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Bekämpfung und Elimination von Mycoplasma hyopneumoniae

Heute sind in Nordamerika fast alle Lieferanten von Zuchttieren zur Remontierung der Bestände frei von M.hyo.

Einleitung

Mycoplasma hyopneumoniae (M.hyo) ist der Krankheitserreger der Enzootischen Pneumonie der Schweine und der am häufigsten nachgewiesene mitbeteiligte Krankheitserreger des Porcinen Respiratorischen Krankheitskomplexes (PRDC). Moderne Multisite-Produktionsmethoden im Rein-Raus-Verfahren (All-in, all-out/AIAO) haben zusammen mit der Entwicklung und Verfügbarkeit ganzzelliger Mykoplasma-Bakterien die Auswirkungen der durch Mycoplasma ausgelösten Pneumonie in den vergangenen Jahrzehnten erheblich reduziert. Die Enzootische Pneumonie ist in erster Linie eine chronische Atemwegserkrankung bei Mastschweinen und manifestiert sich als hartnäckiger nichtproduktiver Husten mit verzögerten Wachstumsraten, schlechter Futterverwertung, hoher Morbidität und niedriger Mortalität. Nach dem Auftreten des Virus des Porcinen Reproduktiven und Respiratorischen Syndroms (PRRS) und später des Porcinen Circovirus 2b (PCV-2b) wurden jedoch PRDC und dessen Primärerreger M.hyo zu einer in ökonomischer und klinischer Hinsicht bedeutenderen Ursache für die Sterblichkeit von Mastschweinen. Erfahrungen aus der Praxis deuten auch darauf hin, dass Impfstoffe in den letzten Jahrzehnten möglicherweise einige ihrer schützenden Eigenschaften verloren haben. Dies könnte auf eine sich entwickelnde Pathogenität von Mykoplasma und/oder den Einfluss der neuen und alten mitbeteiligten Krankheitserreger hindeuten, die sich ebenso weiterentwickelt haben.

 

Diagnosis based on the etiologic agents of the samples, made at the Iowa State University Veterinary Diagnostic Laboratory, Respiratory Diseases section.

Abbildung 1: Ätiologische Diagnose der Krankheitserreger und deren prozentualer Anteil an den untersuchten Proben Quelle: ISU.

Impfstoffe

Die Nachfrage nach kommerziellen Impfstoffen entstand Ende der 1960er Jahre und Ende der 1970er Jahre kam ein Impfstoff auf den Markt. Seitdem kamen weltweit viele M.hyo-Impfstoffe der verschiedensten Marken sowohl als monovalente Impfstoffe als auch in unterschiedlichen Kombinationen auf den Markt. Diese kommerziellen Impfstoffe reduzierten die klinischen Symptome, die mit Enzootischer Pneumonie verbunden sind, drastisch, obwohl durch die Impfstoffe weder Infektionen oder Übertragungen verhindert noch die Morbidität vollständig eliminiert wurden. Dennoch ist der Einsatz von Impfstoffen in den USA aufgrund der Verbesserung ihrer Wirkungen ein anerkannter Standard. Ebenso zeigten antimikrobielle Studien, dass die Behandlung eine Besiedlung oder Infektion der Flimmerepithelzellen nicht verhindern kann. Außerdem wurde nachgewiesen, dass die Impfung von Sauen eine geringe Wirkung auf die Konzentration der Anti-M.hyo-Antikörper der Kolostralmilch hat und dass darüber hinaus maternal erworbene Antikörper die Besiedlung bei Ferkeln nicht verhindern. Studien zur Übertragung deuten darauf hin, dass Mykoplasma-Infektionsraten zwar langsam sind, die niedrigen Übertragungsraten allerdings durch die Dauer der Infektion kompensiert werden. Alles in allem werden durch diese Informationen die Impfung von Sauen und der Einsatz großer Mengen von Antimikrobiotika in Sauenbeständen vor oder während der Eliminationsversuche bei einer M.hyo-Infektion in Frage gestellt.

Antimikrobiotika

Tetracycline wurden lange Zeit zur Bekämpfung der Auswirkungen der durch Mycoplasma ausgelösten Pneumonie und mitwirkender bakterieller Krankheitserreger eingesetzt. M.hyo-Isolate reagieren im Allgemeinen auf Lincomycin, Kanamycin, Erythromycin, Valnemulin, Tiamulin, Enrofloxacin, Oxytetracyclin, Tylosin und auf Sulfonamide. Diese Antimikrobiotika, die in den USA oft erfolgreich eingesetzt werden, beinhalten Lincosamide, Pleuromutiline, Fluorchinolone, Florfenicol und Aminoglykoside. Die Entwicklung antimikrobieller Resistenz wurde nachgewiesen und muss bei der Auswahl einer antimikrobiellen Behandlung in Betracht gezogen werden. In der EU werden Fluorchinolone eingesetzt, um die Enzootische Pneumonie zu behandeln. Sowohl Enrofloxacin als auch Marbofloxacin haben in der Praxis große Wirksamkeit gezeigt, aber nach wiederholten Gaben bei Schweinen wurden Abnahmen ihrer Wirkung beobachtet. Die M.hyo-Resistenz stellt in der Praxis bei Einzelbehandlungen oder Behandlungen ganzer Bestände kein großes Problem dar, es sei denn, das PRRS-Virus, Circovirus und/oder Influenzavirus zirkulieren zusammen. Diese Situation führt häufig zum Versagen der Therapie, was allerdings nicht notwendigerweise auf die Resistenz zurückzuführen ist.

