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ASP-Diagnostik – Mehr als nur ein Laborergebnis

Bei PCR-Ergebnissen handelt es sich um diagnostische Testergebnisse, nicht um eine Diagnose. Die Diagnostiker sind Wissenschaftler, die alle ihnen zur Verfügung stehenden Mittel einsetzen sollten. Ein Experte mit Erfahrungen in China erläutert, wie die ASP diagnostiziert werden sollte.

Die Afrikanische Schweinepest ist eine schwere Viruserkrankung von Schweinen aller Altersklassen. In den letzten Jahren hat sie die Schweineindustrie in vielen verschiedenen Ländern verwüstet. Die ASP breitet sich derzeit relativ langsam aus und es ist möglich, ihre geografische Ausbreitung durch geeignete Maßnahmen einzudämmen. Eine frühzeitige endgültige Diagnose ist ein Schlüsselelement zur Vermeidung der Ausbreitung. Eine erste Felddiagnose der Afrikanischen Schweinepest kann anhand von klinischen Symptomen und Sektionsbefunden gestellt werden.

Klinische Symptome:

In der Anfangsphase der Krankheit sterben die Tiere oft perakut; sie werden tot mit Zyanosen an Ohren und Extremitäten aufgefunden. Häufig kommt es zu hohem Fieber von 40 - 42° C, Erbrechen, Durchfall, der blutig oder schwarz sein kann (Foto 1, rechts), Depressionen, Aborten (Foto 1, links), blutigem Nasenausfluss (Epistaxis) und zunehmenden Todesfällen.

Foto 1: Abortsturm (links) und blutiger Durchfall bei Sauen (rechts)

Foto 1: Abortsturm (links) und blutiger Durchfall bei Sauen (rechts)

Die (Impf-)Stämme mit geringer Virulenz verursachen eine milde chronische atypische Form der Krankheit mit wenigen Todesfällen. Weibliche Tiere sind im Allgemeinen von chronischen Atemwegserkrankungen und chronischer Unfruchtbarkeit betroffen. Die längere Zeitspanne bis zum Auftreten einer offensichtlichen Erkrankung oder nicht feststellbare klinische Symptome bei den chronisch mit dem Impfvirus infizierten Schweinen werden von den Betrieben oft als lange Inkubationszeit interpretiert.

Bei der Nekropsie festgestellte Läsionen

  • Kehldeckel und Luftröhre können gerötet sein und im Allgemeinen liegt eine interstitielle Pneumonie mit interlobulärem Ödem vor. Manchmal kommt es zu einer fibrinonekrotischen Pleuropneumonie, die der APP ähnelt.
  • Es kann eine fibrinöse Myokarditis und Perikarditis vorliegen und in Thorax und Abdomen kann sich eine übermäßige Menge blutiger oder blutig seröser Flüssigkeit befinden.
  • Die Mesenteriallymphknoten und insbesondere die gastrohepatischen Lymphknoten können vergrößert und ödematös sein und an der Schnittfläche nekrohämorrhagisch erscheinen (Foto 2).
  • Die Milz kann vergrößert sein, wenn mehrere Infarkte vorliegen, oder sie kann im Wesentlichen normal sein.
  • Die Leber weist häufig offene Blutungen auf.
  • Die Nieren können zahlreiche Infarkte sowie petechiale und ekchymotische Blutungen aufweisen (Foto 3). Es kann ein markantes perirenales Ödem geben. Der Magenfundus ist oft stark gerötet und erodiert und der Colon ascendens kann mit blutigem Inhalt gefüllt sein. Nicht selten finden sich an den abdominalen Eingeweiden pinselstrichartige Blutungen.
  • Im Gehirn kann sich eine fibrinöse Meningitis zeigen.

Foto 2: Blutungen und Nekrosen in gastrohepatischem Lymphknoten

Foto 2: Blutungen und Nekrosen in gastrohepatischem Lymphknoten

Foto 3: Ödem und petechiale Blutungen in der Niere

Foto 3: Ödem und petechiale Blutungen in der Niere

Der Schweregrad der Läsionen bei den Schweinen ist unterschiedlich und es wird allgemein empfohlen, bei mehreren Schweinen eine Nekropsie durchzuführen.

Die Nekropsie sollte zwar unter Berücksichtigung der biologischen Sicherheit durchgeführt werden, aber sie birgt keine besonderen Krankheitsrisiken für einen infizierten Betrieb und liefert vielmehr wertvolle Informationen, die mit weniger aggressiven diagnostischen Methoden nicht erreicht werden können.

Labortechniken

PCR: Die Diagnose der ASP wird in der Regel durch einen positiven Nukleinsäuretest und durch den Ausschluss anderer häufiger Ursachen für ähnliche Läsionen verifiziert. Der häufigste Test ist die PCR für das P72-Gen. Lunge (bevorzugte Probe in unserem Labor), Niere, Milz, Lymphknoten, Serum und Blut eignen sich allesamt hervorragend als Testproben für die PCR. Orale Abstriche und orale Flüssigkeiten sind sehr beliebt, aber die Virusmenge ist um ein Vielfaches geringer als in Blut und Gewebe, so dass falsch-negative Ergebnisse recht häufig sind. Für die Tests werden die quantitative Fluoreszenz-PCR und die konventionelle PCR eingesetzt. Die konventionelle PCR bietet ein praktisches Instrument zur Gensequenzierung.

