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Status der Biosicherheit und dessen Zusammenhang mit Merkmalen der Produktion und des Managements in Schweinezucht- und Mastbetrieben

Die Betriebe, die mehr Impfstoffe einsetzen, sind diejenigen, die bei der internen Biosicherheit am besten abschneiden. Der Wandel hin zur Prävention führt auf direkte Weise zum stärkeren Einsatz von Impfstoffen und zu besserer interner Biosicherheit, da dies die einzigen Möglichkeiten zur Vorbeugung von Krankheiten sind, die wir kennen.

8 Mai 2017
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Publikation

The biosecurity status and its associations with production and management characteristics in farrow-to-finish pig herds. M. Postma, A. Backhans, L. Collineau, S. Loesken, M. Sjölund, C. Belloc, U. Emanuelson, E. Grosse Beilage, K. D. C. Stärk and J. Dewulf im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft MINAPIG. Animal (2016), 10:3, pp 478–489

Was wurde untersucht?

In dieser Studie wurde der Umsetzungsgrad der Biosicherheitsmaßnahmen in der Schweineproduktion in vier Ländern der Europäischen Union erfasst. Untersucht wurden außerdem die möglichen Zusammenhänge zwischen der Einhaltung der Biosicherheitsmaßnahmen und den Betriebs- und Produktionseigenschaften.

Wie wurde es gemacht?

In 232 Schweinezucht- und Mastbetrieben in Belgien, Frankreich, Deutschland und Schweden wurde ein Jahr lang eine Querschnittsstudie durchgeführt. Mithilfe des risikobasierten Bewertungsverfahrens Biocheck (www.biocheck.ugent.be) wurde der Status der Biosicherheit in diesen Betrieben bestimmt. Dieses Verfahren unterscheidet Risiken für die interne und die externe Biosicherheit. Ein höherer Wert weist auf bessere Biosicherheitsmaßnahmen und ein geringeres Risiko der Einschleppung oder Ausbreitung der Krankheit hin. Auf Grundlage des Betriebsmanagementsystems und eines Interviews mit dem Schweinehalter wurden Daten zu den Produktions- und Managementeigenschaften der Betriebe erhoben. Die Daten wurden bezüglich des Zusammenhangs mit dem Grad der Biosicherheit ausgewertet.

Was sind die Ergebnisse?

  1. Bei vielen Schweinebetrieben gab es noch Potential zur Verbesserung des Biosicherheitsstatus.
  2. Beim Grad der internen und externen Biosicherheit wurden große Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern festgestellt. Generell waren die Werte der externen Biosicherheit höher als die Werte der internen Biosicherheit.
  3. Der Status der externen Biosicherheit, die Kombination aller Maßnahmen, die zur Verhinderung der Einschleppung von Krankheiten in den Betrieb ergriffen werden, war in Deutschland am höchsten und in Frankreich am niedrigsten.
  4. Der Status der internen Biosicherheit, die Kombination aller Maßnahmen, die zur Verhinderung der Übertragung von Krankheiten innerhalb des Betriebs ergriffen werden, war in Schweden am höchsten und, mit großen Schwankungen, in Belgien am niedrigsten.
  5. Die Anzahl der Krankheitserreger, gegen die Impfstoffe zum Einsatz kamen, stand in deutlichem Zusammenhang mit dem Status der internen Biosicherheit, was darauf hindeutet, dass das Bewusstsein für das Risiko der Übertragung von Krankheiten zu einem eher präventiven Verhalten führt.
  6. Ein geringerer Grad der Biosicherheit ging einher mit einer höher geschätzten Häufigkeit der Behandlungen gegen bestimmte klinische Symptome.
  7. Betriebe mit mehr Sauen und deshalb mehr Angestellten wiesen sehr wahrscheinlich auch höhere externe Biosicherheitswerte auf.
  8. Ein höherer externer Biosicherheitswert ging einher mit mehr Absetzerferkeln/ Sau/ Jahr (ein 10 Punkte höherer externer Biosicherheitswert führte zu 0,2 zusätzlichen Ferkeln).
  9. Das Absetzalter und die Jungtiersterblichkeit wurden stark mit der Anzahl der Absetzerferkel/ Sau/ Jahr in Verbindung gebracht.

Welche Schlussfolgerung kann aus der Publikation gezogen werden?

