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Klinischer Fall: Eisentoxizität bei Ferkeln

Die drei möglichen Hauptursachen waren ein niedriger Vitamin-E-Gehalt im Sauenfutter, eine Warfarinvergiftung oder thrombozytopenische Purpura.

Einleitung

Der untersuchte Fall ereignete sich in einem Zucht- und Mastbetrieb mit 150 Sauen in Nordirland.

Der verwendete Impfplan ist Tabelle 1 zu entnehmen.

Tabelle 1. Impfplan.

Impfstoff Jungsauen Sauen Eber Ferkel
Parvovirus Injektion von 2 ml, bei der Selektion Injektion von 2 ml, 2 Wochen nach dem Abferkeln Injektion von 2 ml, zweimal pro Jahr
Erysipel Injektion von 2 ml, bei der Selektion und 2 Wochen vor der Deckung Injektion von 2 ml, 2 Wochen nach dem Abferkeln Injektion von 2 ml, zweimal pro Jahr
Atrophische Rhinitis Injektion von 2 ml, 6 und 2 Wochen vor dem Abferkeln Injektion von 2 ml, 2 Wochen vor dem Abferkeln
Enzootische Pneumonie 1 ml, im Alter von 7 Tagen und beim Absetzen

Jungsauen werden im eigenen Betrieb erzeugt. Zur Brunsterkennung werden Eber eingesetzt. Jungsauen und Sauen werden durch künstliche Besamung mit Sperma gedeckt, das von einem einzigen Zuchtbetrieb stammt. Der Betrieb arbeitet mit Partien, die im 3-Wochen-Rhythmus abferkeln.

Der Betrieb baut Gerste und Weizen selbst an, kauft aber Soja und die Vitamin-Mineral-Vormischung. Mit Ausnahme des Futters für die Absetzferkel wird für den gesamten Betrieb Futter aus Schrotmehl zubereitet.

Der nächste Schweinebetrieb liegt 6 km entfernt.

Fallgeschichte

The farmer contacted his veterinarian concerning an increase in piglet mortality within the first 4 days of life. In many cases, the entire litter died.

Untersuchung

Klinische Untersuchung

Bei einem Betriebsbesuch im April 2018 gab es 17 tote Ferkel aus verschiedenen Würfen mit einem Alter von ca. 4 Tagen. Alle toten Ferkel zeigten eigentlich einen guten Körperzustand, waren aber blass (Abb. 1). An fünf toten Ferkeln wurden Sektionen durchgeführt. Die Sektion zeigte bei allen fünf Ferkeln Hämatoperitoneum durch Leberruptur. Die Mägen waren voll mit geronnener Milch (Abb. 2 & 3). Es gab Muskelschädigungen rund um die Injektionsstelle der Eisendextraninjektion, die durch Ödeme und bräunliche schwarze Verfärbungen gekennzeichnet waren (Abb. 4).

Der Landwirt wies darauf hin, dass einige Ferkel innerhalb von 24 Stunden nach der Injektion von 1 ml Eisendextran in den Nacken eine anaphylaktische Reaktion entwickelten. Einige Ferkel starben plötzlich, nachdem man ihnen Eisendextran injiziert hatte.

Die Gesamtsterblichkeit in den letzten beiden Ferkelpartien betrug 25 %.

Abbildung 1: Vier Tage alte Ferkel mit blassen Muskeln.

Abbildung 1: Vier Tage alte Ferkel mit blassen Muskeln.

Abbildung 2: Vier Tage altes Ferkel mit Hämatoperitoneum & Hämothorax mit vollem Magen.

Abbildung 2: Vier Tage altes Ferkel mit Hämatoperitoneum & Hämothorax mit vollem Magen.

Abbildung 3: Vier Tage altes Ferkel mit Leberruptur und brüchiger Leber.

Abbildung 3: Vier Tage altes Ferkel mit Leberruptur und brüchiger Leber.

