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Klinischer Fall: Mehr Umrauscher im Sommer und wenige Geburten das ganze Jahr über

Der Betrieb berichtet von niedriger Gebärfreudigkeit (mittlere jährliche Lebendgeburten von 11,91) und niedriger Fruchtbarkeit im Sommer mit einem deutlichen Anstieg der azyklischen Umrauscher.

7 Dezember 2016
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Beschreibung des Betriebs

Der Betrieb liegt in der Po-Ebene in Norditalien. Er hält 1.400 Sauen und verkauft Ferkel mit einem Gewicht von 35-40 kg. Er ist frei von Pseudowut, wurde aber positiv auf PRRSv, M. hyo und APP getestet. Die Sauen werden folgendermaßen geimpft:

Pseudowut: Dreimal pro Jahr (bei 2 von 3 Impfungen zusammen mit dem Grippeimpfstoff verabreicht)
E. Coli und Rhinitis: 2 Impfungen bei Jungsauen im zweiten Drittel der Tragzeit
Erysipel und Parvovirus: In der Abferkelbucht in der Woche vor dem Absetzen
PRRS: Verabreicht gemäß dem Programm 6-60 (6 Tage nach dem Abferkeln und am 60. Tag der Tragzeit)

Ersatztiere werden mit einem Gewicht von 30 kg und mit negativem PRRS-Status aufgenommen. Bis zu einem Gewicht von ca. 50 kg werden sie in Einrichtungen fernab des Betriebs untergebracht und danach in den Betrieb verlegt, aber immer noch isoliert und im Rein-Raus-System gehalten.

 

Erstes Auftreten

Die Betrieb berichtet von dem Problem niedriger Gebärfreudigkeit: Die durchschnittliche Anzahl der Lebendgeburten lag 2015 bei 11,91. Die Zahl der Lebendgeburten ist unabhängig von der Gebärfähigkeit niedrig (Tabelle 1).

Tabelle 1: Zahl der Ferkel, die 2015 geboren wurden, nach Geburtenzahl

Zyklus Geburten Gesamt Lebendgeburten Totgeburten
1 11.19 10.67 0.52
2 11.96 11.58 0.38
3 12.71 12.31 0.40
4 13.36 12.69 0.67
5 13.42 12.54 0.88
6 13.36 12.35 1.01
7 13.24 11.92 1.32
≥8 12.89 11.64 1.25
  12.62 11.91 0.71
Abbildung 1: Durchschnittliche Zahl der Lebendgeburten 2015 nach Geburtenzahl
Abbildung 1: Durchschnittliche Zahl der Lebendgeburten 2015 nach Geburtenzahl

Die Zahl der mumifizierten Ferkel bei Jungsauen ist leicht höher als üblich (3,7%), aber im Allgemeinen kann festgestellt werden, dass die Zahl der Geburten insgesamt ungewöhnlich niedrig ist. Das beschriebene Krankheitsbild steht im Gegensatz zu einer hohen, durch Ultraschallaufnahme festgestellten Fruchtbarkeit, obwohl die Abferkelrate im Sommer sinkt.

Im Sommer verschärften sich die Probleme bezüglich der Resorption, die selbst nach der Ultraschalldiagnose auftritt. In manchen Fällen wurden frühe Aborte festgestellt, während in anderen Fällen in den Buchten leere Sauen gefunden wurden, ohne dass zuvor ein Abort diagnostiziert worden wäre. Tabelle 2 zeigt die Ergebnisse der monatlichen Fruchtbarkeit und der Abferkelrate.