Die Autoren legen nahe, dass ein besseres Verständnis der Auswirkungen schlechter Biosicherheit auf das Auftreten von Krankheiten und die Produktivität zu einem anderen Verhalten führen wird. Bessere Biosicherheits- und Betriebsmanagementmaßnahmen, die sich auf die Prävention von Krankheiten konzentrieren, dürften zur Reduzierung des Einsatzes antimikrobieller Substanzen, zu einem besseren allgemeinen Gesundheitsstatus und einer Verbesserung der Tiererzeugung und des Tierschutzes führen. Vorbeugung ist die beste Medizin!

<p>Enric Marco 1</p>Aus Sicht der Praxis von Enric Marco

Seit vielen Jahren reden wir über die Bedeutung der Umsetzung konsequenter Biosicherheitsmaßnahmen und es wurden viele Artikel über die Auswirkungen geschrieben, die die Biosicherheit beim Vermeiden künftiger Ausbrüche von Krankheiten insbesondere in Zusammenhang mit PRRS haben kann. Wenn wir über Biosicherheit reden, beziehen wir uns normalerweise auf die externe Biosicherheit, welche die Betriebe vor dem Auftreten von Infektionen von außen schützt. Erst seit Kurzem machen wir uns Gedanken über die interne Biosicherheit, was dazu beitragen dürfte, die im Betrieb bereits vorhandenen Krankheiten in Schach zu halten. Der Artikel hebt einige Punkte hervor, die eine Überlegung wert sind:

  • Ein akzeptabler Grad externer Biosicherheit in den untersuchten Betrieben insbesondere bezüglich des Zugangs von Tieren: Es ist ermutigend zu sehen, dass sich die Schweinehalter des Risikos bewusst sind, das mit der Aufnahme von Tieren in den Betrieb verbunden ist. Die Ergebnisse zeigen allerdings auch, dass es noch jede Menge Verbesserungspotential bei der Umsetzung von Protokollen zur Biosicherheit gibt.
  • Die Beobachtung, dass die Betriebe mit der besten externen Biosicherheit diejenigen mit der stärksten Betriebsgröße sind, und diejenigen, die die meisten Mitarbeiter und die beste Produktion haben, belegt, dass sich die Betriebsinhaber der möglichen Folgen der Einschleppung neuer Infektionskrankheiten in den Betrieb bewusst sind. Je größer die Investition, desto größer ist die Motivation, diese auch zu schützen.
  • Die interne Biosicherheit ist im Vergleich zur externen Biosicherheit weniger stark ausgeprägt. Dies ist wohl das, was uns am meisten Sorge bereitet. Diesem Umstand schenken wir erst seit Kurzem Beachtung, einhergehend mit dem Druck, den Einsatz antimikrobieller Substanzen zu reduzieren. Die interne Biosicherheit trägt dazu bei, bakterielle und virale Infektionen unter Kontrolle zu halten. Möglicherweise ist einer der wichtigsten Punkte die richtige Unterteilung in Partien und das unabhängige Arbeiten in den einzelnen Partien. Dennoch ist dies einer der Bereiche, der die niedrigsten Werte in der Studie erhielt. Die Produktion für Futtermittelhersteller mit angeschlossenem Mastbetrieb unterstützt die Unterteilung der Bestände in Partien, da die Tiere in einen anderen Betrieb verbracht werden, aber um den maximalen Nutzen aus dem Rein-Raus-Verfahren zu ziehen, darf die ordnungsgemäße Hygiene und Desinfektion zwischen den Partien nicht vernachlässigt werden.
  • Die Betriebe, die mehr Impfstoffe einsetzen, sind diejenigen, die bei der internen Biosicherheit am besten abschneiden. Der Wandel hin zur Prävention führt auf direkte Weise zum stärkeren Einsatz von Impfstoffen und zu besserer interner Biosicherheit, da dies die einzigen Möglichkeiten zur Vorbeugung von Krankheiten sind, die wir kennen.

Es wäre interessant, die Ergebnisse der derzeitigen Studie mit einer weiteren Studie zu vergleichen, die in naher Zukunft (in 5 Jahren) durchgeführt werden sollte. Eine Verbesserung der Biosicherheit wäre inbesondere bezüglich der internen Biosicherheit sehr wahrscheinlich leicht feststellbar, was somit auch deren Zusammenhang mit dem Einsatz von Impfstoffen belegen würde. Die Biosicherheit sollte in Zukunft ein Qualitätsmerkmal der Betriebe sein, da dies der einzige Weg ist, in einem Umfeld zu arbeiten, in dem der Einsatz von Antimikrobiotika in der Tierproduktion sehr genau überwacht werden wird.

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