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Einfluss der entzündungshemmenden Arzneimittel, die Sauen verabreicht werden, auf die Ferkel

Beurteilung einer Studie über den Einsatz von entzündungshemmenden Arzneimitteln, die Sauen beim Abferkeln verabreicht werden, um die Mortalität der Ferkel zu reduzieren und ihr Gewicht beim Absetzen zu erhöhen, durch Enric de Marco.

29 August 2016
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Publikation

E Mainau, D Temple, X Manteca. Experimental study on the effect of oral meloxicam administration in sows on pre-weaning mortality and growth and immunoglobulin G transfer to piglets. Preventive Veterinary Medicine 126 (2016) 48–53

 

Was wurde untersucht?

Untersucht wurde die Wirkung von Meloxicam, das Sauen um den Abferkeltermin auf oralem Weg verabreicht wurde. Vorrangiges Ziel war es, die Auswirkungen auf die IgG-Übertragung auf die Ferkel sowie auf deren Mortalität und Leistung zu untersuchen.

 

Wie wurde es gemacht?

Insgesamt wurden 30 Altsauen einer Gruppe zugeordnet, die mit oral verabreichtem Meloxicam oder einem Placebo behandelt wurde. Die Behandlungen erfolgten zu Beginn des Abferkelns, wobei die erfassten Parameter die Zahl der lebend geborenen Ferkel, der totgeborenen und der mumifizierten Föten sowie die Zahl der abgesetzten Schweine beinhalteten. Während der Laktation wurde die Anzahl der Behandlungen pro Sau und die Mortalität der Ferkel erfasst. Das Gewicht der Ferkel wurde bei der Geburt und beim Absetzen gemessen und die durchschnittliche Gewichtszunahme pro Tag berechnet. Am Tag 1, 2 und 20 nach dem Abferkeln wurden 4 Ferkel pro Sau einer Blutabnahme zur IgG-Analyse unterzogen.

 

Was sind die Ergebnisse?

Meloxicam, das um den Zeitpunkt des Abferkelns oral verabreicht wurde, führte zu deutlich schwereren Ferkeln beim Absetzen und besserer durchschnittlicher Gewichtszunahme pro Tag. Ferkel, die von Sauen stammten, denen man auf oralem Weg Meloxicam verabreicht hatte, nahmen bis zum Absetztermin im Durchschnitt 19 g/Tag mehr zu. Die IgG-Konzentrationen bei Ferkeln von Sauen, denen man oral Meloxicam verabreicht hatte, lagen am Tag 1 und 2 nach dem Abferkeln deutlich über den Werten der Ferkel, die von Sauen stammten, die ein Placebo erhalten hatten. Es gab keinen wesentlichen Einfluss auf die Jungtiersterblichkeit.

 

Welche Schlussfolgerung kann aus der Publikation gezogen werden?

Traumen und Entzündungen in Verbindung mit der Geburt und einer Dystokie wirken sich negativ auf die Gesundheit, das Wohlbefinden und die Produktivität der Tiere aus. Eine frühe und ausreichende Aufnahme von Immunglobulinen ist ein entscheidender Faktor für das Wachstum und die Überlebenschancen der Ferkel, da die neugeborenen Ferkel fast keine körpereigenen Reserven besitzen. Aufgrund der Struktur der Plazenta ist die Übertragung von Antikörpern vor der Geburt nicht möglich. Der Schutz durch die maternale Immunität beinhaltet die systemische humorale Immunität, die in den ersten 36 Lebensstunden überwiegend durch IgG übertragen wird.

Obwohl bekannt ist, dass sich oral verabreichtes Meloxicam positiv auf die Sauen auswirkt, da es die puerperale Septikämie und Toxämie (Mastitis-Metritis-Agalaktie-Syndrom, MMA) reduziert, sind die indirekten Auswirkungen auf die Ferkel noch unklar.

