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PCV2 Virämie: Zusammenhang zwischen Virusgehalt und täglichen Zunahmen

Die Ergebnisse der Studie zeigen einen wirtschaftlichen Verlust von 13,1 € bzw. 7,5 € pro Schlachtschwein mit einem "hohen" bzw. "mittleren" Virusgehalt an PCV2 im Serum.

Die Folgen einer Infektion mit dem Porzinen Circovirus Typ 2 (PCV2) hängen von unterschiedlichen Faktoren ab, wie z.B. dem Genotyp des Virus, Übertragungsweg, Virusgehalt, Zeitpunkt der Infektion, Coinfektionen, Managementmaßnahmen, Genetik und Immunsystem des Schweins. Der vorliegende Artikel geht besonders auf die Auswirkungen des Virusgehalts an PCV2 im Serum auf die täglichen Zunahmen der Ferkel nach dem Absetzen ein.

PCV2 wurde zunächst häufig nur mit einer systemischen Erkrankung in Verbindung gebracht (PCV2-systemic disease, PCV2-SD, auch bekannt als PMWS: Postweaning Multisystemic Wasting Syndrome). Ein wichtiges Diagnosekriterium bildet das Vorkommen eines mittleren bis hohen Gehalts an PCV2 in Läsionen der Lymphorgane. Folglich bildete der Virusgehalt in verschiedenen Studien die Grundlage zur Beurteilung der PCV2-SD (mit einem diagnostischen Grenzwert zwischen >104,7 und 107,4 PCV2 Genomkopien/ml Serum, je nach Untersuchungslabor). Darüber hinaus sah die korrekte Diagnosefindung von PCV2-SD auf Bestandsebene die Untersuchung des PCV2 Gehalts in Serumpools, Erfassung der klinischen Symptomatik und Differentialdiagnostik anderer möglicher Begleiterkrankungen zum Zeitpunkt eines klinischen Ausbruchs vor. Nachdem die Impfung gegen PCV2 immer mehr Verbreitung fand, rückte eine weitere pathologische Ausprägungsform von PCV2 mehr und mehr in den Fokus: die PCV2 subklinische Infektion (PCV2-SI). Dieses Krankheitsbild beschreibt die am meisten verbreitete PCV2 assoziierte Erkrankung und wird häufig mit dem bloßen Auge gar nicht bemerkt. Die Schweine sind nur mit geringen bis mittleren Mengen an PCV2 infiziert und zeigen nur einen etwas herabgesetzten Zuwachs ohne weitere klinische Symptomatik.

Beide Krankheitsbilder (PCV2-SD und PCV2-SI) sind demnach durch eine Reduktion der täglichen Zunahmen nach dem Absetzen gekennzeichnet, wenngleich die unterschiedliche Ausprägung den Schluss nahelegt, der Gehalt an PCV2 beeinflusse maßgeblich die Schwere der klinischen Symptome.

In Beständen mit PCV2-SD und PCV2-SI kann häufig eine heterogene Gewichtsentwicklung der Schweine beobachtet werden.

Abb. 1. In Beständen mit PCV2-SD und PCV2-SI kann häufig eine heterogene Gewichtsentwicklung der Schweine beobachtet werden. Einer der auslösenden Faktoren ist der unterschiedliche Gehalt an PCV2 im Serum während der Aufzucht und Mast.

 

