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Afrikanische Schweinepest: Globale Schweineprofis berichten von ihren Erfahrungen mit dieser immer wieder auftretenden Krankheit

Eine Gruppe von Schweineprofis beschreibt ihre praktischen Erfahrungen, die sie im Kampf gegen die Afrikanische Schweinepest gesammelt haben, und die sich für sie daraus ergebenden Standpunkte.

Unsere Industrie ist aufgrund der Ausbreitung des Virus der Afrikanischen Schweinepest (ASP) einer globalen Bedrohung ausgesetzt. Da wir zunehmend mehr Erfahrungen mit der Krankheit machen, möchten wir von der Website 333 so eng wie möglich mit Fachleuten der Branche kollaborieren, um an ihrer Sicht auf die Bewältigung der Herausforderungen teilzuhaben. Dieser Artikel ist der erste einer Serie, welche die praktischen Erfahrungen, die während des Kampfes gegen ASP gewonnen wurden, und die sich daraus ergebenden Standpunkte beschreibt. Zu unseren befragten Schweineprofis gehören ein international tätiger Berater landwirtschaftlicher Betriebe, Tierärzte aus dem Baltikum und aus Polen sowie ein Experte eines russischen Referenzlabors. Aus den unterschiedlichen Erfahrungen und Standpunkten dieser Fachleute können wir einiges lernen.

Alle vier Schweineexperten waren sich einig, dass dies ein sehr beunruhigender Moment für die Schweineindustrie ist. Herr Corns, ein nordamerikanischer Berater, der heute in Europa ansässig ist, arbeitet seit über 10 Jahren in der EU, in Asien (hauptsächlich China) und in Russland. Er berät große vertikal integrierte Kunden zum Thema Produktion und Biosicherheit. Herr Corns hält ASP für das Problem Nummer eins in diesen Regionen. Er zitierte seinen Kollegen Dr. Adrian Balaban aus Rumänien, der sagte, dass „man derzeit keine ASP-infizierten Tiere haben muss, um von dem Problem betroffen zu sein.“ Er betonte seine Sorge, dass sich der Fokus auf ASP von einer regionalen auf eine globale Ebene verschoben hat.

Dr. Cepulis ist ein erfahrener Experte der Schweineindustrie mit Kunden in den baltischen Ländern Litauen, Lettland und Estland und in Teilen Weißrusslands. Er betont, dass seine Kunden die Krankheit als eine große Bedrohung wahrnehmen, die ihre landwirtschaftlichen Betriebe schnell in den Bankrott führen kann. Gleichzeitig hebt er hervor, dass sich Kleinbetriebe und Jäger angesichts der Ausbreitung der Krankheit keine großen Sorgen machten. Seiner Meinung nach liegt der Schlüssel für die Epidemiologie und Prävention der Krankheit in dieser stark bewaldeten Region der EU in der Kontrolle der Wildschweinpopulation. Er wies auch darauf hin, dass berufstätige Jäger in Estland in der Lage waren die Wildschweinpopulation deutlich zu verringern und, dass bei Hausschweinen im vergangenen Jahr keine Ausbrüche auftraten. In Litauen und Lettland erfolgte die Jagd im gleichen Zeitraum durch nichtprofessionelle Jagdvereine, wobei sich die große Anzahl an Wildschweinen seither nicht verringert hat. Er ist der Ansicht, dass das ASP-Risiko für Hausschweine in Litauen und Lettland aufgrund dieses Unterschieds höher ist.

Dr. Karbowiak ist Mitglied der größten Schweineklinik Polens. Obwohl er ASP auch als das wichtigste Problem in seinem Land ansieht, „gerät man wegen der Krankheit nicht mehr so in Panik“, wie dies noch vor drei Jahren bei den ersten Ausbrüchen in seinem Gebiet üblich war. Mit Kunden in Polen und der Ukraine besucht er die verschiedensten landwirtschaftlichen Betriebe, von Kleinstbetrieben mit maximal 30 Sauen bis hin zu großen Anlagen, die mitunter bis zu 3.000 Sauen halten. Normalerweise hatte er mit den Folgen von Ausbrüchen zu tun, die in der Nähe aufgetreten waren. Er ist der einzige Tierarzt in seiner Klinik, der einen Ausbruch in einem Mastbetrieb diagnostizierte. Das Ziel seiner Klinik ist es, alle Kunden weiterhin ASP-frei zu halten, obwohl das Virus in seinem Land vorkommt und aktiv ist.

