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Ernährungsstrategien vor der Laktation für optimale Leistungen der Sauen und Ferkel

The evolution of genetics in modern sows requires nutritionists to evolve their diets and feeding programs accordingly. Nutritionist need to consider not only the role of nutrition on metabolism but also on hormone regulation and subsequent reproduction.

Das Ende der Tragzeit ist eine kritische Phase im Zuchtzyklus der Sau. Die ständigen Verbesserungen der genetischen Leistung und unser besseres Verständnis des sich ändernden Nährstoffbedarfs am Ende der Tragzeit verdeutlichen nun, dass der traditionelle Ansatz der erhöhten Futterversorgung am Ende der Tragzeit („bump feeding“) nicht mehr für die beste Methode gehalten wird. Die genetischen Fortschritte stellen nicht nur Vorteile (erhöhte Wurfgröße), sondern auch Herausforderungen wie größere Abweichungen beim Gewicht des Wurfs und die Reduzierung des Geburtsgewichts dar. Die richtige Ernährung am Ende der Tragzeit kann deutliche Vorteile sowohl für die Sau als auch für ihren Wurf und die Gesamtrentabilität des Schweinebetriebs haben. Dieser Artikel untersucht einige Aspekte der Ernährung am Ende der Tragzeit zur Optimierung der Leistungen der Sau und ihres Nachwuchses.

Warum lohnt sich die erhöhte Futterversorgung am Ende der Tragzeit nicht?

Unter „bump feeding“ versteht man die typische Erhöhung der täglichen Futtermengen (z. B. 20-30 %) in den letzten 3-4 Wochen der Tragzeit. Dieser Ansatz soll dem erhöhten Energiebedarf der Sau und ihres Wurfs Rechnung tragen, berücksichtigt aber weder den Proteinbedarf noch den sich ändernden Bedarf an speziellen Aminosäuren. Die Mengen bei der Fütterung hochtragender Sauen weiter zu erhöhen, um den Proteinbedarf zu decken, ist nicht ratsam, da damit das Risiko übergewichtige Sauen zu produzieren und damit einhergehend schlechter Milchleistung während der Laktationsperiode verbunden ist. Die Erzeuger, die die moderne Genetik wirklich optimal nutzen wollen, haben die Wahl zwischen dem Einsatz eines speziellen Futters oder dem eines konzentrierten Futtermittels (Top-Dressing) vor der Laktation am Ende der Tragzeit.

Bedarf an Aminosäuren am Ende der Tragzeit

Forschungsergebnisse zeigen uns mittlerweile, dass sich das ideale Aminosäuremuster bezüglich Lysin am Ende der Tragzeit verschiebt. Leider steht das vollständige Profil noch nicht zur Verfügung. Eine Überprüfung der aktuellen Literatur zeigt, dass der Lysinbedarf von der Mitte bis zum Ende der Tragzeit um ca. 55 % steigt und unterlegt ebenso, dass Tragefutter mit niedriger Energiedichte in der Mitte der Tragzeit, in welcher der Lysinbedarf niedrig ist, effektiv genutzt werden kann (im Mittel 10,66 g/Tag SID Lysin, im Bereich zwischen 6,9 und 16,3 g/Tag SID Lysin). Dabei ist der Bedarf bei jüngeren bzw. erstgebärenden Sauen, deren eigener Körper immer noch wächst, höher. Ein Lysinmangel am Ende der Tragzeit kann sich negativ auf Insulin und Prolaktin auswirken und dann den reibungslosen Übergang zur Laktogenese stören (Zhang et al., 2011). Untersuchungen zeigen ebenso, dass es einen unverhältnismäßigen Anstieg des Bedarfs an anderen Aminosäuren einschließlich Threonin, Isoleucin und Tryptophan gibt (Abb. 1).

