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Diarrhö bei neugeborenen Ferkeln: Managementpraktiken

Ist es am besten, Jungsauen von Altsauen zu trennen? Welche Biosicherheitsmaßnahmen sind am wichtigsten? In diesem Artikel erörtern vier renommierte Veterinärmediziner ihre Empfehlungen.

Ferkelmanagement, Kolostrumaufnahme, Aufzucht, Stallkomfort etc. sind Faktoren, die in hohem Maße mit dem Auftreten und der Schwere von Diarrhö bei neugeborenen Ferkeln zusammenhängen.

Bedeutung der Kolostrumaufnahme

Die vier Fachleute sind sich einig über die Bedeutung der Kolostrumaufnahme und darüber, dass hyperproduktive Sauen diesbezüglich eine Herausforderung darstellen, da die Kolostrumerzeugung für Saugferkel, deren Anzahl mit der Wurfgröße zunimmt, nicht nur in quantitativer, sondern auch in qualitativer Hinsicht von großer Bedeutung ist.

Guedes berichtet uns, dass man in Brasilien jedes Ferkel nach der Geburt abtrocknet und dafür sorgt, dass jedes eine Zitze und Kolostrum erhält. In den besten Betrieben verabreichen sie den kleinsten Ferkeln Kolostrum sogar individuell und auf intragastralem Weg.

Unsere Experten sind sich einig, dass das abwechselnde Säugen nach Gruppen (Foto 1) immer üblicher wird, damit alle Ferkel ausreichend Kolostrum erhalten.

Foto 1. Abwechselndes Säugen nach Gruppen hilft sicherzustellen, dass alle Ferkel ausreichend Kolostrum erhalten

Foto 1. Abwechselndes Säugen nach Gruppen hilft sicherzustellen, dass alle Ferkel ausreichend Kolostrum erhalten

Vraeghe erzählt, dass man bei ihnen während des Abferkelns prüft, ob die Nabelschnüre trocken sind, um festzustellen, welche Ferkel zuerst geboren wurden. Diese werden dann ein paar Stunden lang von der Sau getrennt, damit die übrigen Ferkel auch Kolostrum erhalten.

Ferkelmanagement

Die vier Fachleute sind der Meinung, dass die Fremdpflege zwischen 12 und 24 Stunden nach dem Abferkeln stattfinden sollte, sobald die Ferkel Kolostrum von ihren jeweiligen Muttersauen getrunken haben.

Bezüglich der Verlegung von Ferkeln sagt Cantín, dass die Würfe nach der Kolostrumaufnahme nach Gewicht und Anzahl der Zitzen sortiert werden sollten, wobei die kleinsten Ferkel so schnell wie möglich zu den Sauen der zweiten Parität gebracht werden sollten. Bei hyperproduktiven Linien können die Sauen jedoch nicht in allen Betrieben 15-16 Ferkel säugen. Daher muss jeder Betrieb die Bedingungen in Bezug auf seine Einrichtungen, Fütterung, Haltung usw. beurteilen und darauf basierend sehen, wie viele Ferkel die Sauen säugen können. Wenn Sauen mit zu vielen Ferkeln überfordert sind, tritt Durchfall auf, und zwar nicht an den Tagen 2-3, sondern an den Tagen 4-5 aufgrund der schlechten Ernährung der Ferkel.

Ein weiterer zu berücksichtigender Faktor sind Ammensauen. Ackerman erklärt, dass es Betriebe gibt, in denen 5 oder 10 % der Buchten anfangs nicht belegt werden, in denen später Sauen mit übrig gebliebenen Ferkeln untergebracht werden, um die Ferkel nicht aus ihrem ursprünglichen Stall entfernen zu müssen.

Vraeghe rät Betrieben mit häufigen Durchfallproblemen dringend, ihre Ferkel vor dem Ausbruch von Diarrhöe zu verlegen. Sobald Ferkel Durchfall haben, ist das Sortieren von Würfen eine Einladung zum Chaos.

Umgebung

Vraeghe betont, wie wichtig die Umgebung ist. Er erklärt, dass sie bei Durchfallproblemen immer betonen, wie wichtig eine Umgebung ist, die sowohl für die Ferkel als auch für die Sau angenehm ist.

Einerseits müssen wir zu heiße Temperaturen im Abferkelraum (>26 °C) vermeiden, die die Sau „blockieren“ würden, was ihre Nahrungsaufnahme mindern und somit die Milchproduktion beeinträchtigen würde. Die Sau braucht eine Temperatur von 24-25 °C um den Zeitraum des Abferkelns herum und ein paar Tage später muss die Temperatur auf 21 °C gesenkt werden.

Auf der anderen Seite ist es unerlässlich, ein Mikroklima für die Ferkel zu schaffen. Ferkel brauchen in den ersten Tagen eine Temperatur von 35-37 °C und danach von 30-32 °C. In Belgien ist es üblich, Heizkissen und Wärmelampe miteinander zu kombinieren. Das Wichtigste ist, dass der Landwirt lernt zu beobachten, wie die Ferkel liegen, und entsprechend zu handeln.

