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Schweine, Menschen und die Grippe

Schweine, die an Ausstellungen teilgenommen haben, sollten von der Herde isoliert und während mindestens sieben Tagen auf klinische Influenzasymptome beobachtet werden, um die im Stall verbliebenen Schweine vor einer eventuellen Ansteckung zu schützen.

Landwirtschaftmessen sind kulturelle Veranstaltungen und in vielen Gemeinden ein freudig erwartetes soziales Ereignis. Es ist aber wichtig, dass sich gefährdete Bevölkerungsgruppen der möglichen Gesundheitsrisiken bewusst sind.

Landwirtschaftmessen sind kulturelle Veranstaltungen und in vielen Gemeinden ein freudig erwartetes soziales Ereignis. Es ist aber wichtig, dass sich gefährdete Bevölkerungsgruppen der möglichen Gesundheitsrisiken bewusst sind.

Das Influenza-A-Virus weist ein breites Wirtsspektrum auf. Dies fördert die rasche Entwicklung und Verbreitung des Virus und hat  zu einem weltweit äußerst vielfältigen Virenpool geführt. Schweine können mit humanen, porzinen und aviären Influenza-A-Viren infiziert werden, und diese Infektion manifestiert sich beim Schwein in der Regel mit Atemwegserkrankungen, die durch Symptome wie Fieber, Husten, Nasenausfluss und Abgeschlagenheit charakterisiert sind. Bei engem Kontakt zwischen Schweinen und Menschen können die Influenza-A-Viren von einer Spezies auf die andere übertragen werden, sodass es auf diese Art und Weise zu neuen Grippepandemien kommen kann. Wird ein Mensch mit einem Influenza-A-Virus porzinen Ursprungs infiziert, wird dies als Infektion mit einer Virusvariante bezeichnet und durch den Zusatz von "v" nach dem Subtyp (z.B. H3N2v) gekennzeichnet. Diese Übertragung zwischen einzelnen Spezies ist in der Vergangenheit immer wieder in periodischen Abständen aufgetreten, aber die Übertragung vom Schwein auf den Menschen wird am häufigsten nach Schweineausstellungen auf Landwirtschaftsmessen dokumentiert.

In ganz Nordamerika zählen Landwirtschaftsmessen zur Ausbildung junger Menschen für Berufsbereiche wie Landwirtschaft, Tierzucht oder Lebensmittelproduktion. Die dabei stattfindenden Schweineausstellungen schaffen Bedingungen, die sich von der kommerziellen Schweineproduktion unterscheiden, da es bei den Ausstellungen zu einem lange andauernden Kontakt von Schweinen unterschiedlichster Herkunft mit Millionen von Menschen kommt. Während die bei Ausstellungen gezeigten Schweine nur einen sehr kleinen Teil der gesamten Schweineindustrie repräsentieren, sind sie für die Öffentlichkeit doch die häufigste Schnittstelle mit der porzinen Population und deren Krankheitserregern.

In den letzten 5 Jahren sind alle Grippefälle, die durch H1N1v, H1N2v und H3N2v verursacht wurden, mit Schweineausstellungen bei Landwirtschaftsmessen in Verbindung gebracht worden. Im Jahr 2012 kam es in 12 Bundesstaaten der USA zu insgesamt 309 Fällen einer H3N2v-Infektion, und bei der Mehrheit der Fälle handelte es sich um Schweineaussteller bei Landwirtschaftsmessen (Bliss, et al., 2016). Trotz aller Anstregungen zur Risikominderung kommt es immer wieder zu Infektionen mit der Virusvariante. Erst kürzlich (2016) erkrankten 18 Personen nach Teilnahme an Landwirtschaftmessen in Michigan und Ohio (Schicker, R.S., et al., 2016). Grundlegend gesunde Menschen erholen sich von der Schweinegrippe ohne Probleme, doch ist die Wahrscheinlichkeit für Komplikationen bei Kindern unter 5 Jahren, bei älteren Menschen über 65 Jahren sowie bei Schwangeren oder Personen mit bestimmten chronischen Erkrankungen doch erhöht (CDC, 2016).

In einem 3-Jahres-Überblick zu Landwirtschaftsmessen im Mittleren Westen der USA stellte sich heraus, dass bei 23 % der Ausstellungen mit Influenza infizierte Schweine teilnahmen (Killian, M.L., et al., 2012). Viele Landwirtschaftsmessen sind wochenlange Veranstaltungen, bei denen die Tiere über die gesamte Dauer ausgestellt sind, was dem Virus ausreichend Zeit bietet, sich unter den Schweinen zu vermehren.  In der Regel sind weniger als 1,5 % der Schweine bei ihrer Ankunft mit Influenza infiziert, aber diese wenigen Schweine sind in der Lage, bis zum Ende der Ausstellung praktisch alle anderen Schweine mit dem Virus anzustecken (Bliss, et al., 2016; Killian, et al., 2012). Eine der Empfehlungen zur Minimierung der Übertragung der Influenza schlägt vor, den Zeitraum der Anwesenheit der Schweine auf dem Ausstellungsgelände auf 72 Stunden zu beschränken (Bowman et al., 2014). Zusätzlich empfehlen Beamte des Gesundheitsamtes den Besuchern, ihre Hände vor und nach dem Kontakt mit Tieren gründlich mit Wasser und Seife zu waschen. Essen und Trinken sollte nicht in den Bereichen, wo sich Tiere aufhalten, erfolgen, und Besucher mit Kindern sollten weder Schnuller noch Trinkflaschen und Kinderwägen in die Tierbereiche bringen. Bei Verdacht auf eine Erkrankung eines Schweines ist der Tierarzt zu kontaktieren. Sieht ein Tier krank aus oder verhält es sich auffällig, sollte jeder enge Kontakt vermieden werden.

Da Landwirtschaftmessen eine Virusübertragung ermöglichen, sollten Produzenten dafür sorgen, dass ihre im Stall verbliebenen Tiere geschützt werden. So sollten z.B. Schweine, die an einer Ausstellung teilgenommen haben, vom Rest der Herde isoliert und während mindestens sieben Tagen auf klinische Grippesymptome beobachtet werden, um die anderen Tiere vor einer möglichen Ansteckung zu schützen. Zusätzlich sollten Ausrüstungsgegenstände, Kleidung, Schuhe und Fahrzeuge/Anhänger vor und nach der Ausstellung gereinigt und desinfiziert werden (Bowman et al., 2014).

Landwirtschaftmessen sind sowohl für die Jugend als auch für die gesamte Öffentlichkeit eine wunderbare Gelegenheit, mehr über Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion zu erfahren. Das Risiko, sich dabei mit Schweinegrippe anzustecken, lässt sich durch gute Hygienepraktiken, das Vermeiden jeden Kontaktes mit merkbar kranken Tieren und Reduzierung der Zeit, während der Schweine zusammen ausgestellt werden, reduzieren. Landwirtschaftmessen sind kulturelle Veranstaltungen und in vielen Gemeinden ein freudig erwartetes soziales Ereignis. Es ist aber wichtig, dass sich gefährdete Bevölkerungsgruppen der möglichen Gesundheitsrisiken bewusst sind.

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