zum Ferkelstarter (schonende Multiphasenfütterung). Dabei wird nicht nur das Verdauungssystem der Ferkel schonend auf das neue Futter vorbereitet, sondern auch entscheidend die Wirtschaftlichkeit ferkelführender Betriebe verbessert - insbesondere in Würfen mit hohen Ferkelzahlen (Futtermittekökonomie). Last but not least - diese Beifütterung ist kein Sauenmilchersatz, sondern immer nur eine Ergänzung, die aber über die deutlich verbesserte Vitalität der Ferkel garantiert auch entlastend bezüglich des Themas Zink wirkt.
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