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Klinischer Fall: Erneuter PED-Ausbruch in einem Sauenbestand

Im Mai 2013 brach in einem Sauenbestand in Indiana (USA) die epizootische Virusdiarrhoe des Schweines (EVD) aus, die im englischsprachigen Raum als Porcine epidemic diarhoea (PED) bezeichnet wird. Mitte März 2014 wurde in der Aufzucht und Mast erneut vermehrter Durchfall beobachtet. Daraufhin wurde wieder auf PEDV untersucht und dabei derselbe Stamm wie beim vorherigen Ausbruch gefunden (99,9% Homologie).

PED-Ausbruch, Mai 2013

Im Mai 2013 brach in einem Sauenbestand in Indiana (USA) die epizootische Virusdiarrhoe des Schweines (EVD) aus, die im englischsprachigen Raum als Porcine epidemic diarhoea (PED) bezeichnet wird. Der gesamte Bestand (inklusive der für die Eigenremontierung gehaltenen Ferkel und Zuchtläufer in der Aufzucht und Mast) wurde mit möglicherweise PED-Virus versetztem Material gefüttert ("Kontaktsuppe"). Insgesamt verzeichnete der Betrieb Produktionsverluste in Höhe von fast 50% über einen Zeitraum von acht Wochen. Die durchgeführten Verlaufsuntersuchungen wurden im September 2013 erfolgreich beendet (30 Würfe pro Woche über vier aufeinanderfolgende Wochen mit einem negativen Ergebnis - nach Morrison et al, 2013).

Luftaufnahme Betrieb

Während der gesamten Zeit blieben die potentiellen Jungsauen am Sauenstandort (Eigenremontierung) und haben sich somit mit dem PED-Virus vermutlich in der Aufzucht und Mast auseinandergesetzt. Nachdem in vier aufeinanderfolgenden Wochen die Ergebnisse der Untersuchungen von Saugferkelkotproben negativ waren, wurden im Flatdeck und in der Mast Speichelsammelproben (sog. "oral fluids") genommen. Auch diese Untersuchungen auf PEDV verliefen negativ (Oktober 2013).

In den folgenden sechs Monaten wurden wieder gute Produktionsleistungen verzeichnet (102% der vorherigen Absetzergebnisse). Nur gelegentlich wurden leichte Durchfälle (jeglicher Art) beobachtet.

Tabelle 1. PEDV Ergebnisse – PCR Kot (K) und Darm (D)

Woche Ausbruch Tage nach Ausbruch Produktionswoche Datum 6000 Sauen
1 7 19 05. Mai - 11. Mai Pos – K & D
2 14 20 12. Mai - 18. Mai Pos – D
8 56 26 23. Jun - 29. Jun Pos – D
10 70 28 07. Jul - 13. Jul Pos – K
14 98 32 04. Aug - 10. Aug Pos – K
15 105 33 11. Aug - 17. Aug
16 112 34 18. Aug - 24. Aug
17 119 35 25. Aug - 31. Aug
18 126 36 01. Sep - 07. Sep Neg – Tupfer

Oktober 2013 - IFA Ergebnisse & Speichelsammelproben (Oral fluids)

  • 6.000 Sauen – 30 Proben - 90% der Sauen IFA positiv
  • Zwischen Infektion und Untersuchung lagen über 120 Tage
  • Kaustrick-Untersuchungen in Aufzucht und Mast – PEDV negativ in PCR

Erneuter PED-Ausbruch, März 2014

Mitte März 2014 wurde in der Aufzucht und Mast vermehrter Durchfall beobachtet. Daraufhin wurde wieder auf PEDV untersucht und dabei derselbe Stamm wie beim vorherigen Ausbruch gefunden (99,9% Homologie). Das Virus breitete sich auch in die Abferkelabteile aus. Deshalb wurde erneut der gesamte Bestand mit möglicherweise PED-Virus versetztem Material gefüttert ("Kontaktsuppe").