Diese Studie belegt eindeutig, dass Meloxicam, das um den Zeitpunkt des Abferkelns oral verabreicht wird, zu deutlich höheren IgG-Konzentrationen bei Ferkeln in den ersten 48 Lebensstunden führt, was dann bis zum Absetzen ein besseres Wachstum ermöglicht. Die Ergebnisse sind dadurch zu erklären, dass bei den mit Meloxicam behandelten Sauen Entzündungen und Schmerzen reduziert werden, was wiederum einen positiven Einfluss auf das maternale Säugverhalten und die Kolostrumaufnahme haben könnte. Sowohl die Qualität als auch die Quantität der Kolostralmilch sind für die weitere Entwicklung der Schweine hinsichtlich der Immunität und des körperlichen Zustands entscheidend.

 

Enric MarcoAus Sicht der Praxis von Enric Marco

Genetische Fortschritte haben eine beeindruckende Steigerung der Wurfgröße ermöglicht. Würfe von über 15 lebend geborenen Ferkeln sind inzwischen in vielen Betrieben normal. Damit einher gehen allerdings auch andere Folgen wie beispielsweise eine erhöhte Jungtiersterblichkeit und ein geringeres Absetzgewicht. Folglich besteht ein gemeinsames Interesse daran, die Mortalität der Ferkel zu reduzieren und ihr Absetzgewicht zu erhöhen, weshalb allerlei Strategien untersucht werden, die eingesetzt werden können, um dieses Ziel zu erreichen. Der Einsatz entzündungshemmender Arzneimittel bei Sauen beim Abferkeln oder danach ist eine dieser Strategien und viele Studien haben bestätigt, dass dadurch der körperliche Zustand der Sau verbessert und die Milchproduktion stimuliert wird.

Die Durchführung dieser Art von Studien ist nicht einfach, am allerwenigsten, wenn deren Ziel es ist, Unterschiede bei der Jungtiersterblichkeit nachzuweisen. Bei der Durchführung solcher Studien ist die Mortalität interessanterweise immer reduziert (sowohl in der behandelten Gruppe als auch in der Kontrollgruppe). Dies ist möglicherweise auf die optimale Betreuung zurückzuführen, den der Test selbst insbesondere bei einer reduzierten Fallzahl wie in diesem Beispiel mit sich bringt. Deshalb überrascht es nicht, dass keine Unterschiede zwischen den Gruppen festzustellen waren.

Was mich bei dem Artikel allerdings schon überraschte, ist, dass die IgG-Konzentrationen bei Ferkeln in der behandelten Gruppe insbesondere am ersten Tag höher lagen als diejenigen der Kontrollgruppen. Die Vermutung liegt nahe, dass dies das Ergebnis einer besseren Milchaufnahme ist, die dementsprechend dazu führt, dass mehr Immunglobuline aufgenommen werden. Die Behandlung der Sauen zu Beginn der Geburt (nach der Geburt des zweiten Ferkels) spielte zur Erzielung dieses Fortschritts sehr wahrscheinlich eine maßgebende Rolle. Dies ist vielleicht der bedeutendste Unterschied zwischen dieser und den vorhergehenden Studien, bei denen die Sauen nach dem Abferkeln behandelt wurden.

Weitere Untersuchungen wären interessant, um herauszufinden, ob dieser Fortschritt auch mit Behandlungen zu erreichen ist, die zu einem späteren Zeitpunkt durchgeführt werden, und um festzustellen, ob diese frühe Behandlung irgendwelche Auswirkungen auf die zelluläre Immunität hat, die die Ferkel erworben haben. Ferkel erwerben nicht nur die humorale Immunität ihrer Muttertiere (IgG), sondern auch eine zelluläre Immunität. Sie sind nur in den ersten Stunden nach dem Abferkeln in der Lage, maternale Zellen zu absorbieren, wobei die Schnelligkeit, mit der die Kolostralmilch aufgenommen wird, den Unterschied ausmacht. Die vom Muttertier erworbene zelluläre Immunität ist für die Ferkel unerlässlich, um eine starke aktive Immunität gegenüber vielen Bakterien (einschließlich all jener sogenannten Erstbesiedler) zu entwickeln. Bei Durchführung einer neuen Studie wäre es deshalb interessant, die Ergebnisse der Phase nach dem Absetzen zu untersuchen, da zu diesem Zeitpunkt die Folgen einer schnellen und adäquaten (oder mangelnden) Kolostrumaufnahme feststellbar sind.

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