Abbildung 4: Vier Tage altes Ferkel mit Muskelschädigungen rund um die Injektionsstelle (Nacken), einem Ödem und bräunlichschwarzen Verfärbungen.

Abbildung 4: Vier Tage altes Ferkel mit Muskelschädigungen rund um die Injektionsstelle (Nacken), einem Ödem und bräunlichschwarzen Verfärbungen.

Laboruntersuchungen

Zwei tote Ferkel wurden einer Laboranalyse unterzogen.

Die Laboruntersuchungen der Leber sind in Tabelle 2 zusammengefasst.

Ferkel Sektions-
befunde
Bakteriologische Befunde Biochemische
Befunde
1 Guter Körperzustand

Hämohydrothorax

Hämohydroperitoneum

Blasse Leber
Kein Wachstum Selen (Leber):
  • 0,433 mg/kg (Originalsubstanz)
  • 1,70 mg/kg (Trockensubstanz)
Vitamin E (Leber):
  • 0,251 mg/kg (Originalsubstanz)
  • 0,988 mg/kg (Trockensubstanz)
2 Guter Körperzustand

Hämohydrothorax

Hämohydroperitoneum

Blasse Leber

Leberruptur
Kein Wachstum Selen (Leber):
  • 0,444 mg/kg (Originalsubstanz).
  • 1,43 mg/kg (Trockensubstanz).
Vitamin E (Liver):
  • 0,888 mg/kg (Originalsubstanz)
  • 2,86 mg/kg (Trockensubstanz)

Im April 2018 wurde eine Probe der Mineral- und Vitamin-Vormischung für Sauen an ein zertifiziertes Labor zur Analyse des Vitamin-E-Gehalts geschickt. Der Vitamin-E-Gehalt in der Vitamin-Mineral-Vormischung betrug 1.270 mg/kg. Beim empfohlenen Mischungsverhältnis von 25 kg pro Tonne Sauenfutter betrug der Vitamin-E-Gehalt im Futter für laktierende und nicht laktierende Sauen somit 31,75 mg/kg.

Differentialdiagnose

Auf Grundlage der klinischen Untersuchungen und der Labortests wurde die folgende Liste der Differentialdiagnosen erstellt:

  • Eisentoxizität bei Ferkeln aufgrund eines geringen Vitamin-E-Spiegels im Sauenfutter.
  • Warfarinvergiftung.
  • Thrombozytopenische Purpura.

Auf Grundlage der Krankengeschichte und konsistenter klinischer und Laboruntersuchungen gelangte man zur Diagnose von Eisentoxizität bei Ferkeln aufgrund eines niedrigen Vitamin-E-Spiegels im Futter der Sauen.

Programm zur Bekämpfung

Zur Korrektur des niedrigen Vitamin-E-Spiegels bei den Sauen wurde folgendes Notfallprotokoll umgesetzt:

  • Injizieren der Sauen mit Vitamin E/Selen eine Woche vor dem Abferkeln gemäß den Empfehlungen der Hersteller.
  • Injizieren aller Ferkel mit Vitamin E/Selen bei der Injektion von Eisendextran gemäß den Empfehlungen der Hersteller.
  • Erhöhung des Vitamin-E-Spiegels im Sauenfutter auf mindestens 100 mg/kg in der endgültigen Futtermischung, mit der die Sau gefüttert wird.

Reaktion auf das Programm zur Bekämpfung

Die Ferkelsterblichkeit hatte nach der Injektion von Vitamin E/Selen mit dem Eisendextran ein Ende. Auf diese Weise verfuhr man bei 2 Ferkelpartien.

Im Juni 2018 schickte man eine Probe der Mineral- und Vitamin-Vormischung für Sauen an ein zertifiziertes Labor, um den Vitamin-E-Gehalt analysieren zu lassen. Der Vitamin-E-Gehalt in der Vormischung betrug 2.852 mg/kg. Bei dem empfohlenen Mischungsverhältnis von einem 25 kg-Sack pro Tonne Sauenfutter betrug der Vitamin-E-Gehalt bei den laktierenden und nicht laktierenden Sauen 71,3 mg/kg.