  • Wiederauftreten der Klinik
    • 12. März 2014 – ggr. Durchfall in der Aufzucht
    • 18. März 2014 – hgr. Durchfall in der Mast
    • 26. März 2014 – erneute "Kontaktsuppe" für den gesamten Bestand

Die Jungsauen waren die einzigen, die auf die Verfütterung der Kontaktsuppe klinisch reagierten. Die Altsauen schienen dagegen immun zu sein. Diese Beobachtung verwunderte nicht, da wir davon ausgingen, dass die Altsauen eine systemische Immunität ausgebildet haben und sich nur die Jungsauen, die sich in der Zeit von Juli bis Oktober 2013 noch in den Aufzucht- bzw. Mastabteilen befanden, nicht richtig mit dem PEDV auseinandergesetzt haben.

In den folgenden zwei Wochen sah es so aus, als wären nur Würfe von erstgebärenden Sauen und Sauen, die das zweite Mal abferkelten, betroffen. Die Ferkelverluste beliefen sich auf 70% (Wurfnummer 1) bzw. 50% (Wurfnummer 2). In den folgenden Wochen traten allerdings PED-Fälle bei Würfen aller Paritäten auf.

In der Abbildung 1 ist ein Vergleich zwischen dem PED-Ausbruch 2013 und dem erneuten PED-Ausbruch 2014 dargestellt.

Durchschnittliche Absetzzahlen während der PED-Ausbrüche in Prozent.
Abbildung 1: Durchschnittliche Absetzzahlen während der PED-Ausbrüche in Prozent.

In Abbildung 2 ist die Verteilung der Saugferkelverluste auf die verschiedenen Wurfnummern der Sauen für einen Zeitraum von neun Wochen nach dem Ausbruch im März 2014 dargestellt. Abbildung 3 vergleicht diese Werte mit den Daten aus dem ersten PED-Ausbruch in 2013.

Saugferkelverluste nach Wurfnummern - Zeitraum: 9 Wochen.

Abbildung 2: Saugferkelverluste nach Wurfnummern - Zeitraum: 9 Wochen.

Vergleich der Saugferkelverluste nach Wurfnummern - März 2014 (9 Wochen) vs. PED-Ausbruch im Mai 2013.

Abbildung 3: Vergleich der Saugferkelverluste nach Wurfnummern - März 2014 (9 Wochen) vs. PED-Ausbruch im Mai 2013.

Im Laufe der Zeit (ab Woche 11 und 12) waren die Sauen aller Wurfnummern nahezu gleich von PEDV betroffen, sodass keine Unterschiede mehr zu beobachten waren.

Zusammenfassung:

Meine wichtigsten Punkte aus dem vorliegenden Fall:

  1. Es handelt sich nur um einen Bestand. Bei unseren anderen Beständen trat kein erneuter PED-Ausbruch auf.
  2. PEDV kann auch nach sechs Monaten ohne Klinik wieder auftreten.
  3. Ich weiß nicht, ob es sich um ein Wiederaufflackern desselben Erregers oder um eine Neueinschleppung handelt.
  4. Die Annahme, dass das Verfüttern von Kontaktsuppe an Jungsauen zu einem belastbaren Schutz für die künftigen Ferkel führt, teile ich heute nicht mehr (Auswirkungen für die Jungsaueneingliederung).
  5. Trotz der Erfahrung und des "Know-how" der beteiligten Personen über PEDV und trotz guter Stallbedingungen und Biosecurity stellte sich ein chronisches Geschehen ein.

Meine Schlussfolgerungen:

  1. Man sollte sich bewusst machen, dass PEDV auch nach einem Ausbruch erneut auftreten kann.
  2. Es besteht Forschungsbedarf im Bereich der laktogenen (mit der Milch übertragenden) Immunität besonders für die Jungsauen.
  3. Gerade aufgrund der chronischen und wiederkehrenden Situation besteht ein noch höherer Bedarf an Impfstoffen.

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