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Untersuchungen zu den wirtschaftlichen Auswirkungen von PCV-2. Ein möglicher Ansatz zur Kontrolle

Das hier beschriebene ökonomische Model ist online verfügbar.Es wurde als Hilfestellung für Landwirte und Tierärzte entwickelt, die hier durch Eingabe der eigenen Daten den Schweregrad von PMWS auf dem jeweiligen Betrieb errechnen können.Dadurch können die Kosten und die kosteneffektivsten Kontrollmaßnahmen ermittelt werden.Die Ergebnisse sollten immer mit dem Tierarzt besprochen werden

Das Porzine Circovirus Typ 2 (PCV-2) verursacht das Post-Weaning Multisystemic Wasting Syndrom (PMWS) - eine der bedeutendsten Erkrankungen, die weltweit für große Schäden in der Schweinepopulation verantwortlich ist. Interessanterweise löst das Virus allein nicht die typischen Krankheitssymptome aus, dafür ist eine komplexe Interaktion zwischen dem Virus, der Umwelt, Managementfaktoren und anderen Krankheitserregern erforderlich.Daraus ergiben sich große Unterschiede im Schweregrad der Erkrankung, was die Diagnose erschwert. Noch komplexer stellt sich die Situation bei subklinisch mit dem PCV-2 Virus infizierten Schweinen (PCV-2SI) dar, da diese keine klinischen Symptome außer verminderten Zunahmen zeigen. Diese Schweine können zudem anfälliger für andere Krankheitserreger und daraus resultierenden Krankheiten sein.

Wie können also die ökonomischen Auswirkungen einer subklinischen PCV-2 Infektion und PMWS für einen Betrieb erfasst werden und welche möglichst kosteneffektiven Kontrollmaßnahmen stehen zur Verfügung? Diese in der Tat schwierig zu beantwortenden Fragen haben wir uns in dieser Studie gestellt:

In einem ersten Schritt muß der Schweregrad der Erkrankung auf dem Betrieb bestimmt werden. Offensichtlich hängt die Höhe des ökonomischen Schadens und die Kosteneffizienz der eingeleiteten Kontrollmaßnahmen vom Schweregrad der Erkrankung auf dem betroffenen Betrieb ab. Im Rahmen einer Untersuchung auf 147 Betrieben in Großbritannien konnte ein Zusammenhang zwischen drei Parametern ermittelt werden: Mortalität nach dem Absetzen, PMWS-Morbidität (Zahl der Tiere, bei denen PMWS festgestellt wurde) und Prozentsatz der mit PCV-2 infizierten Schweine im Betrieb. Durch die Kombination dieser drei Parameter wurde ein "PMWS-Schweregrad-Score" von 0 - 10 erstellt, um darzustellen ob ein Betrieb geringgradig (< 4,5), mittelgradig oder hochgradig (> 6) betroffen ist.

Im zweiten Schritt ist es wichtig, um die durch PMWS und PCV2-SI entstehenden Kosten ermitteln zu können, festzustellen, aus welchen Faktoren sich die zusätzlichen Kosten zusammensetzen. Dazu wurden verschiedene Erkrankungstypen definiert: Schweine mit PMWS, die verenden (PMWS-D), Schweine mit PMWS, die gesunden (PMWS-R), infizierte Schweine mit geringen Zunahmen (hier bezeichnet als subklinisch infiziertes Schwein, das gesundet ist -Sub-R) und Schweine, die durch PCV-2 begünstigte Infektionen oder Erkrankungen verenden (Sub-D). Unter Berücksichtigung von Vergleichsdaten aus einer experimentellen Studie aus Großbritannien und den verschiedenen Ausprägungen des PMWS wurden die durchschnittlichen Kosten je Schwein berechnet: 84 £ je PMWS-D, 25 £ je PMWS-R, 83 £ je Sub-D and 8 £ je Sub-S. Unter Berücksichtigung der Anzahl der Schweine mit den jeweiligen PMWS-Schweregraden im Betrieb beziffern sich die durch PMWS und PCV2-SI verursachten Gesamtkosten auf 21 £/Sau/Jahr bei geringgradig betroffenen Betrieben, 108 £/Sau/Jahr bei mittelgradig betroffenen und 245 £/Sau/Jahr bei hochgradig betroffenen Betrieben. Des Weiteren sind die Gesamtkosten bei subklinisch infizierten Schweinen höher als die Gesamtkosten bei klinisch an PMWS erkrankten Schweinen (Grafik 1).

Kosten für PMWS und PCV-2SI für verschiedene Schweregrade

Grafik 1. Kosten des PMWS und PCV2-SI in Bezug auf unterschiedliche Schweregrade der PMWS (Alarcon et al.2013)

Sobald die durch die Erkrankung entstehenden Kosten ermittelt sind, kann auch der durch die verschiedenen Kontrollmaßnahmen erzielte Nutzen errechnet werden. Die Kontrollmaßnahmen zielen auf die Beseitigung von Risikofaktoren wie mangelhafte Biosicherheit, hohe Bestandsdichte, schlechtes Futter sowie Koinfektionen ab. Weiterhin hat sich die Impfung als effektive Maßnahme zur Kontrolle von PMWS erwiesen. Das Royal Veterinary Collage hat ein Modell entwickelt, mit dem ein Schweinebestand mit einem bestimmten PMWS-Schweregrad-Score simuliert wird. Es wurde verwendet, um die Zusatzkosten und den zusätzlichen Gewinn nach Einführung der folgenden Kontrollmaßnahmen zu ermitteln:1) Reduktion der Bestandsdichte, 2) Verbesserung der Biosicherheitsmaßnahmen, 3) Fütterungsoptimierung, 4) komplette Depopulation und Repopulation, 5) PCV-2 Impfung und 6) jede mögliche Kombination der Punkte 1) -5). Für die mittelgradig betroffenen Betriebe zeigte sich die Impfung gegen PCV-2 als die einzig kosteneffektive Maßnahme (der Landwirt konnte so durchschnittlich 14.739 £/100 Sauen in 5 Jahren einsparen).Bei hochgradig betroffenen Betrieben dagegen war die kosteneffektivste Maßnahme entweder die Impfung allein oder in Kombination mit hoher Biosicherheit (Einsparung von 57.648 £/100 Sauen in 5 Jahren). Die PCV-2-Impfung als Einzelmaßnahme erwies sich nur in Betrieben mit einem PMWS Schweregrad >4 als kosteneffektiv (Grafik 2).Betriebe mit einem Schweregrad unter 4 können zwar von der Krankheit betroffen sein- allerdings nicht so stark, als dass sich eine Impfung für diese Betriebe rechnen würde.

Nettogegenwartswert (NPV) der PCV- Impfung für die verschiedenen PMWS-Schweregrad-Scores

Grafik 2. Nettogegenwartswert (NPV) der PCV- Impfung für die verschiedenen PMWS-Schweregrad-Scores (Alarcon et al., 2013).

Das hier beschriebene ökonomische Model ist online verfügbar. Es wurde als Hilfestellung für Landwirte und Tierärzte entwickelt, die hier durch Eingabe der eigenen Daten den Schweregrad des PMWS auf dem jeweiligen Betrieb ermitteln können. Dadurch können die durch die Erkrankung entstehenden Kosten und die kosteneffektivsten Kontrollmaßnahmen ermittelt werden. Die Ergebnisse sollten immer mit dem Tierarzt besprochen werden.

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