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Wechselwirkung zwischen PRRSV und respiratorischem Coronavirus oder Influenzavirus

Enric Marco berichtet uns, dass in der letzten Zeit relativ häufig Mastschweine zu beobachten sind, die in der Endphase der Mast Atemwegsbeschwerden aufweisen, die kaum auf Antibiotikabehandlungen ansprechen. In diesen Fällen denken wir üblicherweise an das PRRS-Virus; gemischte virale Infektionen werden allerdings seltener in Betracht gezogen...

30 März 2015
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Publikation

Infektion von Mastschweinen mit dem Reproduktions- und Atemwegssyndrom verursachenden Schweinevirus (PRRSV), gefolgt von einer zweiten Infektion mit dem porzinen respiratorischen Coronavirus (PRCV) oder dem Schweineinfluenzavirus (SIV): eine klinische und virologische Studie (Dual infections of feeder pigs with porcine reproductive and respiratory syndrome virus followed by porcine respiratory coronavirus or swine influenza virus: a clinical and virological study). VanReeth K, Nauwynck H und Pensaert M (1996). Veterinary Microbiology 48: 325–335

 

Zum Inhalt der Publikation

Was wurde untersucht?

Vorliegende Studie wurde durchgeführt, um die klinischen Auswirkungen einer Infektion mit dem PRRSV, gefolgt von einer zweiten Infektion mit dem PRCV oder dem SIV, zu ermitteln. Eine weitere Zielsetzung war es, herauszufinden, ob das PRRSV die Replikation des PRCV oder SIV beeinträchtigt.

 

Wie wurde es untersucht?

36 10 Wochen alte Schweine (seronegativ bezüglich PRRS, SIV und PRCV) wurden in 8 Gruppen aufgeteilt:

Kontrollgruppe, nur mit PRRSV, nur mit PRCV, nur mit SIV, mit PRRSV+PRCV und mit PRRSV+SIV infiziert (3 Gruppen).

Die zweite Infektion (PRCV und SIV) wurde jeweils 3 Tage nach der PRRSV-Infektion veranlasst.

Die Schweine wurden täglich auf Fieber, Tachypnoe, Dyspnoe und Husten kontrolliert. Sie wurden außerdem täglich gewogen und Nasenabstriche sowie Blutproben wurden genommen.

 

Was sind die Ergebnisse?

Bei nur mit dem PRRSV infizierten Schweinen wurde Fieber festgestellt (einen Tag lang).

Bei mit dem SIV infizierten Schweinen dauerte das Fieber nur einen Tag; sporadische respiratorische Symptome (wenn sie zur Bewegung gezwungen wurden) und eine vorübergehende Erhöhung der Atemfrequenz (65/min) wurden ebenfalls beobachtet. Bei einer Co-Infektion mit dem PRRSV wies die erste Gruppe von Schweinen —PRRSV-SIV— jedoch 10 Tage lang hohes Fieber mit einer Höchsttemperatur von 41,4 ºC auf.
Sie waren stark beeinträchtigt und depressiv und wiesen ebenso Anzeichen von Anorexie auf. Diese Schweine zeigten eine ausgeprägte Atemwegserkrankung zwischen 4 und 10 Tagen nach der Co-Infektion.

Die beiden anderen Gruppen mit PRRSV-SIV waren verglichen mit der ersten Gruppe mäßig beeinträchtigt.

Allerdings war die durchschnittliche tägliche Gewichtszunahme (ADG) aller 3 Gruppen beeinträchtigt, verglichen mit der Kontrollgruppe, der nur mit dem PRRSV und der nur mit dem SIV infizierten Gruppe.

Das PRCV führte zu keiner Reaktion. Wenn die Schweine allerdings bereits mit dem PRRSV infiziert waren, führte eine Inokulation mit dem PRCV zu 9 Tage langem Fieber und die Schweine entwickelten eine Fieber- und Atemwegserkrankung.

Die Virusexkretion bezüglich des PRCV war, unabhängig vom Status des PRRSV, in etwa gleich und die Exkretion des SIV verzögerte sich in der PRRSV-SIV-Gruppe um 2 Tage.

 

Welche Schlussfolgerung kann aus der Publikation gezogen werden?

Die Studie bestätigt die Hypothese, dass die klinischen Auswirkungen einer PRRSV-Infektion durch Co-Infektionen mit anderen häufigen respiratorischen Viren verschärft werden können. Sie zeigt außerdem, dass das PRRSV die schwachen Auswirkungen anderer Erreger von Atemwegserkrankungen verschärfen kann.