Tabelle 2: Monatliche Ergebnisse der durch Ultraschall festgestellten Fruchtbarkeit und der Abferkelrate von 2015

  Jan Feb Mar Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Durch Ultraschall festgestellte Fruchtbarkeit (%) 93.2 92.5 91.5 90.3 91.5 89.5 83.2 82.2 84.4 86.2 92.1 93.4
Abferkelrate  (%) 90.1 88.4 87.1 86.4 86.1 85.3 71.1 68.3 70.1 80.8 89.9 91.2
Monatliche Ergebnisse der per Ultraschall festgestellten Fruchtbarkeit und der Abferkelrate von 2015
Monatliche Ergebnisse der per Ultraschall festgestellten Fruchtbarkeit und der Abferkelrate von 2015

In der Verteilung der zyklischen und azyklischen Umrauscher ist auch eine Tendenz zu den azyklischen Umrauschern festzustellen, was offensichtlich ein Warnsignal ist, wenngleich es keine klinischen Manifestationen im Betrieb gibt, die auf bestehende Gesundheitsprobleme hindeuten würden. Offensichtlich steigt der prozentuale Anteil azyklischer Umrauscher deutlich im Sommer, wenn die Fruchtbarkeit am höchsten ist. Laboruntersuchungen wurden durchgeführt um Krankheiten festzustellen, welche die Fruchtbarkeit und Gebärfreudigkeit beeinträchtigen können, aber die Ergebnisse waren negativ. Abbildungen 3 und 4 zeigen, wie die Umrauscher in der günstigen Phase (zwischen Oktober und Juni) und in den Sommermonaten (zwischen Juli und September) verteilt sind. Im Allgemeinen ist die Zahl der azyklischen Umrauscher tendenziell höher als erwartet, wobei sich die Rate der zyklischen zu den azyklischen Umrauschern im Sommer deutlich verschlechtert.

Abbildung 3: Analyse der Umrauscher im günstigen Zeitraum (Januar bis Juni und Oktober bis Dezember 2015)
Abbildung 3: Analyse der Umrauscher im günstigen Zeitraum (Januar bis Juni und Oktober bis Dezember 2015)
Abbildung 4: Analyse der Umrauscher im ungünstigen Zeitraum (Juli bis September 2015)
Abbildung 4: Analyse der Umrauscher im ungünstigen Zeitraum (Juli bis September 2015)

 

Fallbeschreibung

Zuerst soll die Genauigkeit der Ultraschalldiagnose überprüft werden. Die Mitarbeiter des Betriebs führen zwei Ultraschalluntersuchungen durch. Die erste erfolgt zwischen dem 23. und 29. Tag und die zweite am 40. Tag der Tragzeit. Wie bereits erwähnt gehen die Föten zwischen der ersten und der zweiten Ultraschalluntersuchung verloren: Es werden frühe Aborte beobachtet oder in manchen Fällen ist die Sau bei der zweiten Ultraschalluntersuchung leer, ohne dass davor ein Abort festgestellt worden wäre. Nachdem wir uns vergewissert haben, dass die Ultraschalluntersuchungen korrekt durchgeführt werden, wird die Feststellung der Brunst sowie der Zeitpunkt und das Verfahren der Besamung beurteilt, die ebenfalls korrekt sind. Wir versichern uns außerdem auch, dass das Stallpersonal die Zahl der lebend geborenen, toten, mumifizierten und beim Abferkeln zerdrückten Ferkel richtig erfasst.

Zu diesem Zeitpunkt kommt die Vermutung auf, dass die niedrige Zahl an lebend geborenen Ferkeln in Zusammenhang mit einer vorzeitigen Aufnahme der Tiere nach der Besamung in die Ställe stehen könnte. Man hält es für möglich, dass, wenn der Umweltstress niedriger ist, die Sauen während eines Großteils des Jahres weiterhin trächtig werden, obwohl sie letztendlich eine relativ niedrige Zahl an Ferkeln gebären. Andere Male wie im Sommer gehen die Föten ab, was die große Zahl der azyklischen Umrauscher erklären könnte.

Sauen in Buchten
Sauen in Buchten

Diese Theorie kann auch die Tatsache erklären, dass in den günstigen Zeiten des Jahres die Fruchtbarkeit und die Abferkelraten ausgezeichnet sind, während die Zahl der geborenen Ferkel unbefriedigend ist.

Jede Sauengruppe umfasst 16-18 Tiere, obgleich bis zu 28-30 Tiere möglich sind. Die Sauen werden zweimal pro Tag gefüttert, und zwar am Vor- und am Nachmittag.

