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Gesundheitsprotokolle bei der Aufnahme von Remontetieren: Magen-Darm-Erkrankungen (3/3)

Die Exposition in der Akklimatisierungsphase könnte man als eine erste Impfung bezeichnen und die Exposition vor dem Abferkeln als Auffrischungsimpfung.

Die Bedeutung der Akklimatisierung von Remontetieren gegenüber enterischen Krankheitserregern, die im Betrieb zirkulieren, darf bei der Planung eines Akklimatisierungsprogramms für Jungsauen nicht vergessen werden. Die Ziele des Akklimatisierungsprozesses beinhalten in diesem Fall den Kontakt der künftigen Sauen mit der pathogenen Mikroflora, die im Betrieb vorhanden ist, und die Gewährleistung der adäquaten Konzentration spezifischer Antikörper bei der Geburt, um die Jungtiere in der Laktationsperiode vor Darmerkrankungen zu schützen.

Wie bei jedem Akklimatisierungsprozess wäre es am ratsamten, den natürlichen Kontakt und Impfungen miteinander zu kombinieren. Wenn es allerdings um enterische Krankheitserreger geht, hängt die aktive Immunantwort von der Produktion von Antikörpern auf mukosaler Ebene ab und dies ist der Grund, warum die wirksamsten Impfstoffe (wie z. B. der Impfstoff gegen Lawsonia intracellularis) auf oralem Weg zu verabreichen sind. Abgesehen vom Impfstoff gegen E.Coli, Clostridium, Lawsonia und von autogenen Impfstoffen gibt es nicht viele auf dem Markt erhältliche Möglichkeiten der Immunprophylaxe.

Bei der Akklimatisierung von Jungsauen kamen häufig der natürliche Kontakt oder die Verfütterung einer Kontaktsuppe zum Einsatz. Obwohl das Phänomen der Verfütterung der Kontaktsuppe wissenschaftlich nicht belegt ist, hat sich diese Methode bei richtiger Anwendung (ausreichende Exposition) zur Bekämpfung bestimmter Darmerkrankungen bewährt, bei denen die durch einen Impfstoff herbeigeführte Immunität nicht ausreicht oder nicht besteht (TGE, Rotaviren etc.).

Bei der Verfütterung einer Kontaktsuppe sind drei wesentliche Punkte zu berücksichtigen:

Einsatz von Kontaktsuppe für Remontetiere
Einsatz von Kontaktsuppe für Remontetiere
  1. Bestimmte Bakterien sind imstande schnell Toxine zu produzieren und einige Krankheitserreger können vernichtet werden und im Laufe der Zeit ihre immunogenen Eigenschaften verlieren. Benutzen Sie „frisches“ Material oder frieren sie es ein.

  2. Verabreichen Sie die Kontaktsuppe mehrere Male und ständig. Sorgen Sie dafür, dass sich die Tiere akklimatisiert haben, d. h. unterbrechen Sie die Verabreichung zur rechten Zeit, um zu vermeiden, dass die Tiere bei der Aufnahme in die Abferkelbucht Krankheitserreger ausscheiden. Die Benutzung dieser Methode wird während der Akklimatisierung und vor dem Abferkeln dringend empfohlen.

  3. Analysieren Sie das Material (Proben können für die anschließende Analyse eingefroren werden) um zu wissen, was man den Tieren verabreicht. Der Einsatz dieses Systems zur Immunisierung gegen Clostridium oder Rotaviren ist nutzlos, wenn der Krankheitserreger oder Stamm im Betrieb nicht vorkommt. Die Exposition muss beim Remontierungsprozess ständig erfolgen (z. B. ist im Fall von PED die Anzahl der Tiere, die mit einer einzigen Dosis geimpft werden, wichtiger als die Verabreichung mehrerer Dosen mit jeweils geringen Virusmengen).

    Bei einigen Krankheitserregern wie z. B. E. coli oder Clostridium kann der folgende zusätzliche Einsatz eines Bakteriums (durch Kontaktsuppe) gut als Auffrischungsimpfung funktionieren.

    Es ist sehr wichtig festzustellen, ob man dieses Verfahren einsetzen sollte oder nicht. Benutzen Sie es nicht bei Ausbrüchen von PRRS oder in Betrieben mit Schweinedysenterie.

     

    Beispiel eines Programms zur Verfütterung von Kontaktsuppe bei der Remontierung

    Zu entnehmendes Material

    Kot von Jungsauen im Abferkelstall (1 bis 3 Tage nach dem Abferkeln).
    Kot von den Ferkeln mit Diarrhö oder Darminhalt der Ferkel, die am Tag der Probenahme gestorben sind. Zur Entnahme von diarrhealem Kot aus den Abferkelställen kann saugfähiges Papier (wie z. B. Küchenpapier) oder ein Wischlappen benutzt werden. Bei akuten Durchfallerkrankungen reicht es, einfach nur den Bauch der Ferkel zu drücken, um eine bestimmte Menge Material zu erhalten. Dieses Material wird dann (nach Möglichkeit) in ungechlortem  Wasser gelöst. Beachten Sie bitte, dass Trockenmittel, die möglicherweise im Abferkelstall benutzt wurden, die Lebensfähigkeit der Mikroorganismen beeinträchtigen können.