Enric MarcoBedeutung für die Praxis aus Sicht von Enric Marco

In der letzten Zeit sind relativ häufig Mastschweine zu beobachten, die in der Endphase der Mast Atemwegsbeschwerden aufweisen, die kaum auf Antibiotikabehandlungen ansprechen. In solchen Situationen denken wir nahezu ausnahmslos daran, dass ein viraler Prozess vorliegt, der von sekundären Bakterieninfektionen verkompliziert wird. Wenn tatsächlich ein Labortest gefordert wird, um herauszufinden welches Virus involviert ist, dann stellt sich ganz klar die Frage: Handelt es sich um das PRRS-Virus? Die Möglichkeit einer gemischten viralen Infektion, wie in dieser Studie vorgestellt, wird allerdings seltener in Betracht gezogen.

Diese Arbeit zeigt, dass die Kombination des PRRS-Virus mit anderen Viren mit respiratorischem Tropismus einen höheren klinischen Schweregrad ergibt. Die Möglichkeit, dass das Influenzavirus in gewissen komplizierten Fällen von PRRS vorhanden ist, wird relativ häufig in Betracht gezogen, aber wer denkt an das porzine respiratorische Coronavirus? Wir wissen seit Jahren, dass es ein bei Nutztieren häufig vorkommender Erreger ist, der tatsächlich die Erklärung dafür ist, warum die transmissible Gastroenteritis in Europa nicht zum Ausbruch kommt, doch niemand erinnert sich an ihn, wenn es um Atemwegsbeschwerden geht. Könnte er einige der Atmungsprozesse am Ende der Mast erklären? Das PRRS-Virus von einem landwirtschaftlichen Betrieb zu entfernen ist nicht einfach, aber ist es einfach das Influenzavirus oder das respiratorische Coronavirus zu eliminieren?

Wir neigen dazu, zu vergessen, wie wichtig eine korrekte Umsetzung des Bestandsmanagements mit einem bewährten Verfahren wie dem Rein-Raus-Prinzip ist. Das ist nichts Neues, denn wir haben bereits alte Daten, die beweisen, dass die Nutzung dieser Art Technik funktioniert (siehe Tabelle). In landwirtschaftlichen Betrieben jedoch, wo es gleichzeitig mehrere Produktionsbestände gibt (wenn beispielsweise kein strenges Mehrphasensystem existiert), könnte man meinen, dass man das Rein-Raus-Prinzip anwendet, obwohl man das in Wirklichkeit gar nicht tut. Wir betreten jeden Tag alle Einheiten, gehen in die Ställe, benützen dieselben Bürsten in verschiedenen Räumen, und wenn das nicht schon genug wäre, behandeln wir die kranken Tiere auch noch tagtäglich, ohne die Spritze und noch schlimmer, ohne die Nadel zu wechseln. Durch diese Praktiken nehmen Krankheiten endemischen Charakter an, besonders diejenigen mit viralem Ursprung.

  Rein-Raus

fortlaufend

Mortalitätsrate (%) 1.8 3.4
ADG (g/Tag) 548 512
Futterverwertung 3.84 4.1

 

Holland startet nun — ziemlich streng — mit der Anwendung einer sogenannten internen Biosicherheit — in anderen Worten, es soll vermieden werden, dass sich Infektionen von einem Bestand zum anderen ausbreiten. Dies zu erreichen ist einfach: wir müssen nur jeden Bestand als separaten Betrieb behandeln: Stiefel und Materialien speziell für jeden Bestand, und Hände oder Handschuhe zwischen den Beständen waschen. Was die tägliche Routine betrifft, so muss sie immer bei den jüngsten Schweinen begonnen und dann nach dem Alter in aufsteigender Reihenfolge fortgeführt werden. Ist ein gemeinsamer Flur zu allen Räumlichkeiten vorhanden, dann sollten die Fenster zu den anderen Abteilungen geschlossen bleiben, wenn die größten Schweine verladen werden, um so Aerosole zu vermeiden, die von den abfahrenden Schweinen beim Betreten der Räumlichkeiten erzeugt werden. Dies ist der einzige Weg, um sicherzustellen, dass Infektionen wie Influenza, respiratorisches Coronavirus oder sogar PRRS verschwinden oder zumindest ihr Verhaltensmuster ändern, wodurch gemischte Infektionen vermieden werden.

Die kommerzielle Produktion strebt nicht nach perfekter Gesundheit, aber nach einer wirtschaftlichen Handhabung der Situation ohne Kosten, die die Rentabilität beeinträchtigen.

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