 

Durchgeführte Tests

Bevor der Bau eines neuen Stalls in Betracht gezogen wird, in dem alle Sauen in den ersten 4 Wochen der Tragzeit in Kastenständen untergebracht werden können —wie dies bereits in den Tierschutzvorschriften der EU vorgesehen ist—, wird zusammen mit den Eigentümern und dem Management beschlossen, den Einsatz der Kastenstände, die im Betrieb vorhanden sind, zu ändern. Diese Kastenstände dienten der Unterbringung der abgesetzten Sauen bis zur Deckung. Nach der Deckung kamen die Tiere in die Buchten, damit die neu abgesetzten Sauen dieselben Kastenstände belegen konnten.

Aufgrund der aufgestellten Hypothesen beschließen wir, die Sauen direkt in den Buchten abzusetzen und 1 von 4 Partien (wöchentlich) zum Decken in die Kastenstände aufzunehmen, wo diese Partie in den ersten 28 Tagen der Tragzeit verbleibt. Die anderen Partien werden natürlich in den Buchten abgesetzt und gedeckt.

Sauen bei Kastenständen
Sauen bei Kastenständen

Fallentwicklung

Seit Dezember 2015 wechseln die 3 Partien, die sich während der gesamten Tragzeit in den Buchten befinden, mit der Partie ab, die von der Befruchtung bis zum 28. Tag der Tragzeit in Kastenständen gehalten wird.

Die Ergebnisse der Ultraschalluntersuchung und die Abferkelraten der Partien, die beim Verfassen dieses Artikels bereits geworfen haben, weisen bezüglich der Fruchtbarkeit und Abferkelraten optimale Prozentsätze auf, die denjenigen entsprechend, die für diesen Betrieb außerhalb der Sommerzeit normal sind (s. Abb. 5).

Figure 5. Ultrasound fertility and farrowing rate from December 2015 to June 2016. (*sows in crates from weaning until day 28 of gestation).
Figure 5. Ultrasound fertility and farrowing rate from December 2015 to June 2016. (*sows in crates from weaning until day 28 of gestation).

Am interessantesten ist dabei die Anzahl der geborenen Ferkel entsprechend Abbildung 6. Tatsächlich verzeichneten die Sauen, die bis zum Tag 28 nach der Besamung in den Kastenständen verblieben, 1 geborenes Ferkel mehr als diejenigen, die in Buchten abgesetzt und gedeckt wurden (13,84 im Vergleich zu 12,80 Gesamtgeburten).

Abbildung 6: Gesamtgeburten, Lebendgeburten und Totgeburten zwischen Dezember 2015 und Juni 2016 (*Sauen in Kastenständen vom Absetzen bis zum 28. Tag der Tragzeit)
Abbildung 6: Gesamtgeburten, Lebendgeburten und Totgeburten zwischen Dezember 2015 und Juni 2016 (*Sauen in Kastenständen vom Absetzen bis zum 28. Tag der Tragzeit)

Der Unterschied ist bei erstgebärenden Sauen sogar noch größer. Obwohl diese Gruppe keine Unterschiede bei der Fruchtbarkeit oder den Abferkelraten aufweist, gibt es einen Unterschied von 1,55 Ferkeln bei der Zahl der Gesamtgeburten (13,04 im Vergleich zu 11,49), was nahelegt, dass Remontetiere wahrscheinlich empfindlich auf die frühe Aufnahme in eine Bucht reagieren (wo sie aufgrund der hohen Besatzdichte in den Buchten häufig mit Altsauen gemischt werden). Die Abbildungen 7 und 8 fassen die Daten der erstgebärenden Sauen zusammen.

