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Das Porcine Parvovirus verändert sich: Auswirkungen

Schweineproduzenten und Tierärzte müssen sich darüber im Klaren sein, dass das Porcine Parvovirus (PPV) zu neuen Stämmen mutiert ist.

Professor André Felipe Streck vom Institut für Biotechnologie der Universität von Caxias do Sul in Südbrasilien erörtert die Entwicklung des PPV und deren Auswirkungen auf das Management der Schweinegesundheit.

Bereits vor mehr als 50 Jahren wurde nachgewiesen, dass PPV zu Totgeburten, mumifizierten Ferkeln, embryonalem Fruchttod und Unfruchtbarkeit führt, und wir verfügen seit mindestens 40 Jahren über Parvovirus-Impfstoffe, die wir in unseren Schweinezuchtbetrieben einsetzen können. Muss PPV dann noch untersucht werden ?

Ja. Das Porcine Parvovirus verändert sich. Mit Professor Uwe Truyen in Leipzig, Deutschland, führten wir einige Studien durch, die sich hauptsächlich auf evolutionäre Aspekte des Virus konzentrierten und bei denen man das Auftreten und die Verteilung neuer Antigentypen beobachtete. Meiner Meinung nach werden neue PPV-Impfstoffe benötigt, die eine stärkere Immunantwort auslösen und alle verbreiteten Stämme abdecken können.

Sie erwähnten die Entdeckung neuer Stämme. Gab es seit des ersten Berichts über das PPV Mitte der 60er Jahre signifikante genetische Veränderungen des Virus ?

Die Hauptdivergenz dieses Virus trat in den letzten 40 Jahren auf. Insbesondere in den letzten Jahren wurden neue Aminosäuren im äußeren Kapsid gefunden, also dem Teil des Virus, der mit dem Immunsystem des Wirts in Kontakt kommt. Mit anderen Worten, es sind neue antigene Profile dieses Virus zu sehen. Diese Antigenprofile wurden bei Stämmen aus mehreren Ländern, vor allem in Europa, beobachtet.

Deckt sich dieses Auftauchen neuer Varianten mit einer Zunahme der Einsendungen an Diagnoselabore im Zusammenhang mit dem Porcinen Parvovirus ?

Ja, hier in Brasilien können wir eine höhere Inzidenz positiver Fälle Porciner Parvoviren und von Mumifizierungen in unseren Betrieben beobachten. Wenn man mit Kollegen aus anderen Ländern spricht, sieht man es auch dort. Normalerweise beobachten wir PPV bei, sagen wir, 30-40 Prozent unserer Föten. Das ist eine sehr große Zahl von Vorfällen, vor allem wenn wir uns daran erinnern, dass einige Diagnosen falsch negative Testergebnisse lieferten, weil die mumifizierten Proben, die das Labor erreichten, zu autolysiert waren. Um einen mumifizierten Fötus zu testen, braucht man jemanden, der den Fötus einsammelt und ihn sofort in einen Gefrierschrank legt, um ihn dann schnell ins Labor zu schicken. Manchmal kann dieser Prozess einige Tage oder sogar mehrere Wochen dauern, was möglicherweise dazu führt, dass ein Fötus in einem Zustand ankommt, der für Tests nicht mehr geeignet ist.

Hat es in den letzten Jahren wichtige Entwicklungen in der PPV-Diagnose gegeben ?

Der große Fortschritt bei der PPV-Diagnose kam in den 90er Jahren mit dem Einsatz der PCR. Dies hat uns sehr dabei geholfen, neue Stämme zu entdecken. In letzter Zeit war die Verwendung von quantitativen Echtzeit-PCRs wichtig, um die Menge der DNA dieses Virus nachzuweisen. Mit diesem Verfahren können wir feststellen, ob PPV die Hauptursache für die Mumifizierung war.

Wie und wo werden PPV-Infektionen in der Praxis festgestellt?

Das einzige bestens bekannte klinische Zeichen einer PPV-Infektion sind reproduktive Störungen der Sau. Bei Sauen und Jungsauen ist das wichtigste Indiz die Mumifizierung. In der frühen Tragzeit kann die Infektion zum embryonalen Fruchttod führen, gefolgt von der Resorption von Flüssigkeiten und Weichteilgewebe. Ab dem 35. Tag kann es zur Mumifizierung eines toten Fötus kommen. Nach dem 70. Tag der Tragzeit haben die Föten bereits ein gewisses Immunsystem und können einer Virusinfektion standhalten. Bei infizierten Würfen sind üblicherweise nicht alle Föten in gleicher Weise betroffen. Häufig beobachteten wir eine Mumifizierung nur bei einigen wenigen Föten, während andere Föten aus dem Wurf überlebten. Würfe von Jungsauen, in denen einige mumifizierte Föten zusammen mit totgeborenen und gesunden, lebenden Ferkeln erscheinen, sind das typische Kennzeichen des Porcinen Parvovirus.

Alles deutet darauf hin, dass das Porcine Parvovirus bei mindestens zwei Dritteln der Sauenbetriebe in fast allen Ländern vorkommt, in denen es eine Schweineproduktion gibt. Da wir nicht wirklich darauf hoffen können, dieses Virus auszumerzen, müssen wir damit leben. Was braucht man heute in der Praxis, um einen Sauenbetrieb vor PPV zu schützen?

Erstens muss die Impfung fortgesetzt werden. Hier in Brasilien impfen die Schweineproduzenten nur dann, wenn bei ihnen Fälle von Mumifizierungen auftreten. Nach einer Weile stellen sie die Impfung wieder ein. Offensichtlich verursacht dies eine starke Zirkulation des Virus in ihren Betrieben und das Risiko reproduktiver Störungen. Zweitens müssen wir neben der Weiterentwicklung der Impfstofftechnologie und neuer Technologien für die PPV-Diagnostik immer auch die Feldstämme überwachen, um die Beziehungen zum verwendeten Impfstoff und zu den Krankheitserregern zu verstehen. Damit wären wir den Neuinfektionen immer einen Schritt voraus.

Sind die seit langem etablierten Impfstoffe für diese neuen PPV-Stämme noch wirksam?

Ich sage immer, dass die gängigen PPV-Impfstoffe immer noch wirksam sind und wir regelmäßige Impfungen durchführen müssen. Allerdings sollten wir die Impfstoffprodukte ständig verbessern, da wir sehen, dass sich auch das Virus fortlaufend weiterentwickelt.

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