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Klinischer Fall: Probleme mit Salmonellose und PCV2-assoziierten Erkrankungen bei Aufzucht und Mastbeginn

Wir wurden gebeten, einen Mastbetrieb zu besuchen, in dem 7 Wochen alte Ferkel nach dem Absetzen an Meningitis und Diarrhö erkrankt waren. Die Mortalitätsrate lag 3 Wochen nach dem Absetzen bei 5%.

18 April 2016
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Einleitung

Im Mai 2014 wurden wir gebeten, einen Mastbetrieb zu besuchen, in dem 7 Wochen alte Ferkel nach dem Absetzen an Meningitis und Diarrhö erkrankt waren. Die Mortalitätsrate lag 3 Wochen nach dem Absetzen bei 5%.

Es handelte sich um einen Aufzucht- und Mastbetrieb, der in einer Region mit hoher Schweinebesatzdichte lag. Man arbeitete im Rein-Raus-System, wobei der Betrieb 4 Wochen alte Ferkel (7 kg) erhielt, die gemästet wurden, bis sie das Schlachtgewicht (105 kg) erreichten. Der Betrieb bestand aus einem einzigen Stall, der ca. 1200 Schweinen Platz bot und in Buchten mit festem Boden unterteilt war, die mit Stroh ausgelegt wurden. Anfänglich waren 80-100 Ferkel in jeder Bucht untergebracht, die später auf weitere Buchten aufgeteilt wurden.

Man hatte gerade eine Partie Ferkel von einem Zuchtstall erhalten, in dem die Schweine in den letzten sechs Monaten durchweg schlechte Leistungen nach dem Absetzen zeigten. Bei den Schweinen traten im Alter zwischen 4 und 7 Wochen Verdauungsstörungen auf (die häufig durch Salmonella Typhimurium hervorgerufen wurden) und im Alter von 5 bis 10 Wochen Meningitis (normalerweise durch Streptococcus suis verursacht). Sechs Monate zuvor gab es einen klinischen PCV2-Ausbruch, der sich offensichtlich nicht wiederholte.

Der Aufzuchtbetrieb wurde positiv auf Mycoplasma hyopneumoniae und Streptococcus suis (man hatte häufig Probleme mit dieser Erkrankung) und negativ auf PRRS getestet.

 

Beschreibung der Partie, die im Mai 2014 abgesetzt wurde

Die Aufzucht erfolgte in Freilandhaltung: Die gerade abgesetzten Ferkel übernachteten in der Stallung und wurden am nächsten Tag abtransportiert. Das Durchschnittsalter betrug ca. 28 Tage und das Durchschnittsgewicht 6,5 kg (während das Durchschnittsgewicht normalerweise bei über 7 kg liegt).

Die Absetzferkel wurden bei ihrer Ankunft im Mastbetrieb gegen PCV2, M. Hyo und PRRS geimpft. In diesen Produktionssystemen erfolgten die Impfungen aufgrund des Risikos und der Komplikationen beim Einfangen und Impfen der Ferkel vor dem Absetzen in den Freilandgehegen erst bei den Absetzferkeln.

Einige Absetzferkel zeigten in der ersten Woche nach dem Absetzen die ersten Anzeichen von Meningitis und wurden über das Trinkwasser mit Amoxicillin behandelt. Die Reaktion darauf war nicht sehr gut und in der zweiten Woche traten weiterhin erneute Fälle von Meningitis auf, so dass 5 Tage lang eine neue Behandlung mit Lincomycin-Spectinomycin über das Trinkwasser erfolgte, woraufhin die Meningitis-Fälle schnell zurückgingen. Allerdings traten neue Fälle von wässriger, senffarbener Diarrhö auf, die in manchen Fällen von Fieber begleitet waren, und einige Tiere (ca. 42 Tage alt) starben am Ende der zweiten Woche. Die Tiere wurden 5 Tage lang mit Colistin behandelt und die klinischen Symptome klangen ab. Die Sektionsbefunde deuteten auf Salmonellose hin und aus Kotproben wurde Salmonella Typhimurium isoliert.

Am Ende der dritten Woche nach dem Absetzen lag die Mortalitätsrate bei 5% und zu Beginn der vierten Woche wurde von verstärktem Auftreten von Diarrhö berichtet. Zu diesem Zeitpunkt wurden wir eingeladen, den Betrieb zu besuchen.

 

Besuch des Betriebs

Die Tiere zeigten Kümmerwuchs und ein unterschiedliches Gewicht. Einige von ihnen waren dünn mit eingefallenen Flanken, blass und pelzig und zeigten geringe Vitalität. Ein geringer Anteil der Tiere (<3%) war ausgezehrt. 5% hatten cremige/wässrige, senffarbene Diarrhö. Atemwegserkrankungen waren offenkundiger als Verdauungsstörungen und mindestens 20-30% der Schweine husteten.