Unser letzter Spezialist ist Dr. Kolbasov, der derzeitige Direktor des russischen Referenzzentrums für ASP-Forschung und -Diagnostik mit Sitz in der Region Wladimir in Zentralrussland. Seit 2007 ist Dr. Kolbasov direkt an der Diagnose und Untersuchung aller in Russland gemeldeten Ausbrüche beteiligt. Seine Erfahrungen mit ASP umfassen Wildschweine und die unterschiedlichsten Industriesegmente, darunter alle Arten von Schweine- und Verarbeitungsbetrieben sowie Schlachthöfe. Er bestätigt die große Bedeutung dieser Krankheit, die auch den Spitznamen „Handelskrankheit“ trägt. Er stellt fest, dass das Ausmaß der Besorgnis in seiner Region davon abhängen wird, wie abhängig die Region vom Handel ist. „Wenn die Region sich nicht für den externen Markt interessiert, wird dies für die Schweineproduzenten hier leider kein Anlass zur Sorge sein“, sagt Dr. Kolbasov. Andererseits sieht er ASP als einen guten Indikator für den tatsächlichen Stand der Biosicherheit in landwirtschaftlichen Betrieben. Er ist stolz darauf, dass die Produzenten viel gelernt und sich aufgrund dieser Erfahrung weiterentwickelt haben. Er erklärte uns, dass das Fehlen von ASP-Ausbrüchen in bestimmten Gebieten als Indikator für die Verbesserungen der Biosicherheit und folglich als guter Indikator für die allgemeine Verbesserung der Gesundheit der russischen Schweinebetriebe herangezogen wurde.

Mit Ausnahme von Herrn Corns' Erfahrungen in China waren zunächst alle Regionen, die von unseren Schweineexperten vertreten wurden, von Ausbrüchen bei Wildschweinen betroffen. Allerdings waren in diesen Regionen jeweils unterschiedliche Ereignisse für die Übertragung des Virus bei Ausbrüchen in kommerziellen Betrieben verantwortlich.

Dr. Karbowiak betonte uns gegenüber, dass das wichtigste Ereignis, das für die Verbreitung der Krankheit von Wildschweinen an der Grenze zu Weißrussland drei Jahre, nachdem sie zum ersten Mal bei Wildschweinen nachgewiesen wurde, verantwortlich war, der illegale Transport von Schweinen darstellte. Dieser Transport übertrug das Virus in 100 km entfernte kommerzielle Betriebe und folglich breitete sich das Virus zwischen den Betrieben von Nord- bis Südostpolen in Richtung Weichsel (ein Gebiet mit extrem hoher Wildschweindichte) aus.

Dr. Kolbasov, der in Russland schon seit der Zeit vor 2007 arbeitet, als ASP in das Land eingeschleppt wurde, verfügt über langjährige Erfahrungen und kann die anfängliche Kette von Ausbrüchen in diesem Land in allen Einzelheiten beschreiben. Diese Ausbrüche begannen 2007 in Tschetschenien (d. h. in der Grenzregion zu Georgien, in der die Schweinedichte niedrig ist) und sprangen dann in die Region Nordossetien in Russland über, von der viele kommerzielle landwirtschaftliche Betriebe betroffen waren. Die Erfahrung „hat ihn gelehrt“, dass es nicht schwierig ist, die Krankheit in der Gegend auszurotten, wenn das Virus in kommerzielle Betriebe gelangt. In Regionen, in denen es eine hohe Dichte an Kleinbetrieben gibt, die sich auf vielen Hektar ausbreiten und häufig niedrigere Biosicherheitsstandards aufweisen, wird das Problem jedoch schwieriger. Dr. Cepulis stimmt diesem epidemiologischen Szenario und der Rolle von Wildschweinen zu. Er beschreibt den Sommer als die schlimmste Jahreszeit für die Übertragung von ASP zwischen Kleinbetrieben der heimischen Produktion und Wildschweinen in den baltischen Ländern.

Abschließend weist Herr Corns auf den Unterschied in der Epidemiologie der Krankheit in China und Rumänien hin. In China gibt es keine nennenswerte Anzahl von Wildschweinen, die an der Übertragung beteiligt sind, und dennoch werden sehr große kommerzielle Betriebe infiziert, die eine hohe Biosicherheit aufweisen. In Rumänien gibt es eine Kombination aus Wildschweinen, Kleinbetrieben und großen Produktionssystemen, die alle infiziert sind, und diese Kombination macht die Bekämpfung der Krankheit zu einer der schwierigsten Aufgaben in der EU. Er betont, dass die Durchführung einer gründlichen Untersuchung der Ausbrüche für seine Kunden in jedem Fall sehr wertvoll war, um die Biosicherheitslücken zu identifizieren.

In den folgenden Artikeln werden wir beschreiben, wie unsere befragten Fachleute die Krankheit in der Praxis beschrieben haben und wie die amtlichen Tierärzte auf die Gefahr eines möglichen Ausbruchs reagieren.

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