Abbildung 1: Saugferkel mit Diarrhö
Abbildung 1: Saugferkel mit Diarrhö

Vorbereitung des Materials

  • Das zur Vorbereitung des Materials benutzte Wasser sollte idealerweise kalt und chlorfrei sein. Benutzen Sie nur die Menge Wasser, die benötigt wird, um das Material aufzulösen. Wenn gechlortes Wasser oder Peroxid benutzt wird, lassen Sie das zu benutzende Wasser einen Tag lang in einem Behälter, bis es verwendet wird.
Abbildung 2: Gebrauchsfertiges Wasser, nachdem es eine Nacht lang „ruhte“.
Abbildung 2: Gebrauchsfertiges Wasser, nachdem es eine Nacht lang „ruhte“.
  • Lösen Sie den Kot und das im Abferkelstall entnommene Material in Wasser auf, um die für die Anzahl an Jungsauen erforderliche Gesamtmenge zu erhalten. Pro Kopf werden 75 ml benötigt. Bei ca. 250 Jungsauen benötigt man also 18 bis 19 Liter Präparat. Wenn Gewebe (Darm) benutzt wird, versuchen Sie, die Mischung (z. B. mit einem Mixer) zu emulgieren.

  • Benutzen Sie das zubereitete Material sofort und nicht mehr als 4 Stunden nach der Zubereitung (oder frieren Sie es gleich ein). Bewahren Sie es nicht für den nächsten Tag auf.

 

Verfütterung der Kontaktsuppe

  • Die Kontaktsuppe wird während der Akklimatisierung mindestens dreimal verabreicht (immer innerhalb von 2-3 Tagen). Es ist am besten, dies an ganz bestimmten Tagen zu tun, um die Zubereitung des Materials planen zu können.

  • Transportieren Sie das Material zum Stall, in dem die Akklimatisierung erfolgt, in einem Behälter, der nach jeder Benutzung gereinigt wird.

  • Der Futterautomat muss vor Verabreichung der Kontaktsuppe leer sein. Verteilen Sie das Material im Futterautomaten und fügen Sie von Hand eine kleine Menge Futter hinzu. Das Futter sollte keine Antibiotika enthalten.

  • Bei Vollspaltenböden und, wenn das Material nicht über die Futterautomaten verabreicht werden kann, können Sie das Einfrieren der Mischung (in 1-Liter-Beuteln) und ihre Verabreichung auf dem Boden als „Blöcke“ in Erwägung ziehen. Diese dienen nicht nur der Akklimatisierung, sondern auch als Spielzeug für die Sauen.

  • Mischen Sie bei Gruppenbuchten, die über einen Bereich ohne Spaltenboden verfügen, die Kontaktsuppe mit Futter und verstreuen sie dieses auf dem Boden, sofern Sie gewährleisten können, dass jedes Tier eine Dosis erhält.

  • Es gibt automatisiertere Verfahren, wie z. B. Wasserdosierer oder elektronische Futterautomaten (C. Martinez et al, 2014 IPVS). Es ist jedoch zu berücksichtigen, dass die europäischen Rechtsvorschriften zum Tierschutz verlangen, dass alle Tiere freien Zugang zu einer sauberen Wasserquelle haben.

  • Im Fall von Darmviren (PED-Virus, TGE oder Rotaviren) wäre das Sammeln von Kot lebender Ferkel in den ersten 18 Stunden nach der Infektion eine Alternative zur Zubereitung und Verabreichung der Kontaktsuppe in der Akklimatisierungsphase. Dieses Material wird dann mit normaler Kochsalzlösung verdünnt und die Lösung auf die Sauen gesprüht um sie zu infizieren. Die Konzentration dieser Viren in fäkalem Material von Saugferkeln ist viel höher als in Eingeweiden oder dem Kot von Sauen.

  • Die Verfütterung von Kontaktsuppe muss mindestens 3 Wochen vor dem Decken erfolgen.

 

Kontaktsuppe von Remontetieren vor dem Abferkeln

Material und Zubereitung

  • Benutzen Sie dieselbe Art Material, das bei der vorhergehenden Partie benutzt wurde, und bereiten Sie es auf die gleiche Weise zu.

  • Die verabreichte Menge beträgt ebenso 75 ml pro Tier.

  • Wenn eine Rezirkulation von PRRSV erfolgt, besprechen Sie dies bitte mit Ihrem Veterinärmediziner.

Verabreichung

  • Es können alle oben beschriebenen Verfahren eingesetzt werden.

  • Bereiten Sie Kontaktsuppe für zwei Wochen zu und frieren Sie sie dann ein.

  • Sie sollte zwischen dem 79 und 93. Tag der Tragzeit verabreicht werden.

  • Vermeiden Sie die Verabreichung von Kontaktsuppe bei Sauen nach dem 93. Tag der Tragzeit.

    Beachten Sie, dass es zur Remontierung wichtig ist, die Kontaktsuppe nicht vor dem Alter von 20-22 Lebenswochen und nicht in den drei Wochen vor dem Decken oder Abferkeln zu verabreichen.

    Das Verfüttern der Kontaktsuppe vor dem Abferkeln bei Jungsauen, die in der Akklimatisierungsphase nicht den entsprechenden Viren ausgesetzt waren, kann kontraproduktiv sein, da die Tiere diese Krankheitserreger in die Abferkelställe einschleppen können. Die Exposition in der Akklimatisierungsphase könnte man als eine erste Impfung bezeichnen und die Exposition vor dem Abferkeln als Auffrischungsimpfung.

Tabelle 1: Eigenschaften der Kontaktsuppe je nach benutztem Material.

  Ausstattungskosten Erforderliche Zeit Handhabung Effektivität
Gefrorenes Material   + ++ ++ ++
Flüssigfutterspender ++ + +++ +++
Wasserdosierer +++ + +++ +++
Spray + +++ + +

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