myco

Abbildung 2: Lunge, die im Tierversuch mit Mycoplasma hyopneumoniae infiziert wurde
 

Diagnose/ Überwachung

BVor den 1990er Jahren bestand aufgrund der damit verbundenen Kosten und der Wahrscheinlichkeit erneuter Ausbrüche wenig Interesse daran, M.hyo-freie Schweine zu kaufen. Dabei bestand für bereits positive Aufzuchtbetriebe kein offensichtliches Risiko durch die Einführung positiver Remontetiere. Dennoch gibt es M.hyo-Isolate, die weitaus antigenischer zu sein scheinen als die meisten anderen Isolate, und somit dürfte sich die Neuaufnahme von Tieren zwar nicht negativ auf den Gesundheitsstatus der Aufzuchtherden auswirken, auf die Gesundheit der Mastschweine sehr wahrscheinlich aber schon. Heute besteht ein großes Interesse an M.hyo-freien Schweinen in kommerziellen Betrieben und Produktionssystemen. Im Laufe des vergangenen Jahrzehnts erodierten die Margen weiterhin, was das Bewusstsein dafür förderte, Krankheitserreger wie M.hyo zu eliminieren und auszuschließen. Obwohl M.hyo gelegentlich durch die Luft übertragen wird, ist es mit Ausnahme von Standorten mit hoher Besatzdichte an Mastschweinen unwahrscheinlich, dass dies ein effizienter Übertragungsweg ist. Zugleich wurde für den Einsatz von Luftfiltern als wirkungsvolles Abwehrmittel in den Betrieben geworben.

Eliminierung

Das Interesse an der M.hyo-Eliminierung im Betrieb entstand mit dem SPF-Zertifizierungsprogramm, mit dem man anfänglich versuchte, Mykoplasma bei allen Lieferanten von Zuchttieren für spezifisch pathogenfreie Primär- und Sekundärbestände zu eliminieren. Nachdem sich herausgestellt hatte, dass die damaligen Standards der Biosicherheit (Bioexklusion) nicht ausreichten, um eine Einschleppung von M.hyo zu verhindern, wurden Sekundärbestände von diesem Standard ausgenommen. Da die SPF-Systeme in Vergessenheit gerieten, begannen Zuchtbetriebe, sich damit zu befassen Tiere zu erhalten, die frei von Krankheitserregern der Enzootischen Pneumonie sind. Das durch Medikation unterstützte frühe Absetzen (MEW) ganzer Ferkelbestände und die Trennung der Gruppe nach dem Absetzen an einem anderen Standort war ein erfolgreiches Eliminationsverfahren, wenn der Aufzuchtbetrieb asymptomatisch war. Heute sind fast alle Lieferanten von Zuchttieren in Nordamerika frei von M.hyo. Diese frühen Erfolge bei der Erzeugung und dem Erhalt M.hyo-freier Bestände sowie die Umstellung der Industrie auf die Produktion an mehreren Standorten im Rein-Raus-Verfahren hat mittlerweile zu einem viel größeren kommerziellen Interesse der Erzeuger an freien Beständen geführt.

Ende der 1990er Jahre, als ernsthaft mit der Eliminierung von PRRS durch den vollständigen Austausch der Stammherde (Schließung der Betriebe für Remontetiere, gefolgt von der Aufnahme negativer Jungsauen) begonnen wurde, entdeckte man schnell, dass M.hyo auch eliminiert werden konnte, wenn nach der Phase der Betriebsschließung eine Remontierung mit negativen Jungsauen erfolgte. Der Wert der M.hyo-Freiheit dürfte in den USA im Bereich von $1,75 bis $1,90/produziertem Schwein liegen. Dieser Wert wurde durch vergleichende Schätzungen vor und nach der Eliminierung nach Schließung eines Betriebs und dem vollständigen Herdenaustausch durch negative Remontetiere ermittelt. In kommerziellen reinen Aufzuchtbetrieben ohne Mast, die die Eliminierung von M.hyo durch einen vollständigen Herdenaustausch erfolgreich durchführten, wurden in der Erwartung, das Risiko des Misserfolgs während der Schließung des Betriebs zu reduzieren, sowohl der gesamte Bestand geimpft als auch Antimikrobiotika eingesetzt. Wie zuvor dargelegt wurde, kann die erfolgreiche Eliminierung ohne diese Behandlungen erreicht werden.

Zusammenfassung

Es besteht weiterhin Forschungsbedarf bezüglich M.hyo. Insbesondere sind Feldstudien zu Eliminationsverfahren, Methoden der Bioexklusion und neue Impfstoffe erforderlich, die die Besiedlung des Respirationstraktes hemmen. Nach den Erfahrungen des Autors ist die Eliminierung von M.hyo im Vergleich zur Eliminierung von PRRS kostengünstiger und einfacher, der Krankheitserreger wird nicht so wahrscheinlich durch die Luft übertragen und seine Ausbreitung erfolgt noch unwahrscheinlicher durch Keimträger. Somit würde sich der Krankheitserreger gut für regionale oder nationale Maßnahmen zur Ausrottung eignen.

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