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Klinischer Fall: Salzvergiftung nach dem Transport

Einige Tiere litten an Diarrhö und zeigten neurologische Symptome und bei der Sektion eines der Tiere wurden enterohämorrhagische Colitis mit mukosalem Ödem, Splenomegalie und Blutungen im Mesenterium festgestellt.

Beschreibung des Betriebs

Es handelt sich um einen Mastbetrieb im Südwesten Polens, in dem Schweine gemästet werden, die aus verschiedenen Zuchtbetrieben in Dänemark stammen. Die Tiere werden im Alter von 10 Wochen nach dem Absetzen aufgenommen.

Der Betrieb verfügt über 4 gleiche Hallen, in denen 7.000 Tiere gemästet werden. Alle 5 Monate werden neue Tiere aufgenommen. In jeder Halle sind (ca. 1.750) Tiere untergebracht, die aus dem gleichen Auzuchtbetrieb stammen, weshalb ihr Gesundheitsstatus ähnlich ist. In allen Hallen liegen die gleichen Bedingungen vor. Es gibt das gleiche Futter, die gleiche Haltung und gleiche veterinärmedizinische Standards. Der einzige Unterschied liegt beim Personal.

Die Umweltbedingungen kann man als gut betrachten und es wird im Rein-Raus-Verfahren gewirtschaftet. Im Betrieb werden Routineimpfungen gegen PCV2, enzootische Pneumonie, Erysipel und Pleuropneumonie durchgeführt.

Der Gesundheitsstatus des Betriebs ist mäßig und hängt überwiegend vom Ursprungsbetrieb ab.

  • Die Tiere wurden negativ auf progressive Rhinitis atrophicans, aber positiv auf nicht progressive Rhinitis atrophicans getestet.
  • PRRSv: negativ
  • Actinobacillus pleuropneumoniae: positiv
  • Aujeszky-Krankheit: negativ
  • Mycoplasma hyopneumoniae: positiv
  • Influenza: positiv

 

Fallbeschreibung

Ende April 2015 brachten 3 Viehtransporter am frühen Morgen 1.750 Ferkel in den Betrieb, von denen jedes 18-22 kg wog. Die ca. 600 Tiere jedes Lastwagens wurden in 3 verschiedenen Ställen einer dieser Hallen untergebracht.

Die Hallen wurden zuvor gewaschen und mit Desinfektionsmitteln begast und danach mit trockenen Desinfektionsmitteln desinfiziert. Das Innere der Halle wurde auf 22 °C gewärmt. Gleichzeitig waren in den übrigen Hallen 3.400 Ferkel untergebracht, die kurz zuvor angekommen waren.

Krankheitsanzeichen traten lediglich in einer Gruppe von Tieren (ca. 600) aus einem einzigen Stall auf.

Nach ca. 10 Stunden nach Ankunft der Tiere setzten die Symptome von Diarrhöe ein (weicher gelblich-grüner bis braunroter Stuhl, dem manchmal etwas Blut beigemischt war). Ein Tier, das am ersten Tag starb, wurde seziert. Festgestellt wurde enterohämorrhagische Colitis mit mukosalem Ödem (Abb. 1), Splenomegalie und Blutungen im Mesenterium.

Enterohämorrhagische Colitis mit mukosalem Ödem, Splenomegalie und Blutungen im Mesenterium

Abbildung 1: Enterohämorrhagische Colitis mit mukosalem Ödem

Der ganzen Gruppe wurde Amoxicillin und Colistin verabreicht. Außerdem wurde empfohlen, allen Schweinen, die klinische Symptome (Diarrhö) zeigten, Enrofloxacin zu injizieren.

Am zweiten Tag starben gegen 11 Uhr 6 weitere Schweine des gleichen Stalls und 10 weitere Tiere zeigten Symptome einschließlich Zyanose und Lähmungen der Extremitäten. Gegen 13 Uhr wurde festgestellt, dass 60 Schweine die folgenden Symptome aufwiesen: Apathie, Festliegen, schaumiges Erbrechen mit unverdautem Inhalt und neurologische Symptome wie zielloser Gang, Sitzhaltung im Hundesitz, typische Kopfbewegungen und Drücken gegen Hindernisse.

In allen Gehegen trat weicher, gelblich-grüner bis brauner Stuhl auf. Die Körpertemperatur der Tiere mit klinischen Symptomen lag zwischen 38,5 und 41°C. Bei der Sektion wurden verschiedene Grade der folgenden Erkrankungen bzw. Symptome festgestellt: Zyanose der Bauchwand, peripherer Milzinfarkt (Abb. 2-3), erhöhte Menge hämorrhagischer Zerebrospinalflüssigkeit (CSF) und katarrhalische und enterohämorrhagische Colitis.