52 Tage alte Ferkel: Kümmerwuchs und Konditionsverlust.

Abbildung 1: 52 Tage alte Schweine: Kümmerwuchs und Konditionsverlust.

52 Tage alte Ferkel: Unterschiedliches Gewicht

Abbildung 2: 52 Tage alte Schweine: Unterschiedliches Gewicht.

52 Tage alte Ferkel: Verlust der Körperkondition und Blässe

Abbildung 3: 52 Tage alte Ferkel: Verlust der Körperkondition und Blässe

Es wurden mehrere Sektionen durchgeführt, bei denen Läsionen gefunden wurden, die auf systemische PCV2-Erkrankungen (PCV2-SD) hindeuten können: ungleich vergrößerte Lymphknoten in der Leistengegend, Aszites, Gelbsucht, interstitielles Lungenödem. Außerdem wurden Läsionen festgestellt, die Verdauungsstörungen betreffen.

 

Diagnostische Untersuchung

An das Labor wurden verschiedene Proben geschickt, woraufhin bei den Lungenläsionen Pasteurella multocida isoliert wurde. Die Ergebnisse der PCR-Analyse bezüglich PRRS und SIV waren ebenso wie der immunhistochemische Test (IHC) bezüglich PRRS negativ. Zur Untersuchung auf PCV2 wurde außerdem eine immunohistochemische Analyse durchgeführt. Die PCV2-Viruslasten in Proben oraler Flüssigkeiten (qPCR) lagen zwischen 5×107 und 1×108 Genomkopien pro ml.

PCV2

Abbildung 4: Lymphknoten der Leistengegend mit PCV2-Markierung in Makrophagen. Abbildung 5: Alveolarsepten der Lunge mit PCV2-Markierung in Makrophagen

Abbildung 6: Mikroskopischer Schnitt mit PCV2-Markierung im bronchialen Bereich.

Bilder Crown Copyright APHA

 

Fallentwicklung

Nachdem zwei Wochen lang Medikamente verabreicht wurden, verringerten sich die Atemwegserkrankungen und die Schweine gewannen wieder eine gute Körperkondition. Die PCV2-Viruslast in oralen Flüssigkeiten sank auf Werte zwischen 106 and 107 Kopien/ml. Die Zahl der Todesfälle sank, aber die Mortalität lag am Ende der Mastphase bei 9%.

Dies war allerdings noch nicht das Ende der Geschichte, sondern eher der Beginn eines Problems, das uns viel länger beschäftigen sollte. In den vergangenen 6 Monaten zeigten Partien von Schweinen aus der Aufzucht in Folge sehr schlechte Leistungen und die Mortalitätsraten von der Aufzucht bis zur Mast lagen zwischen 5 und 7%. Ohne Zweifel waren weitere Untersuchungen erforderlich, um dem Problem auf den Grund zu gehen.

 

Durchgeführte Maßnahmen

Es war nicht möglich eine Untersuchung einzuleiten um den genauen Beginn der erneuten PCV2-Zirkulation zu bestimmen, aber auf Grundlage der zuvor beschriebenen Befunde und Ergebnisse geschah dies vor der dritten Woche nach dem Absetzen. Die PCV2-Impfung bot nicht den erwarteten Schutz und aufgrund der kurzen Zeitspanne bis zur erneuten Zirkulation erfolgte die Impfung möglicherweise zu spät. Der Aufzuchtbetrieb wurde darum gebeten, die Ferkel in jüngerem Alter zu impfen, aber man lehnte es aufgrund der zusätzlichen technischen Komplikationen, die damit verbunden waren, ab, die Tiere vor dem Absetzen zu impfen. Der Betrieb impfte die Ferkel deshalb beim Absetzen, womit die Impfung im Vergleich zum vorhergehenden Programm 1-4 Tage vorgezogen wurde.

 

Beurteilung der umgesetzten Maßnahmen

Aufeinanderfolgende Tierpartien hatten seit der ersten Woche nach dem Absetzen häufig Probleme mit Salmonellose. Trotz der antimikrobiellen Behandlung mit Colistin im Trinkwasser, was recht wirksam war, starben 5% der Absetzferkel innerhalb von nur 2 Wochen.

