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Leertage: eine unsichtbare Komponente für die Produktivität des Betriebs

Wir empfehlen den Produzenten, den Jungsauen und Sauen, die von einem Anstieg an Leertagen bedroht sind, mehr Aufmerksamkeit zu widmen. In diesem Artikel werden Situationen mit erhöhtem Risiko beschrieben.

Das Ziel für die Produktivität des Betriebs bemisst sich nach der Anzahl der abgesetzten Ferkel/Sau/Jahr, die vor kurzem auf 30 Schweine oder mehr angestiegen ist. Die Gebärfreudigkeit der Sau (z. B. lebend geborene Ferkel) bei heutigen Genotypen ist einer der Hauptgründe für die Zunahme der abgesetzten Ferkel/Sau/Jahr. Allerdings ist ein Leertag der Sau im Gegensatz zur Anzahl der lebend geborenen Ferkel für das bloße Auge nicht sichtbar, aber dieser Wert ist aufgrund der Anzahl der abgesetzten Würfe/Sau/Jahr auch ein wichtiger Faktor für die abgesetzten Ferkel/Sau/Jahr. Diese Leertage stehen nicht in Zusammenhang mit genetischen Verbesserungen, sondern sind vielmehr ein Managementinstrument zur Messung der Produktivität des Betriebs hinsichtlich der abgesetzten Ferkel/Sau/Jahr (Abbildung 1) und seiner Wirtschaftlichkeit. Die Leertage beinhalten den Zeitraum vom Absetzen bis zur ersten Deckung, den Zeitraum bis zur erneuten Deckung und den Zeitraum bis zum Abgang aus dem Betrieb.

Abbildung 1: Beziehung zwischen Leertagen und anderen Leistungsfaktoren in einem Baumdiagramm zur Produktivität für 30 Schweine, die pro Sau und Jahr abgesetzt werden.

Abbildung 1: Beziehung zwischen Leertagen und anderen Leistungsfaktoren in einem Baumdiagramm zur Produktivität für 30 Schweine, die pro Sau und Jahr abgesetzt werden.

Die Leertage der Sauen werden mit Hilfe der Laktationsperiode und der Tragzeit nach der folgenden Formel geschätzt:

Leertage = 365 - [abgesetzte Würfe/Sau/Jahr x (Laktationsperiode + Tragzeit)]

Die Auswirkungen der Leertage auf die abgesetzten Ferkel/Sau/Jahr lässt sich anhand eines durchschnittlichen Betriebs mit 2.000 Sauen, einer Laktationsperiode von 28 Tagen, 60 Leertagen und 2,13 abgesetzten Würfen/Sau/Jahr veranschaulichen, der 11 abgesetzte Ferkel/Wurf und 46.860 Schweine/Jahr produziert. In diesem Durchschnittsbetrieb erhöht eine Reduzierung um 10 Leertage die abgesetzten Würfe/Sau/Jahr auf 2,20 und die Gesamtzahl an abgesetzten Schweinen auf 48.400. Das Nettoergebnis sind zusätzliche 1.540 Schweine und eine Verbesserung von 23,4 auf 24,2 abgesetzte Ferkel/Sau/Jahr. Eine Verringerung um einen Leertag entspricht also einer Zunahme um 0,08 abgesetzte Ferkel/Sau/Jahr.

Es gibt noch eine weitere Möglichkeit, die Auswirkungen von Leertagen auf die abgesetzten Ferkel/Sau/Jahr und die Werte der Schweine zu zeigen, denn sie lassen sich auch durch die Anzahl der abgesetzten Ferkel/Sau/Tag ausdrücken. Wenn beispielsweise ein Betrieb 30 abgesetzte Ferkel/Sau/Jahr hat, dann produziert er 0,082 Schweine/Sau/Tag. Der Wert von 0,082 Schweinen berechnet sich durch Dividieren von 30 abgesetzten Ferkeln/Sau/Jahr durch 365 Tage. Ein abgesetztes Schwein wird je nach Land und Markt voraussichtlich 30-50 USD kosten, so dass ein Anstieg um einen Leertag pro Sau 2,5-4,1 USD kosten würde.