Ackerman stimmt mit ihm überein, dass es wichtig ist, Zugluft über dem Ferkelbereich zu vermeiden. Temperaturschwankungen und hohe Luftfeuchtigkeit sind eindeutige Faktoren, die zu neonataler Diarrhoe führen.

Interne Biosicherheit

Wir haben die Autoren gefragt, welche internen Biosicherheitsmaßnahmen sie für wichtig halten, um Durchfallerkrankungen zu verhindern.

Guedes merkt an, dass die Reinigung und Entfernung des Kots hinter der Sau in den 3-4 Tagen vor und den 2-3 Tagen nach dem Abferkeln eine wichtige Maßnahme ist.

Nach Ackermans Meinung ist eine der Hauptausbreitungsquellen für Durchfall der Umgang mit den Ferkeln, wenn man die ersten Eingriffe an ihnen durchführt. Seiner Erfahrung nach sind die dabei verwendeten Wagen ein Infektionsherd, weil sie zwischen den Würfen nicht richtig gereinigt und desinfiziert werden. Er empfiehlt außerdem, die Handschuhe zwischen den Würfen zu wechseln.

Er versucht auch, die Ausbreitung von Krankheitserregern, die über das Schuhwerk erfolgt, zu reduzieren, indem er zur Reinigung der Stiefel Wannen mit Desinfektionsmitteln wie z. B. Bleiche aufstellt (Foto 2). Weitere Maßnahmen, die er ergreift, sind das auf ein Minimum reduzierte Betreten der Abferkelbuchten sowie die Reinigung und Desinfektion der Gänge mit Bleichmitteln beim Absetzen oder beim Verlegen von Tieren zwischen den Ställen, um eine Ausbreitung von Krankheitserregern und die Entstehung chronischer Fälle von Durchfall zu verhindern. Letzteres ist besonders wichtig in Betrieben, in denen PED oder TGE im Betrieb chronisch geworden sind.

Foto 2: Der Einsatz von Wannen zur Desinfektion der Stiefel an den Eingängen zu den Abferkelräumen sowie allgemeine Organisations- und Reinigungsmaßnahmen sind wichtig, um den Infektionsdruck zu verringern.

Foto 2: Der Einsatz von Wannen zur Desinfektion der Stiefel an den Eingängen zu den Abferkelräumen sowie allgemeine Organisations- und Reinigungsmaßnahmen sind wichtig, um den Infektionsdruck zu verringern.

Foto 2: Der Einsatz von Wannen zur Desinfektion der Stiefel an den Eingängen zu den Abferkelräumen sowie allgemeine Organisations- und Reinigungsmaßnahmen sind wichtig, um den Infektionsdruck zu verringern.

Ackerman weist schließlich auf einen letzten interessanten Gedanken hin: Er ist dafür, Jung- und Altsauen in den Abferkelräumen zu mischen, da seiner Meinung nach Würfe multiparer Sauen, die sich zwischen Jungsauen befinden, wie eine natürliche Barriere wirken und das Risiko der Übertragung von Durchfallerkrankungen von einem Wurf einer Jungsau auf den Wurf einer anderen Jungsau verringern.

Wenn an den Würfen Eingriffe vorgenommen werden, wenn bereits Durchfall vorliegt, empfiehlt Vraeghe auf alle Fälle immer, mit den nicht betroffenen Würfen zu beginnen.

Cantín steht zusätzlichen Hygienemaßnahmen, die das Betriebsmanagement übermäßig verkomplizieren, eher skeptisch gegenüber. Ihm ist klar: Die Prävention hängt viel mehr von der Immunität als von äußeren Faktoren ab. Die Grundlagen sind, dass die Sau Antikörper hat und dass sie diese durch die richtige Kolostrumaufnahme an die Ferkel weitergibt. Wenn dies der Fall ist, sollte es bei normalen Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen keine Probleme geben. Umgekehrt beseitigt man das Problem nicht, wenn die Ferkel nicht genügend Antikörper haben, ganz gleich, wie extrem die Hygienemaßnahmen in einem Betrieb sind. Er glaubt, dass all diese Maßnahmen manchmal von dem ablenken, was wirklich angegangen werden muss.

Wir möchten die Zusammenfassung von Guedes heranziehen, um diesen Artikel zu schließen: Die drei Hauptpunkte für die Kontrolle von Durchfall sind das Management einer angemessenen Umgebung für die Ferkel, die Immunität der Sau zu gewährleisten und sicherzustellen, dass die Ferkel diese Immunität durch eine angemessene Kolostrumaufnahme erwerben, sowie die Kontrolle des Infektionsdrucks durch Reinigung, Hygiene und Leerzeiten. Wenn man den Durchfall angemessen kontrollieren will, dürfen bei keinem dieser 3 Punkte Abstriche gemacht werden.

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