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Labordiagnostik: Streptococcus suis-Infektion

Welche labordiagnostischen Verfahren kann man zur Diagnose von Streptococcus suis einsetzen? Welches Verfahren sollte man je nach Situation wählen? Wie sind die Ergebnisse zu interpretieren?

Verfügbare Testverfahren

Bakterienkultur

  • Isolierung lebender Organismen
  • Probenarten: Gehirn, Lunge, Gelenke, Milz, Pleuraflüssigkeit
  • Vorteile:
    • Bakterien lassen sich an 1 Tag leicht anzüchten
    • Leicht durchführbar in jedem Labor (auch im eigenen Haus)
    • Relativ geringe Kosten
    • Das Isolat kann für die Herstellung von Autovakzinen verwendet werden.
  • Nachteile:
    • Einige S. suis können von klinisch normalen Schweinen isoliert werden (nicht alle sind virulent).
      • Natürliches Vorkommen: obere Atemwege, Mandeln, Geschlechtsorgane
    • Legen Sie bei systemischen Erkrankungen keine Kulturen der Lunge an, sondern verwenden Sie hierzu Proben von Gehirn, Gelenken oder Milz.
    • Entnehmen Sie Proben aus der Lunge nur bei Fällen von Lungenentzündung.
    • Bei Schweinen, die zuvor mit Antibiotika behandelt wurden, kann das Bakterienwachstum unterbunden sein.

Antimikrobielle Empfindlichkeit

  • Testet in vitro die Fähigkeit eines lebenden Organismus, unter bestimmten Konzentrationen verschiedener antimikrobieller Substanzen zu wachsen
  • Probenarten: Gehirn, Lunge, Gelenke, Milz, Pleuraflüssigkeit
  • Vorteile:
    • Bestimmung der Empfindlichkeit oder Resistenz eines bestimmten Isolats gegenüber gängigen antimikrobiellen Substanzen
  • Nachteile:
    • Erfordert ein bakterielles Isolat
    • In-vitro-Tests können sich von In-vivo-Ergebnissen geringfügig unterscheiden
    • Einige spezifische antimikrobielle Substanzen werden möglicherweise nicht getestet oder erfordern spezielle separate Tests
    • Moderate Kosten

Histopathologie

  • Untersucht das Vorliegen von Gewebeläsionen (Schäden), die bestehende Krankheiten bestätigen können. Manchmal kann durch zusätzliche Spezialfärbungen auch das Vorhandensein von Organismen direkt (Bakterien und Parasiten) oder indirekt (Viren) nachgewiesen werden.
  • Probenarten: Gewebe (insbesondere des Synoviums bei Gelenkinfektionen)
  • Vorteile:
    • Assoziiert das Vorhandensein von Bakterien mit Gewebeschäden
    • Keine Spezialfärbung erforderlich
    • Die Untersuchung des Synoviums kann Aufschluss über die Chronizität der Infektion geben.
  • Nachteile:
    • Es kann nicht bestätigt werden, ob S. suis der Erreger ist.

Serologie

  • Verwendung spezifischer Antiseren zur Prüfung der Agglutination
  • Vorteile:
    • Hilft bei der richtigen Auswahl des Impfstoffs oder der Eigenproduktion (passender Serotyp).
  • Nachteile:
    • Erfordert ein bakterielles Isolat
    • Viele Isolate sind nicht typisierbar
    • Es gibt mehrfache Kreuzreaktivitäten zwischen den Serotypen
    • Erfordert die Bevorratung von Antiserum
    • Moderater Preis, aber in der Regel wird nur 1 Isolat getestet

Serotypisierung – PCR

  • Ein PCR-Verfahren (Polymerase-Kettenreaktion), welches das Vorhandensein einer spezifischen Sequenz von Nukleinsäuren (DNA) nachweist, die mit bekannten Virulenzgenen assoziiert ist
  • Vorteile:
    • Erfordert keine Bevorratung von Antiserum wie bei der serologischen Serotypisierung
    • Hilft bei der richtigen Wahl des Impfstoffs oder der Eigenproduktion (passender Serotyp)
    • Deutlich weniger nicht typisierbare Isolate im Vergleich zur serologischen Serotypisierung
  • Nachteile:
    • Erfordert ein bakterielles Isolat
    • Moderater Preis, aber in der Regel wird nur 1 Isolat getestet