Peripherer Milzinfarkt

Peripherer Milzinfarkt

Abbildung 2-3: Peripherer Milzinfarkt

Am 3. Tag traten bei weiteren 15 Schweinen Symptome auf. Einige von ihnen zeigten plötzlich auftretende neurologische Symptome. Die Schweine fingen an zu zittern, fielen um und waren unfähig, sich auf den Beinen zu halten. An diesem Tag starben 10 weitere Tiere.

Am 4. Tag zeigten nur 5 weitere Schweine klinische Symptome. Die Tiere zeigten mehr Interesse, wenngleich alle Schweine, die neurologische Symptome entwickelt hatten, nach wie vor apathisch waren (s. Video).

Vom Stuhl, dem Gehirn, der Zerebrospinalflüssigkeit, dem Blut, der Bauchhöhle sowie vom Darm und der Lunge wurden Proben für Laboruntersuchungen entnommen. Die Behandlung nach der Verabreichung von Antibiotika brachte keine therapeutischen Erfolge.

 

Laborergebnisse

Tabelle 1: Ergebnisse der Laboranalysen

  Haemophilus parasuis Afrikanische Schweinepest (ASP) Klassische Schweinepest (KSP) Colibacillose Ileitis Schweine-dysenterie Aujeszky-Krankheit Streptococcus suis

Untersuchtes Material

Abstriche, Zerebrospinal-flüssigkeit Lymphknoten, Blut, Milz Lymphknoten, Blut, Milz Stuhl Stuhl Stuhl Serum Zerebrospinal-flüssigkeit
Verfahren PCR PCR PCR Bakteriologie, PCR (stx2e, F18, F4) PCR PCR ELISA Bakteriologie
Ergebnisse negativ negativ negativ negativ negativ negativ negativ negativ
 

Tabelle 2: Ergebnisse des Natriumgehalts (mmol/l) in der Zerebrospinalflüssigkeit und im Serum bei Schweinen mit neurologischen Symptomen

Tier Zerebrospinalflüssigkeit Serum
1 148 135
2 173 153
3 175 147
4 171 134
5 160 136
 

Die durchschnittliche Natriumkonzentration im Serum der Tiere mit Symptomen lag bei 141 mmol/l und unterschied sich nicht erheblich von derjenigen der Schweine ohne Symptome, die bei 137 mmol/l lag.

Trotzdem betrug die Konzentration in der Zerebrospinalflüssigkeit der toten Tiere 165 mmol/l, was erheblich über den Werten ihres Serums lag. In den Studien, die von Oswieler und Hurd (1974) veröffentlicht wurden, lag sie auch deutlich über den Werten der Zerebrospinalflüssigkeit der gesunden Schweine (139 mmol/l).

 

Schlussfolgerungen

Von den 600 Tieren, die in dem Stall untergebracht waren, in denen die Probleme auftraten, zeigten ca. 80 Schweine klinische Symptome, von denen 40 Tiere Symptome neurologischer Art aufwiesen. Insgesamt starben 35 Schweine in den ersten 2 Wochen, davon 30 Tiere in den ersten 3 Tagen. Von den Tieren, die neurologische Symptome aufwiesen, überlebten lediglich 7.

Aufgrund der klinischen Symptome, den Sektionen und den Laboranalysen kann man davon ausgehen, dass die wahrscheinlichste Ursache der Erkrankung in einer Salzvergiftung insbesondere aufgrund einer mangelnden Wasserversorgung zu suchen ist. Die Ferkel wurden innerhalb von 24 Stunden von Dänemark bis nach Polen transportiert und hatten in dieser Zeit wahrscheinlich keinen oder nur eingeschränkten Zugang zu Wasser. Allerdings konnte wir diese Regelwidrigkeit nicht nachweisen.

Leider konnten wir auch keine weiteren Informationen über die Transportbedingungen oder die Inhaltsstoffe der Futtermittel des Herkunftsbetriebs erhalten. Wir können nur mutmaßen, dass die direkte Ursache für die Vergiftung in der fehlenden Verfügbarkeit von Wasser während des Transports liegt. Die Situation könnte sich auch durch den Salzgehalt des Futters verschlimmert haben, das im Herkunftsbetrieb benutzt wurde. Dies wird durch die Symptome und die Läsionen bestätigt, die bei der Sektion des Magen-Darm-Trakts der kranken Ferkel festgestellt wurden.

Sobald die Tiere im Mastbetrieb abgeladen wurden, hatten die Schweine, die wohl einen erhöhten Natriumspiegel aufwiesen, nach Belieben Zugang zu frischem Wasser, was das plötzliche Auftreten der klinischen Symptome auslöste.

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