Wenn der gendeletierte Impfstoff absichtlich eingesetzt oder die gendeletierte Virusvariante versehentlich eingeführt wurde, kann der Nukleinsäuretest bei einigen Tieren fehlschlagen, weil die produzierte Virusmenge im Vergleich zum Wildtyp des Feldvirus viel geringer ist. Wenn jedoch gute Gewebe- oder Blutproben zur Verfügung stehen, kann ein Nukleinsäuretest auf die deletierten Gene des Impfvirus durchgeführt werden. Nach einem positiven Test auf das P72-Gen kann man einen PCR-Test auf das gendeletierte Impfvirus durchführen und dabei nach vorhandener DNA von MGF 360-505 R und CD2v suchen, um festzustellen, ob es sich bei dem Problemvirus um das Feldvirus oder das gendeletierte Impfvirus handelt.

Die Schleifenvermittelte Isotherme Amplifikation (LAMP) bietet eine schnelle, billige, flexible und extrem sensitive Alternative eines Nukleinsäuretests, der nur wenig Spezialausrüstung erfordert und für Massentests wie die Überwachung/das Screening bei der Schlachtung gut geeignet erscheint.

Mithilfe der Serologie kann man feststellen, ob die Tiere dem ASP-Virus ausgesetzt waren, wenn der Zeitraum zwischen der Infektion und der Testung so lang ist, dass keine Virämie mehr besteht und das Virus in den Geweben nicht mehr vorhanden ist, oder wenn aus der Nekropsie keine guten Proben zur Verfügung stehen.

Es gibt eine Reihe von ELISA-Kits für den Nachweis von Antikörpern gegen P72, P30 und andere ASP-Antigene. Solche Testkits werden häufig verwendet, um Gruppen von weiblichen Tieren zu identifizieren und in der Regel zu keulen, die wissentlich geimpft oder versehentlich dem falschen Impfvirus ausgesetzt worden sind.

Es gibt einen ELISA-Schnelltest zur Antigenerfassung, der jedoch nicht sehr sensitiv ist und im Allgemeinen nur in den Fällen verwendet wird, in denen ein schnelles falsch-negatives Ergebnis erwünscht ist.

Bei der histopathologischen Untersuchung zeigt sich eine generalisierte Vaskulitis mit Infarkten, Blutungen und Thrombosen in mehreren Organen, insbesondere in Lunge, Milz, Lymphknoten, Nieren, Gehirn und Darm. In den Lymphknoten und der Milz kommt es zu einer massiven Zerstörung des lymphatischen Systems und zu einer Vakuolisierung der Alveolarmakrophagen. Nekrosen und Ulzerationen des Kolonepithels sind häufige Erscheinungen (Foto 4).

Foto 4: Gefäßthrombose, Infarkt und Ulzeration in der Dickdarmschleimhaut

Foto 4: Gefäßthrombose, Infarkt und Ulzeration in der Dickdarmschleimhaut

Der Einsatz histopathologischer Untersuchungen zur Überprüfung der typischen chronischen Läsionen des gendeletierten Impfstoffs kann sehr nützlich sein. Schweine, die mit diesen ASP-Impfstoffen geimpft wurden, zeigen in der Regel chronisch aktive, heilende und fibrosierende Gefäßläsionen einschließlich Thromben und Infarkte in Darm, Leber, Lymphgewebe, Herz und Nieren. Die Lymphknoten können Bereiche mit Blutungen, Nekrosen und der Zerstörung lymphoider Strukturen sowie fibrosierende und verheilende Bereiche aufweisen. Geimpfte Zuchttiere können massive Zonen von Lungennekrose und -fibrose aufweisen, die oft mit chronischer APP verwechselt werden. Das Impfvirus tötet das Schwein zwar nicht, aber das Schwein ist oft nicht in der Lage, das Impfvirus zu eliminieren.

Man sollte bedenken, dass die PCR zwar ein großartiges Werkzeug, aber nicht unfehlbar und, bezogen auf die tatsächliche Situation im Betrieb, nicht zu 100 % präzise ist. Das soll nicht heißen, dass die PCR unzuverlässig ist. Im Gegenteil. Aber dennoch sind PCR-Ergebnisse diagnostische Testergebnisse und keine Diagnose. Die Diagnostiker sind Wissenschaftler, die alle ihnen zur Verfügung stehenden Mittel einsetzen sollten. Bei Verdacht auf ASP ist wie immer eine gewisse Sorgfalt bei der Biosicherheit angezeigt und das gilt in diesem Fall umso mehr. Es gibt jedoch mehrere ASP-ähnliche Krankheiten und im Allgemeinen ist zusätzlich zu einem negativen ASP-Test eine Diagnose der tatsächlichen Ursache des Problems erforderlich, die möglicherweise mehr Maßnahmen und Beobachtungsaufwand erfordert als die Entfernung eines Leistenlymphknotens oder die Entfernung der Milz mittels Schlüssellochchirurgie.

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