Um die Auswirkungen des Gehalts an PCV2 auf die täglichen Zunahmen zu veranschaulichen, werden im Folgenden die Ergebnisse einer Feldstudie vorgestellt und diskutiert. In dieser Studie wurde untersucht, ob bei einer systemischen Infektion mit PCV2 ein Zusammenhang zwischen dem Gehalt an PCV2 und den täglichen Zunahmen von der dritten (Absetzen) bis zur 21. Lebenswoche (Schlachtung) besteht. In die Untersuchung wurden zwei Bestände, die nicht gegen PCV2 impfen aber in denen Fälle von PCV2-SD und PCV2-SI auftreten, eingeschlossen. Das Studiendesign sah zunächst die Besamung von jeweils 117 Sauen in den beiden Beständen mit drei unterschiedlichen Eberlinien vor. Danach wurden pro Sau ein oder zwei Ferkel ausgewählt (60, 61, bzw. 51 Ferkel von Pietrain, Pietrain x Large White, bzw. Duroc x Large White Ebern). Von den Schweinen wurden im Alter von 3, 9, 15 und 21 Wochen Blutproben gezogen, um mittels quantitativer PCR (qPCR) den Gehalt an PCV2 im Serum zum jeweiligen Zeitpunkt zu bestimmen. Des Weiteren wurden die Tiere mit drei und mit 21 Wochen gewogen, um den täglichen Zuwachs vom Absetzen bis zur Schlachtung zu berechnen. Durch Berechnung der sogenannten area under the curve (AUC) wurde die Länge der Virämie und der Gehalt an PCV2 für jedes Tier bestimmt, indem die Werte aus den qPCR Untersuchungen an den jeweiligen Beprobungszeitpunkten miteinander verbunden wurden (Grafik 1).

 

Bespielberechnung der AUC der qPCR für jedes Schwein (in diesem Fall Schwein Nr. 84).

Grafik 1. Bespielberechnung der AUC der qPCR für jedes Schwein (in diesem Fall Schwein Nr. 84).

 

Die AUC der qPCR wurde in drei Kategorien eingeteilt: "negativ oder gering" (für Werte <104,3 PCV2 Genomkopien/ml Serum), "mittel" (≥104,3 to ≤105,3) und “hoch” (>105,3). Das Geschlecht der Ferkel, der Antikörpergehalt gegen PCV2 zum Zeitpunkt des Absetzens sowie die Wurfnummer der Sau wurden erfasst und bei den statistischen Auswertungen berücksichtigt. Es wurde ein lineares Modell angewandt, um einen Zusammenhang zwischen der Genetik der Eber und der AUC der qPCR mit den täglichen Zunahmen zu berechnen. Grafik 2 zeigt den täglichen Zuwachs für jede Kategorie der AUC der qPCR. Die täglichen Zunahmen waren um 76,5 bzw. 43,6 g/Tag bei den Schweinen mit einem "hohen" bzw. "mittleren" Gehalt an PCV2 im Serum im Vergleich zu den Schweinen mit einem "negativen oder geringen" Virusgehalt reduziert. Somit bestanden signifikante Unterschiede zwischen den einzelnen Gruppen. Diese Ergebnisse bedeuten einen wirtschaftlichen Verlust von 13,1 € bzw. 7,5 € pro Schlachtschwein mit einem "hohen" bzw. "mittleren" Virusgehalt im Serum (bei einem Preis von 1,361 €/kg Lebendgewicht und einer Mastdauer von 18 Wochen). Des Weiteren steigt der Variationskoeffizient (CV) bei den täglichen Zunahmen vom Absetzen bis zur Schlachtung von 11% bei den Schweinen mit "negativen oder geringen" Virusgehalten auf 13% bzw. 19% bei den Tieren mit "mittleren" bzw. "hohen" Gehalten an PCV2.

 

Tägliche Zunahmen

Grafik 2. Tägliche Zunahmen (Mittelwert ± Standardabweichung) für die drei Kategorien der AUC der PCV2 qPCR.
*a, b, c zeigen statistische Unterschiede zwischen den Versuchsgruppen (p <0,05).

 

Aus der Studie lässt sich folgendes Fazit ziehen: Je höher der Virusgehalt an PCV2, desto geringer die täglichen Zunahmen. Dieses Ergebnis unterstützt auch die Hypothese, dass die klinischen (und ökonomischen) Auswirkungen von PCV2 in den Schweinebeständen vom Virusgehalt abhängen. Das erklärt wiederum die positiven Effekte einer PCV2 Impfung in Beständen, die zwar keine Klinik in Form von PCV2-SD zeigen, aber dennoch unter subklinischen Infektionen mit PCV2 (PCV2-SI) leiden.

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