Der Prozentuale Anstieg der SID Aminosäuren ab der Mitte bis zum Ende der Tragzeit auf der Grundlage einer Überprüfung der aktuellen Literatur

Der Prozentuale Anstieg der SID Aminosäuren ab der Mitte bis zum Ende der Tragzeit auf der Grundlage einer Überprüfung der aktuellen Literatur

Abbildung 1: Der Prozentuale Anstieg der SID Aminosäuren ab der Mitte bis zum Ende der Tragzeit auf der Grundlage einer Überprüfung der aktuellen Literatur

Glutamin ist eine weitere Aminosäure, die bei der Ernährung von Sauen selten erwähnt wird, aber man weiß, dass sie am Ende der Tragzeit eine wichtige Rolle sowohl bei der Minderung der fetalen Wachstumsretardierung als auch bei der Reduzierung der Jungtiersterblichkeit spielt (Wu et al 2015). Man geht davon aus, dass der Glutaminbedarf am Ende der Tragzeit in der Tat höher ist als in der Laktationsperiode (Wu 2014). Glutamin ist auch als wichtige Aminosäure für die Milchproduktion bekannt. Es hat sich gezeigt, dass Ferkel, die von intrauterinem Kleinwuchs am Ende der Tragzeit betroffen waren, im Vergleich zu Ferkeln mit normalem Körpergewicht niedrige Plasmakonzentrationen sowohl bei Glutamin als auch bei Arginin aufweisen (Lin et al., 2012). Es gibt keine bekannte Ernährungsempfehlung für Glutamin am Ende der Tragzeit und in der Laktationsperiode, aber es gibt eine Anzahl von Studien, die positive Reaktionen auf L-Glutamin und/oder MNG als Futterzusatz zeigen. Meine persönlichen Erfahrungen in gewerblichen Betrieben zeugen auch von Verbesserungen bei der Anzahl an lebend geborenen Ferkeln und dem Absetzgewicht, wenn das Futter einen Anteil von insgesamt 3,75-4,0 % Glutamin enthält.

Arginin ist ein bekannter Vasodilatator und kann somit die Nährstoff-und Sauerstoffversorgung der Föten durch die Sau verbessern. Abgesehen davon wird angenommen, dass Arginin auch an der Genexpression in der Nabelvene beteiligt ist und damit die Angiogenese, die Gefäßentwicklung und die Funktion der Plazenta und der Nabelschnur reguliert (Lui et al 2012). Die Futterergänzung mit Arginin (1 %) ist zwar teuer, aber es hat sich gezeigt, dass sich dadurch das Geburtsgewicht, die Nährstoffverwertung, die Überlebenschancen der Föten, die Immunität (zirkulierendes IgM & IgG) und die Impfantwort der Sauen verbessert (Che et al., 2013). Die Basalwerte von Arginin in den Futtermitteln schwanken je nach ihrer Zusammensetzung. Meine persönlichen Erfahrungen mit L-Arginin als Zusatz in handelsüblichem Futter haben bisher noch nicht gezeigt, dass dies zu wirtschaftlichen Ergebnissen führt. Dies kann auf das relativ hohe Niveau von Arginin in den Rohstoffen zurückgeführt werden, die in den Futtermitteln für Sauen in Australien enthalten sind (Hülsenfrüchte, tierische Proteine und Ölsaaten), oder auf die geringere reproduktive Leistung der australischen Sauen aufgrund von nicht erfolgten genetischen Verbesserungen.

Manipulation des Fettsäureprofils

Es gibt auch ausreichende Beweise dafür, dass die Manipulation des Fettsäureprofils des Futters am Ende der Tragzeit die Qualität des Kolostrums und die Vitalität der neu geborenen Schweine verbessern kann. Allerdings sind die Untersuchungen noch nicht abgeschlossen und nicht immer leicht zu interpretieren. Konjugierte Linolsäure und Fischöl (reich an Omega-3-Fettsäuren) wurden mit einem Anteil von 0,5 % im Futter am Ende der Tragzeit und während der Laktationsperiode erfolgreich eingesetzt (Bontempo et al., 2004, Tanghe et al., 2015). Die Forschungsergebnisse legen aber auch nahe, dass in der Industrie tätige Ernährungswissenschaftler Futtermittel mit einem Omega-6 zu Omega-3 Verhältnis < 5 zusammenstellen und den absoluten Gehalt von Omega-3 im Futter und die Umwandlungseffizienz von C18:3 (n-3) in die längeren n-3-Ketten berücksichtigen müssen.