Nach Einführung des Programms zur Bekämpfung der Krankheit war die Ferkelsterblichkeit innerhalb von 24 Stunden nach der Eisendextraninjektion gestoppt.

Diskussion

Berichte über die Toxizität nach der Injektion von Eisendextran bei Ferkeln sind selten. Solch eine Toxizität tritt jedoch gelegentlich auf. Klinische Anzeichen erscheinen oft 2 bis 4 Stunden nach der Injektion und in anderen Fällen tritt der Tod 2 – 4 Tage später ein (Muirhead et al., 1997a; Cromwell, 2019). Muskelschädigungen rund um die Injektionsstelle bewirken, dass Kalium und andere Stoffe freigesetzt werden. Der Kaliumspiegel im Blut steigt, was die Herzfunktion beeinträchtigt. Der gesamte Wurf ist betroffen und die Ferkel erscheinen anämisch, werden schwach, lahm und zeigen Muskelzittern, gefolgt von Krämpfen. Auch Atemnot kann beobachtet werden. Es gibt Schwellungen an der Injektionsstelle. Bei der Sektion können Haut und Muskeln blass erscheinen und es gibt Ödeme und bräunlichschwarze Verfärbungen an der Injektionsstelle. Eine Degeneration des Skelett- und Herzmuskels kann ebenfalls beobachtet werden (Cromwell, 2019). Bei diesem klinischen Fall traten die meisten der genannten Symptome auf.

Der wichtigste beschleunigende Faktor bei einer Eisentoxikose von Schweinen ist ein niedriger Vitamin-E- oder Selenspiegel bei der Sau. Die Ferkel werden in diesem Fall mit einem Mangel an Vitamin E oder Selen geboren bzw. das Kolostrum wäre nicht in der Lage, ausreichende Mengen dieser Nährstoffe bereitzustellen, um den Bedarf der Ferkel an Antioxidantien zu decken (Muirhead et al., 1997a; Cromwell, 2019).

Ein Großbrand am 31. Oktober 2017 bei einem der weltweit wichtigsten Anbieter von Vitamin A und E führte zu Versorgungsengpässen und zu höheren Preisen im Jahr 2018 (BASF, 2017; Driver, 2017). Dieser Mangel an Vitamin E könnte dazu geführt haben, dass der Futtermittelhersteller den Vitamin-E-Spiegel im Schweinefutter senkte. Der empfohlene Vitamin-E-Gehalt im Futter für nicht laktierende und laktierende Sauen liegt bei mindestens 80 – 100 mg/kg (Muirhead et al., 1997b). Ein Fehler bei der Futtermittelformulierung ist eine weitere Erklärungsmöglichkeit. Wie dem auch sei, führte dies dazu, dass Ferkel geboren wurden, die für eine Eisentoxikose anfällig waren.

Ferkel werden mit einem Selengehalt in der Leber von 1,6 – 2,6 mg/kg Originalsubstanz geboren. Während der Säugezeit sinkt der Selengehalt auf einen Mindestgehalt von 0,3 mg/kg Originalsubstanz (Puls, 1994). Die in den Lebern der sezierten Ferkel ermittelten Selenspiegel lagen innerhalb des Referenzbereichs (Tab. 2).

Der Referenzbereich für Vitamin E in der Leber für Ferkel (1 – 30 Lebenstage) beträgt 12 - 20 mg/kg Trockensubstanz (Puls, 1994). Die Vitaminspiegel von 0,988 und 2,86 mg/kg Trockensubstanz, die in der Leber der sezierten Ferkel nachgewiesen wurden, lagen deutlich unterhalb dieses Bereichs (Tab. 2).

Vitamin E wirkt sich positiv auf die Fruchtbarkeit von Sauen aus (Muirhead et al., 1997c). In diesem Betrieb gab es in der entsprechenden Zeit jedoch keine Probleme bezüglich der Fruchtbarkeit.

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