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Die Rolle von Personen und anderen Vektoren bei der Übertragung von PRRSV

Biosicherheitsmaßnahmen sollten für alle Personen ohne Ausnahme gelten. Dazu gehören Händewaschen mit Seife und anschließende Händedesinfektion, wenn ein "Reinduschen" auf dem Bestand nicht möglich ist.

29 April 2015
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Publikation

Further assessment of fomites and personnel as vehicles for the mechanical transport and transmission of porcine reproductive and respiratory syndrome virus. Pitkin A, Deen J, Dee S. Can J Vet Res. 2009 October; 73(4): 298–302

 

Zum Inhalt der Publikation

Was wurde untersucht?

Eine Eradikation von PRRSV wurde in verschiedenen Beständen erfolgreich durchgeführt, allerdings gibt es auch mehrere Berichte über eine Reinfektion durch indirekte Verbreitung des Virus. Mitarbeiter und andere Vektoren (kontaminierte Kanülen, Stiefel und Schutzkleidung) stellen mögliche Übertragungswege dar. 

Ziel dieser Studie war es, die Rolle von unbelebten Vektoren und Mitarbeitern bei der Verbreitung und Übertragung von PRRSV zwischen Schweinepopulationen neu zu beurteilen. Dazu wurde eine Studie mit PRRSV-positiven Schweinen in kommerziellen Haltungssystemen durchgeführt.

 

Wie wurde es untersucht?

340 Schweine wurden in die Studie eingeschlossen: Stallgebäude B diente als Virusquelle. Hier wurden 300 Schweine gehalten, von denen 100 intranasal mit PRRSV infiziert wurden. Die anderen 40 Schweine wurden auf zwei Ställe aufgeteilt. Eine Gruppe diente als negative Belastungsgruppe (A, n=20) und die andere als positive Belastungsgruppe (C, n=20).

 

Diagramm

Abb. 1. Das Diagramm zeigt den Lageplan der verschiedenen Stallgebäude und die täglichen Personenbewegungen zwischen den Ställen. Die Pfeile geben dabei die Richtung der Mitarbeiter an, die sie während der Studie befolgen. Die verschiedenen Einrichtungen dienten folgendem Zweck:
Haus: Eingang des Studiengeländes. Laut Protokoll wurde hier täglich zu Arbeitsbeginn reingeduscht.
Stall A NB (Negative Belastungsgruppe): Dieser Stall diente der Überprüfung, dass PRRSV durch Vektoren und Mitarbeiter nicht transportiert und übertragen wird, wenn vor Betreten kein Viruskontakt stattfindet.

Stall B (Virusquelle): Dieser PRRSV-positive Stall diente als Virusquelle, damit die Mitarbeiter und andere Vektoren vor Betreten des Stallgebäudes C mit PRRSV in Kontakt kommen.
Stall C PB (Positive Belastungsgruppe): Dieser Stall diente zur Überprüfung, ob ein Transport und eine Übertragung von PRRSV auf eine naive Schweinepopulation stattfindet, wenn Schweine aus Stall C mit kontaminierten Vektoren und Mitarbeitern in Kontakt kommen.

Drei Personen nahmen an der Studie teil: Sie duschten sich zu Arbeitsbeginn, zogen bestimmte Schutzkleidung und Stiefel an und gingen dann von Stall A zu Stall B mit den infizierten Schweine und anschließend zu Stall C. Bei Betreten von Stall A und B wechselten die Studienteilnehmer ihre Schutzkleidung und Stiefel, wuschen ihre Hände und führten anschließend Routinemaßnahmen in den Schweineställen durch (Futterautomaten und Tränken kontrollieren, Tierbeobachtung, Behandlung von Tieren, usw.).   

Nach der täglichen Kontrolle von Stall B gingen die Personen direkt zu Stall C und betraten dort die Buchten, ohne vorher die Schutzkleidung und Stiefel aus Stall B zu wechseln oder die Hände zu waschen. Futtersäcke, Material zur Blutentnahme und Kieferschlingen wurden ebenfalls direkt von Stall B in Stall C mitgenommen, ohne sie vorher zu reinigen.  

Der zweiwöchige Versuch wurde siebenmal wiederholt. An Tag 2, 5, 7, 9 und 12 wurden in jeder Wiederholung von den Schweinen in der negativen Belastungsgruppe (Stall A) und in der positiven Belastungsgruppe (Stall C) Blutproben gezogen.

Zusätzlich wurden Tupferproben von den Händen der Studienteilnehmer, von den Stiefeln und von der Schutzkleidung, sowie Luftproben und Insekten genommen und auf das Vorkommen von PRRSV RNA untersucht.

 

Was sind die Ergebnisse?

Es fand keine PRRSV-Übertragung in Stall A bei den sieben Wiederholungen statt. Alle getesteten Tupferproben, Luftproben und gezogenen Blutproben (n=700) waren negativ.

