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Die verschiedenen Hustgeräusche

Erreger von Atemwegserkrankungen führen zu unterschiedlichem Husten. Jedes Husten von Schweinen in einem Aufzuchtstall kann je nach vorhandener Infektion variieren, so dass es sich lohnt, genau hinzuhören.

Warum husten Schweine? Husten ist eine Reaktion auf die Reizung der Nervenenden an der Schleimhaut der Atemwege, z. B. durch Kontakt mit einem Infektionserreger oder mit Staub in der Luft. Aber nicht jeder Husten ist gleich, weshalb es verschiedene mögliche Erklärungen für den zugrundeliegenden Vorgang gibt.

Wenn man in einem Stall nur auf das Husten hört, kann dies einen frühen Hinweis auf den Hintergrund von Beschwerden mit dem Porcinen Respiratorischen Krankheitskomplex (PRDC) geben. PRDC führt in den betroffenen Betrieben bei mindestens 30 % der Schweine zu Atemnot und Produktivitätsverlusten. Dies kann zwar das Ergebnis eines einzelnen Krankheitserregers sein, wird aber überwiegend durch Mehrfachinfektionen verursacht, die mit Umweltstressoren in Verbindung stehen.

Tabelle 1: Primäre und sekundäre Krankheitserreger, die an PRDC beteiligt sind.

PRIMÄRE KRANKHEITSERREGER SEKUNDÄRE KRANKHEITSERREGER
Influenza-A-Virus beim Schwein (IAV) PCV2
PRRS-Virus Pasteurella multocida
Mycoplasma hyopneumoniae (Mhp) Haemophilus parasuis
Actinobacillus pleuropneumoniae (App)* Bordetella bronchispectica
Actinobacillus suis* Streptococcus suis
Aujeszky-Krankheit/Pseudorabiesvirus (PRV)

Arcanobacterium (Actinomyces) pyogenes

Virus der Klassischen Schweinepest
Septikämische Bakterien

*Kann auch als sekundärer Krankheitserreger fungieren

Quelle: Dr. G. Stevenson (persönliche Mitteilung)

PRDC-Symptome hängen vom Alter der Schweine sowie von den Eigenschaften des bzw. der Infektionserreger ab. Unterschiede sind im Klang des Hustens und darin zu erkennen, wie schnell die Schweine in einem Stall im Verlauf der Zeit husten. Beide Faktoren helfen uns ein Bild davon zu bekommen, wie es um ihre Gesundheit steht.

Das Zählen von Hustenepisoden ist inzwischen weithin als nützliche Hilfe bei der Bestimmung von Atemwegserkrankungen in einem Schweinemastbetrieb anerkannt und der Klang des Hustens scheint zusätzliche Informationen zu geben.

Hustenepisoden unterscheiden sich aufgrund der unterschiedlichen Mechanismen, die ihnen zugrunde liegen, im Klang. Beschrieben werden kann ein enger Zusammenhang zwischen der Art von Husten, der im Stall zu hören ist, und dem Nachweis von Schäden an den Atemwegen, die durch eine bestimmte Atemwegsinfektion verursacht werden, durch Sektionsbefunde.

Differenzierung von Infektionen: Von einer schreienden Gans zum Raucherhusten

Zu den möglichen Krankheitserregern als infektiöse Ursache von Husten bei Schweinen zählt das Influenza-A-Virus beim Schwein (IAV). Der Husten von IAV erinnert an den Klang einer schreienden Gans und tritt in Hustenanfällen oder Paroxysmen auf. Er resultiert aus dem Eindringen des Virus in Zellen der Atemwegsschleimhaut. Die Zellen sterben ab und hinterlassen einen entzündeten Atemtrakt, in dem Nervenenden freigelegt sind. Daraus ergibt sich ein schmerzhaftes Kitzeln der Kehle, was einen explosiven Husten erzeugt, der beim Tier zu noch mehr Husten führt.

Im Vergleich dazu erzeugt eine Infektion mit dem PRRS-Virus einen feuchten, ziemlich hellen Husten, da das Virus eine Entzündungsreaktion in den Alveolarmakrophagen auslöst, bei der Flüssigkeit aus dem Blut in die Lufträume der Lunge gelangen kann. Im schlimmsten Fall droht das Schwein an diesem Effekt zu sterben, wobei der Tod dem Ertrinken ähnelt. Sehr häufig husten die infizierten Tiere mehrere Tage lang, um ihre Lunge zu säubern, obwohl die Tiere, die sich mit PRRS infiziert haben, tendenziell nicht so heftig husten wie zum Beispiel bei IAV-Infektionen und auch nicht die häufigen und anhaltenden Hustenanfälle erleiden, die Mycoplasma hyopneumoniae (Mhp) auslösen kann.