Mineralien-und Vitaminbedarf

Über 50 % der gesamten Retention von Mineralien (Makro & Mikro) erfolgt in den letzten zwei Wochen der Tragzeit (Mahan, 2006). Leistungsstärkere Sauen haben einen höheren Bedarf an Mineralien als leistungsschwächere Sauen und die kritischen Phasen bezüglich des Mineralbedarfs befinden sich am Ende der Tragzeit und während der Laktationsperiode. Man weiß, dass der Mangel an Mineralien innerhalb eines Zeitraums von 3 Würfen auftritt (Mahan & Peters, 1994), weshalb der strategische Einsatz von hochwertigen, bioverfügbaren (organischen) Mineralien am Ende der Tragzeit und während der Laktation empfehlenswert ist, um die Langlebigkeit der Sau nicht aufs Spiel zu setzen. Die Gabe von Mineralien und Vitaminen, die den notwendigen antioxidativen Schutz (organisches Selen, Vitamin E, Vitamin C) der Sau und ihrer Nachkommen bietet, wird auch am Ende der Tragzeit empfohlen. Die Verwendung einer speziellen Vitamin-und Mineralien-Vormischung vor dem Abferkeln könnte eine Überlegung wert sein.

Reibungslose Umstellung auf die Geburt

Ein weiterer Vorteil, der mit einem speziellen Futter oder einem konzentrierten Futtermittel (Top-Dressing) vor der Laktation verbunden ist, ist die Möglichkeit des kostengünstigen Einsatzes von funktionellen Futtermittelbestandteilen zur Optimierung der Umstellung auf die Geburt. Der Fasergehalt und die Faserquelle sollten sorgfältig geprüft werden, um eine positive Bilanz zwischen der Futterpassagerate im Verdauungstrakt (Vermeidung von Verstopfung) und der langsamen Energiefreisetzung zu finden, die sich aus der Fermentation im Enddarm ergibt (bei adulten Sauen, deren Futterangebot beschränkt wird), und damit das Geburtsgewicht zu verbessern. Der Einsatz von Probiotika, organischen Säuren und phytogenen Futtermittelzusatzstoffen wird auch in diesem kurzen Zeitraum empfohlen, um die Darmgesundheit der Sauen und folglich ihres Nachwuchses zu verbessern.

Finden des wirtschaftlichen Gleichgewichts

Die obigen Empfehlungen mögen teuer klingen, aber durch sorgfältige Überprüfung Ihres Futters am Anfang der Tragzeit und vor der Laktation ist es möglich, die Futterkosten pro Sau und pro Tragzeit nahezu neutral zu halten. Durch ein spezielles Futter für die Sauen vor der Laktation können Sie das Futter für den Beginn der Tragzeit weiter verbessern, um den Bedürfnissen der Sau und dem minimalen Bedarf der heranwachsenden Föten noch besser gerecht zu werden. Das Geld, das über die ersten 13 Wochen der Tragzeit gespart wird, kann dann wieder in das Prä-Laktationsfutter investiert werden, um den Anforderungen der Sau während der Tragzeit besser Rechnung zu tragen und qualitativ hochwertigere Ferkel und konsistentere Würfe zu erzeugen.

Schlussfolgerung

Die genetischen Verbesserungen der heutigen Sauen verlangen von den Ernährungswissenschaftlern, ihre Ernährungs- und Fütterungsprogramme entsprechend weiterzuentwickeln. Die Einschränkungen des genetischen Potentials von Sauen in kommerziellen Betrieben (Umwelt, Unterbringung, Klima, Arbeit) sind ebenfalls zu berücksichtigen, wenn Sie die Ernährung der Tiere Ihrer individuellen Situation anpassen. Bei der Erforschung von hochproduktiven Sauen gibt es immer noch erhebliche Lücken und diese Wissensdefizite müssen schnell behoben werden, wenn die Ernährung mit den genetischen Fortschritten Schritt halten soll. Dennoch gibt es gute Gründe, die bereits erreichten Forschungsergebnisse anzuwenden, um die genetischen Möglichkeiten, über die wir heute verfügen, besser zu nutzen. Ernährungswissenschaftler müssen nicht nur die Rolle der Ernährung beim Metabolismus in Betracht ziehen, sondern auch die Hormonsteuerung und die anschließende Reproduktion. Die Berücksichtigung bedingt essentieller Nährstoffe wie Glutamin und Vitamin C in kritischen Phasen wird ebenfalls von Bedeutung sein.

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