Eine Verbreitung von PRRSV in Stall C wurde dagegen in allen sieben Versuchswiederholungen bestätigt, indem Virus RNA an der Schutzkleidung, an den Stiefeln und anderen Gegenständen gefunden wurde. Außerdem konnte eine Übertragung von PRRSV auf die Schweinepopulation in Stall C in allen sieben Versuchsansätzen beobachtet werden. In jedem Ansatz wurde mindestens bei einem Tier PRRSV RNA im Serum nachgewiesen. Diese Infektion wurde innerhalb von 5-7 Tagen in allen sieben Wiederholungen bestätigt. 

PRRSV konnte im Stall C nicht nachgewiesen werden, wenn nach dem Duschen die Schutzkleidung und Stiefel gewechselt wurden, obwohl vorher Kontakt zu PRRSV im Stall B stattfand.

 

Welche Schlussfolgerung kann aus der Publikation gezogen werden?

Personen und andere Vektoren stellen ein Risiko bei neuen PRRSV-Infektionen dar. Schweineproduzenten und Tierärzte sollten daher regelmäßig den Personenverkehr zwischen den Ställen/Standorten und die Hygienemaßnahmen für Personen, Material und Gegenstände bei Zutritt des Stalls überprüfen.

Die Umsetzung geeigneter Hygienemaßnahmen und das immer wieder Hervorheben der Bedeutung dieser Maßnahmen sind der Schlüssel zum Erfolg, um das Risiko der PRRSV-Einschleppung gering zu halten.

 

Enric MarcoBedeutung für die Praxis aus Sicht von Enric Marco

In unserem letzten Beitrag haben wir die Rolle von Transportfahrzeugen bei der Übertragung neuer PRRSV-Stämme in Schweinebestände hervorgehoben. Der vorliegende Artikel beschäftigt sich nun mit der möglichen Verbreitung des Virus durch Personen oder Gebrauchsgegenstände und zeigt, dass das Risiko einer Infektion gesunder Tiere während eines Bestandsbesuch sehr hoch ist, wenn man zuvor mit infizierten Tieren in Kontakt gekommen ist und Schutzkleidung und Stiefel nicht gewechselt hat oder wenn dieselben Gegenstände und Materialien verwendet werden. Anhand des Gesundheitszustands des Bestandes orientieren sich meistens die umgesetzten Biosicherheitsmaßnahmen. Das ist einer der Gründe, warum konsequentes "Reinduschen" bei Betreten des Stalls nur bei einem kleinen Anteil der Bestände umgesetzt wird. Dagegen lassen sich Hygienemaßnahmen wie das Tragen betriebseigener oder Einweg-Schutzkleidung, sowie Wechseln von Stiefeln oder der Gebrauch von Plastiküberziehern häufig finden. Natürlich sind diese Maßnahmen wirksam, doch kleine Fehler können große Folgen haben. Wie viele Betriebsleiter stellen ihren Angestellten betriebseigene Kleidung und Stiefel zur Verfügung? Wie viele desinfizieren benötigtes Material und Gegenstände vor Gebrauch oder schützen es vor Kontakt mit Oberflächen? In wie vielen Beständen ist Händewaschen oder Tragen von Handschuhen Pflicht?

Biosicherheitsmaßnahmen sollten ebenfalls für alle Besucher ohne Ausnahme gelten. Dazu gehören Händewaschen mit Seife und anschließende Händedesinfektion, wenn ein "Reinduschen" auf dem Bestand nicht möglich ist. 

Die Schlussfolgerungen aus der Publikation sind nicht nur wichtig bei neuen Ausbrüchen, sondern sollten auch für das interne Biosicherheitsmanagement berücksichtigt werden. Denn nicht wenige Betriebe ermöglichen dem PRRSV eine Rezirkulation durch ihren Arbeitsablauf. Wenn es zu einer Rezirkulation im fortgeschrittenen Produktionsverlauf kommt (Ende Absetzen oder Anfang Mast), ist oft eine vertikale Übertragung von vorherigen Gruppen, wo das Virus vorkam, die Ursache für das Auftreten von PRRSV und nicht die Produktion virämischer Ferkel. Die Umsetzung einiger der im Artikel dargestellten Maßnahmen zwischen unterschiedlichen Altersgruppen würde in vielen Fällen zu einer Unterbrechung der Infektionskette und somit zu negativen Ergebnissen führen. Diese einfachen Maßnahmen reichen vom Bereitstellen von Stiefeln und betriebseigener/stalleigener Schutzkleidung (oder Einweg-Schutzkleidung über der normalen Kleidung), über gruppenweises Verwenden von Materialien und Gegenständen bis zu Händewaschen vor dem Kontakt mit einer neuen Altersgruppe.

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