Interpretation der Ergebnisse:

Bakterienkultur:

  • Reinheit:
    • Reines Wachstum: deutet stark auf einen Krankheitsverursacher hin
    • Gemischtes Wachstum: fragwürdiger Wert
  • Menge:
    • Groß: deutet stark auf einen Krankheitsverursacher hin
    • Mittel: unterschiedliche Interpretationen
    • Klein: fraglicher Wert (könnte eine Verunreinigung sein)
    • Kein Wachstum: Tier wurde zuvor möglicherweise mit Antibiotika behandelt oder untersuchte Bakterien tragen nicht wesentlich zur Krankheit bei

Antimikrobielle Empfindlichkeit:

  • Empfindlich: möglicherweise gute Wahl für die Behandlung, wenn die antimikrobielle Substanz das Zielgewebe erreichen kann
  • Resistent: andere antimikrobielle Substanz wählen
  • MHK (Minimale Hemm-Konzentrationen): Wenn MHKs bestimmt werden, ist sicherzustellen, dass die gewählte antimikrobielle Substanz den angegebenen MHK-Wert im Zielorgan erreicht.

Histopathologie:

  • Positiv: starke Assoziation bei Übereinstimmung mit klinischen Anzeichen
  • Negativ: keine Läsionen

Serotypisierung (serologisch und PCR):

  • Die Serotypisierung ist sehr hilfreich bei der Wahl von Isolaten für die Autovakzination.

Szenario

Schweine mit geschwollenen Gelenken (jedes Alter):

  • Entnehmen Sie von verendeten oder eingeschläferten Schweinen Gelenkabstriche (oder Synovialflüssigkeit) sowie Synovialgewebe von 2 oder mehr unbehandelten Schweinen mit akut geschwollenen Gelenken. Reichen Sie Abstriche/Synovialflüssigkeit zur Bakterienkultur, Bestimmung der antimikrobiellen Empfindlichkeit und zur Serotypisierung mittels PCR ein. Reichen Sie in Formalin fixiertes Synovialgewebe zur histopathologischen Untersuchung ein.
Abbildung 1: Probenahme der Gelenkflüssigkeit eines toten Schweins. Die Haut wurde entfernt und die Gelenkflüssigkeit wird mit einer Spritze unter keimfreien Bedingungen entnommen.

Abbildung 1: Probenahme der Gelenkflüssigkeit eines toten Schweins. Die Haut wurde entfernt und die Gelenkflüssigkeit wird mit einer Spritze unter keimfreien Bedingungen entnommen.

Abbildung 2: Probenahme von Gelenkflüssigkeit durch einen Abstrich. Das Gelenk wurde geöffnet und von der gesamten Gelenkoberfläche wird ein schneller Abstrich gemacht.

Abbildung 2: Probenahme von Gelenkflüssigkeit durch einen Abstrich. Das Gelenk wurde geöffnet und von der gesamten Gelenkoberfläche wird ein schneller Abstrich gemacht.

  • Betäuben Sie 1-3 unbehandelte Schweine, die akut geschwollene Gelenke haben, und führen Sie eine sterile Gelenkpunktion durch. Reichen Sie die Gelenkflüssigkeit gekühlt zur Bakterienkultur, Bestimmung der antimikrobiellen Empfindlichkeit und zur Serotypisierung ein.

Schwein mit Symptomen, die das Zentralnervensystem (ZNS) betreffen:

  • Schläfern Sie das Schwein ein, entnehmen Sie einen sterilen Hirnabstrich von der ventralen Oberfläche des Gehirns und senden Sie die Probe gekühlt zur Bakterienkultur, Bestimmung der antimikrobiellen Empfindlichkeit und zur Serotypisierung mittels PCR ein. Reichen Sie außerdem die Hälfte des Gehirns (möglichst einschließlich der Hirnhäute) in Formalin fixiert zur histopathologischen Untersuchung ein.
Abbildung 3: Entnahme eines Hirnabstrichs von der ventralen Oberfläche des Gehirns

Abbildung 3: Entnahme eines Hirnabstrichs von der ventralen Oberfläche des Gehirns

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