Viele Produzenten und Tierärzte werden den trockenen Husten ohne Auswurf durch Mhp erkennen. Er entsteht, nachdem die Bakterien die Atemwege besiedelt und die Zilien an deren Schleimhaut geschädigt haben. Die Zilien, die durch die Mhp-Besiedelung eine stumpfe Form annehmen, funktionieren dann weniger gut beim Befördern des Schleims bis zum Hals. Dieser Schleim sammelt sich stattdessen an Stellen in den Atemwegen an, was beim Schwein einen Hustenreiz auslöst, um die Fremdkörper aus dem Kehlkopfbereich zu katapultieren. Der Husten aufgrund von Mhp ist nicht nur wegen seiner Persistenz auffällig. Er hat den unverwechselbaren Klang eines Raucherhustens (trocken und manchmal mit dem Heraufwürgen von Schleim im Hals endend), der, kurz nachdem die Schweine aktiv wurden, durch den ganzen Stall ertönt. Wenn sich die Schweine dann wieder beruhigen, husten sie weiter, wenn auch weniger oft.

Ein starker Husten kann eine akute klinische Erkrankung durch Actinobacillus pleuropneumoniae (App) begleiten, aber spontane Hustenanfälle sind charakteristischer für die chronische Form, die auf eine akute Episode bei Schweinen folgt, die die Krankheit überlebten. Wenn App in den Tonsillen der Schweine es schafft, die Alveolen der Lunge zu erreichen, vermehren sich diese Bakterien und setzen Toxine frei, die zu Lungenentzündung und nekrotischen und hämorrhagischen Läsionen führen können. Der feuchte Husten ist ein Versuch des Tiers, leichter zu atmen, indem es Flüssigkeit oder Exsudat ausstößt.

Prävalenz und Häufigkeit

Episoden von Husten bei Schweinen unterscheiden sich bezüglich ihrer Prävalenz (Anzahl der in einer Population betroffenen Schweine) und ihrer Häufigkeit (wie oft die Schweine husten) in anderen Punkten. Bei unkompliziertem PRRS gibt es zum Beispiel tendenziell eine mäßig schnelle Zunahme der Prävalenz von Husten, obwohl der Husten selbst normalerweise sporadisch bis periodisch auftritt.

Im Vergleich dazu gibt es einen extrem schnellen Anstieg der Prävalenz bei Infektionen mit IAV, bei denen der Hustenreiz allgegenwärtig ist, so dass die Häufigkeit des Hustens hoch ist. Bei Mhp erfolgt jede Erhöhung der Prävalenz langsam und der Husten tritt, solange bis sekundäre Bakterien hinzukommen, eher selten auf.

Mhp ist jedoch oft ein Türöffner für schwerere Krankheiten, wenn die Beteiligung der sekundären Krankheitserreger zu einer eitrigen Form von Bronchopneumonie führt. Dann klingt der ehemals trockene Husten feuchter und die Hustenhäufigkeit steigt.
Die Häufigkeit spiegelt die Übertragbarkeit eines Krankheitserregers wider. Es gibt hier einen deutlichen Unterschied zwischen IAV und Mhp. IAV breitet sich schnell aus, so dass es von einem Tier, welches das Virus ausscheidet, in einem Stall mit 30 Schweinen normalerweise innerhalb von 4-5 Tagen an jedes andere Schwein übertragen wird. Mhp ist im Vergleich dazu langsam (in einem ähnlichen Stall wird es auch nach 30 Tagen auf nur 1-2 andere Schweine übertragen).

Auch nach der Schlachtung unterscheiden sich die Befunde

Obwohl der Influenza-Erreger möglicherweise nur 7-10 Tage lang vorhanden war, hinterlässt er schwere Läsionen, die noch lange, nachdem das Virus selbst schon verschwunden ist, nachgewiesen werden können. Diese Läsionen schädigen nicht alle Lungenläppchen, sondern hinterlassen ein Schachbrettmuster im Gewebe, bei dem nur die lilafarbenen Bereiche betroffen sind. PRRS hingegen erzeugt Läsionen in der gesamten Lunge. Beiden Viren gemeinsam ist jedoch die Tendenz, dass ihre Läsionen bei Schlachtreife der infizierten Schweine verschwunden oder weniger gut erkennbar sind. Mhp unterscheidet sich dadurch, dass seine Läsionen eher im Schlachthof zu sehen sind, obwohl die Schädigung in der Tat ziemlich neu sein könnte und kein Husten in der Mastzeit beobachtet wurde.

Bild 1: Akute PRRS: Das makroskopische Bild dieser nassen und schweren Lunge (mitunter mit Abdrücken der Rippen an der Oberfläche) zeigt ein akutes Stadium von PRRS.
Bild 1: Akute PRRS: Das makroskopische Bild dieser nassen und schweren Lunge (mitunter mit Abdrücken der Rippen an der Oberfläche) zeigt ein akutes Stadium von PRRS.

Bild 2: Mit Mycoplasma hyopneumoniae kann eine kranioventrale Konsolidierung der Lunge beobachtet werden.
Bild 2: Mit Mycoplasma hyopneumoniae kann eine kranioventrale Konsolidierung der Lunge beobachtet werden.

Ebenso häufig hat eine Mhp-Besiedelung der Lunge jedoch nur subklinische Folgen. Daher sollten Schlussfolgerungen erst nach einer sorgfältigen Bewertung gezogen werden. Lediglich ein Mhp-Befund bedeutet nicht unbedingt, dass dieses Bakterium die Ursache für Husten oder andere Anzeichen einer klinischen Atemwegserkrankung war.

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