Abbildung 7: Ergebnisse der verglichenen erstgebärenden Sauen zwischen Dezember 2015 und Juni 2016 (*Sauen in Kastenständen vom Absetzen bis zum 28. Tag der Tragzeit)
Abbildung 7: Ergebnisse der verglichenen erstgebärenden Sauen zwischen Dezember 2015 und Juni 2016 (*Sauen in Kastenständen vom Absetzen bis zum 28. Tag der Tragzeit)
Abbildung 8: Ergebnisse der verglichenen erstgebärenden Sauen zwischen Dezember 2015 und Juni 2016 (*Sauen in Kastenständen vom Absetzen bis zum 28. Tag der Tragzeit)
Abbildung 8: Ergebnisse der verglichenen erstgebärenden Sauen zwischen Dezember 2015 und Juni 2016 (*Sauen in Kastenständen vom Absetzen bis zum 28. Tag der Tragzeit)

Die Daten der Sommermonate sind ebenso interessant: Die Sauen, die die ersten 4 Wochen in den Kastenständen verbrachten, zeigten nicht den klassischen Rückgang der Fruchtbarkeit und keine Resorption oder azyklischen Umrauscher. Obwohl sie weniger Umrauscher als 2015 aufwiesen, lagen auf der anderen Seite die Sauen, die gedeckt waren und die gesamte Tragzeit im Pferch verbrachten, in einigen Wochen bei über 10%.

Tabelle 3: Entwicklung der Fruchtbarkeit (Kastenstände im Vergleich zu Buchten) bei der ersten und zweiten Ultraschalluntersuchung in den Sommermonaten

Woche

Standort

(Kastenstand/ Bucht)

Fruchtbarkeit bei 1. Ultraschalluntersuchung Fruchtbarkeit bei 2. Ultraschalluntersuchung
28-2016 K 94.61 91.44
29-2016 B 92.12 89.42
30-2016 B 90.1 84.19
31-2016 B 98.28 94.83
32-2016 B 89.56 78.25
33-2016 K 91.35 87.04
34-2016 B 90.67 83.44
35-2016 B 89.61 84.51
36-2016 B 86.34 73.56
37-2016 B 90.23 87.35
38-2016 K 92.77 88.89
39-2016 B 91.6 86.4
40-2016 B 88.43 83.9
41-2016 B 93.45 90.18

Zwei Faktoren sind dabei zu berücksichtigen: Der Sommer 2016 war nicht so heiß wie der vorhergehende und aufgrund der Analyse der ersten Ergebnisse ging man bei der Bildung der Gruppen mit größerer Vorsicht vor, indem man versuchte, die Tierdichten (nach den Tierschutzvorschriften) zu reduzieren und die Tiere nach ihrem Gewicht und ihrer Größe zu Gruppen zusammenzufassen. Damit sich die Tiere wohler fühlten, beschlossen wir auf der anderen Seite, die Sauen insbesondere in der schwierigen Phase der embryonalen Implantation einmal am Tag zu füttern. Diese Praxis wurde offensichtlich während der restlichen Tragzeit beibehalten. Um das Völlegefühl der Sauen in den ersten Monaten der Tragzeit zu verbessern, wurde außerdem auch die Futtermenge um 10-15% erhöht. Mit fortschreitender Tragzeit wurden die Mengen schrittweise verringert, so dass sie am Ende ungefähr dieselben Mengen Futter erhielten wie am Anfang.

 

Schlussfolgerung

Beim Verfassen dieses Artikels ist die Zahl der Geburten der Sauen, die im Sommer gedeckt wurden, noch nicht bekannt. Wie oben beschrieben wurde, führte ein milderer Sommer zusammen mit Maßnahmen, die in Gruppen von Sauen ergriffen wurden, die sich während ihrer gesamten Tragzeit im Gehege befanden, dazu, dass die azyklischen Umrauscher und die Resorptionen gegenüber den vorhergehenden Jahren sanken.

Wir warten noch auf die Ergebnisse bezüglich der Zahl geborener Ferkel um zu entscheiden, ob es sich lohnt, in den Bau eines neuen Stalls mit Kastenständen für tragende Sauen zu investieren, in denen die Sauen in den ersten 4 Wochen gehalten werden (was zu einer Verbesserung der Gesamtzahl von + 1 geborenem Ferkel führte), oder ob die in den Buchten ergriffenen Maßnahmen während der Tragzeit beibehalten werden.

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