In verschiedenen Partien traten PCV2-bedingte systemische Erkrankungen bereits in der zweiten Woche nach dem Absetzen auf. Die Mortalität lag bei verschiedenen Partien in der Phase 7-105 kg bei 9% und die Kosten für Antibiotika waren aufgrund der zusätzlichen Atemwegserkrankungen und Meningitis deutlich höher. Die PCV2-Viruslast bei oralen Flüssigkeiten erreichte bei infizierten Partien Konzentrationen von bis zu 108 Kopien/ml, während die Virenkonzentrationen bei Schweinen, die im selben Stall untergebracht waren, und bei gleichaltrigen Schweinen aus anderen Zuchtbetrieben zwischen 102 und 104 Kopien/ml lagen. Abgesehen davon traten grundsätzlich keine Anzeichen digestiver oder systemischer Erkrankungen auf.

Diarrhö, die bei 5 Wochen alten Schweinen durch Salmonella Typhimurium verursacht wurde

Abbildung 7: Diarrhö, die bei 5 Wochen alten Schweinen durch Salmonella Typhimurium verursacht wurde.
Sie betraf normalerweise einen großen Teil der Tiere.

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Reste von Diarrhö, die durch Salmonella Typhimurium  verursacht wurde

Abbildung 8: Diarrhö, die durch Salmonella Typhimurium verursacht wurde.

Eine große Zahl von Tieren zeigte bald nach dem Absetzen Blässe und Konditionsverlust

Abbildung 9: Blässe und Konditionsverlust traten bei gerade abgesetzten Ferkeln häufig auf.

5 Wochen altes Ferkel: Vergrößerte Lymphknoten in der Leistengegend

Abbildung 10: 5 Wochen altes Absetzferkel: Vergrößerte Lymphknoten in der Leistengegend.

5 Wochen altes Ferkel: Interstitielle Pneumonie und überschüssige Flüssigkeit in der Brusthöhle

Abbildung 11: 5 Wochen altes Ferkel: Interstitielle Pneumonie und überschüssige Flüssigkeit in der Brusthöhle.
Befunde, die auf PCV2 hindeuteten, waren häufig.

5 Wochen altes Ferkel: Interstitielle Pneumonie und überschüssige Flüssigkeit in der Brusthöhle

Abbildung 12: Nekrotisierende Enterokolitis, die bei einem 5 Wochen alten Ferkel aufgrund von Salmonella Typhymurium auftrat.

Alle Partien zeigten ernsthafte Gesundheitsprobleme mit hoher Mortalität und hohem Bedarf an Antimikrobiotika. Diese Partien verursachten bedeutende wirtschaftliche Verluste und der Aufzuchtbetrieb war gezwungen, weitere Maßnahmen zu ergreifen.

 

Lösung des Problems

Der Aufzuchtbetrieb zog im Oktober 2014 nach mehr als drei Jahren auf demselben Gelände auf neues Land.

Die Stallungen wurden gereinigt und teilweise erneuert. Die Hygiene in den Stallungen spielt eine Schlüsselrolle. Die Erzeuger und die Tierärzte sind sich dessen sehr wohl bewusst, wehalb die Stallungen selten für mehr als 3 Partien benutzt werden, bevor sie einer Reinigung und Desinfektion unterzogen werden.

Das Risiko der Übertragung von Krankheiten (wie z. B. Salmonellose) wird bei Ferkeln durch Nagetiere und Vögel erhöht, ebenso wie durch die ständige Anwesenheit von Absetzferkeln, die nicht abtransportiert werden und deshalb im Stall verbleiben und in die nächste Partie Absetzferkel aufgenommen werden, die 1 bis 3 Wochen jünger sind.

In diesem Fall wurde das Stallmanagement vernachlässigt und, sobald die Stallungen und deren Management besser geführt wurden, verschwanden die Probleme umgehend. Die folgenden Partien zeigten keine vergleichbaren Probleme mit Salmonellose mehr. Mehrere nachfolgende Partien wurden auf PCV2 überwacht und es wurde festgestellt, dass die PCV2-Viruslast bei oralen Flüssigkeiten unter 5 × 104 Kopien/ml blieb. Außerdem gab es keine klinischen oder histopathologischen Hinweise auf PCV2-assoziierte Erkrankungen.

 

Diskussion: Was wir aus diesem Fall lernten 

Die Qualität der Absetzferkel und ihr Gesundheitszustand sind Schlüsselfaktoren für ihre weitere Entwicklung. Eine gute Hygiene und ein ordnungsgemäßes Management beim Absetzen und während des Transports können Probleme vermeiden, die in den nächsten Produktionsphasen auftreten würden.

Um für die künftigen Herausforderungen wie beispielsweise die Reduzierung des Antibiotika-Einsatzes gerüstet zu sein, sollten Schweineproduzenten die Optimierung des Ferkelmanagements und der Qualität gewährleisten, um vermeidbaren Situationen wie dieser vorzubeugen. In welchen Situationen ist es akzeptabel, Antibiotika einzusetzen, um Probleme zu lösen, die mit dem richtigen Management und Hygiene vermieden werden könnten?

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