Zeitraum vom Absetzen bis zur ersten Deckung in Leertagen

Bei erstgebärenden Sauen dauert der Zeitraum vom Absetzen bis zur ersten Deckung länger. Außerdem nimmt der Zeitraum vom Absetzen bis zur ersten Deckung mit höheren Außentemperaturen zu. Beispielsweise haben unsere Untersuchungen ergeben, dass eine Erhöhung der Höchsttemperaturen von 25 auf 35° C den Zeitraum vom Absetzen bis zur ersten Deckung bei den erstgebärenden Sauen um 0,8 Tage erhöhte, aber bei den Sauen mit 2 oder mehr Geburten die Zunahme des Zeitraums vom Absetzen bis zur ersten Deckung nur 0,3 Tage betrug. Diese Ergebnisse zeigen, dass erstgebärende Sauen bezüglich des Zeitraums vom Absetzen bis zur ersten Deckung 2,7-mal empfindlicher auf hohe Temperaturen reagieren als Sauen mit 2 oder mehr Geburten. Diese Sensitivität bei erstgebärenden Sauen steht in Zusammenhang mit ihrer geringen Futteraufnahme während der Laktationsperiode. Daher ist die zunehmende Futteraufnahme bei erstgebärenden Sauen insbesondere im Sommer eine Möglichkeit, den Zeitraum vom Absetzen bis zur ersten Deckung und die Leertage zu verringern.

Zeitraum bis zur erneuten Deckung in Leertagen

Niedrige Abferkelraten erhöhen sowohl den Zeitraum bis zur erneuten Deckung als auch den Zeitraum bis zur Keulung. Die erneute Deckung oder Keulung ist die Folge des Auftretens reproduktiver Störungen wie z. B. die Rückkehr zum Östrus, Aborte oder leere Sauen.

Ca. 10 % der gedeckten Weibchen rauschen um und werden wieder gedeckt. Darüber hinaus zeigte unsere jüngste Studie, dass im produktiven Leben 33 % der erstmals umrauschenden weiblichen Tiere bei der gleichen oder einer späteren Geburt ein zweites Mal umrauschten. Zum Beispiel rauschten 21 % der erstmals umrauschenden Jungsauen ein zweites Mal bei der gleichen Geburt (para 0) und weitere 20 % ein zweites Mal bei einer späteren Geburt (para 1 bis 6 oder mehr) um (Abbildung 2). Diese Umrauscher hatten während ihres produktiven Lebens 42 Leertage mehr als nicht umrauschende Sauen.

Abbildung 2: Späteres Umrauschen bei den erstmals umrauschenden weiblichen Schweinen nach der Geburtenzahl.

Abbildung 2: Späteres Umrauschen bei den erstmals umrauschenden weiblichen Schweinen nach der Geburtenzahl.

Zeitraum bis zum Abgang aus dem Betrieb in Leertagen

In einer anderen Studie teilten wir 100 Betriebe auf der Grundlage der oberen und unteren 25 Prozent der abgesetzten Ferkel/Sau/Jahr in die 3 Betriebsgruppen mit hoher, mittlerer und niedriger Leistung ein. In allen Betriebsgruppen lagen die Zeiträume bis zur Keulung bei den gedeckten Jungsauen und alle gedeckten Sauen, die schon einmal oder öfters geferkelt hatten, mindestens 20 Tage über den Werten der Keulungsrichtlinie. In der Studie dauern die Zeiträume bis zur Keulung der gedeckten Sauen und Jungsauen (para 0 bis 5) in Betrieben mit niedriger Leistung mindestens 14 Tage länger als bei den Betrieben mit hoher Leistung. Deshalb ist es wichtig, eine Richtlinie zu haben, die streng befolgt wird, um die Zeiträume bis zur Keulung zu reduzieren.

Ein weiterer Wert, den es beim Abgang aus dem Betrieb zu berücksichtigen gilt, ist der Zeitraum bis zum Tod. Ca. 10-15 % der Sauen, die in Zuchtbetriebe aufgenommen werden, sterben. Mit der Zunahme der Sterblichkeit erhöhen sich auch immer die Leertage. Das Abferkeln stellt ein erhebliches Risiko für Todesfälle bei jeder Parität und zu jeder Jahreszeit dar. Ca. 68 % der weiblichen Todesfälle treten in einem 6-wöchigen peripartalen Zeitraum auf, wobei sich das Mortalitätsrisiko mit zunehmender Geburtenzahl erhöht. Das höchste Todesrisiko für Sauen besteht im Peripartum bei der 6. oder einer späteren Geburt, wenn diese im Sommer stattfindet. Folglich würde eine erhöhte Vorsicht in den Abferkelställen während der peripartalen Phase die Zahl der Todesfälle von Sauen und Jungsauen, ebenso wie den Zeitraum bis zum Tod und die Leertage verringern.

Abschließend empfehlen wir, dass die Produzenten stärker auf Jungsauen und Sauen achten, die von einem Anstieg an Leertagen bedroht sind.

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